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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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spülte den Rasierer aus, trocknete sich die Wangen ab und nahm am Schreibtisch Platz. Der Dicke war aufgesprungen und hielt sich lamentierend den blutenden Finger. Vallenar kramte in der Hosentasche, beugte sich über den Schreibtisch, wickelte dem Mann sein Taschentuch um den Finger und sagte freundlich: »Bitte, setzen Sie sich doch wieder.« Der Dicke ließ sich zitternd und leise wimmernd auf den Besucherstuhl sinken. »Sie tun uns beiden einen Gefallen, wenn Sie meine Fragen präzise und schnell beantworten. Also, haben Sie ein Gerät, wie ich es Ihnen beschrieben habe, verkauft?«
    »Ja, Comandante«, antwortete der Gebrauchtwarenhändler hastig. »Und wem?« »Einem amerikanischen Künstler.« Er hielt den verwundeten Mittelfinger umklammert. »Was für einem Künstler?« »Einem Bildhauer. Er wollte eine moderne Skulptur daraus machen und in New York ausstellen. Es war verrostet, man hätte es sowieso nicht mehr gebrauchen können.« Vallenar schmunzelte. »Einem amerikanischen Bildhauer. Wie hieß er?« »Das hat er mir nicht gesagt.« Vallenar nickte grinsend. Der Schmerbäuchige brannte geradezu darauf, die Wahrheit zu sagen. »Natürlich nicht. Und nun erzählen Sie mir bitte, Señor ... ach, ich habe gar nicht nach Ihrem Namen gefragt. Wie taktlos von mir.« »Tornero, mi Comandante. Rafael Tornero Perea.« »Señor Tornero, sagen Sie mir bitte – von wem haben Sie das Gerät gekauft?« »Von einem Mestizen. Wie er heißt, weiß ich nicht.« Vallenar runzelte die Stirn. »Sie wissen nicht, wie er heißt? Es gibt nur noch wenige Mestizen, und in Punta Arenas muss man sie fast mit der Lupe suchen.« »Ehrlich, Comandante, ich kann mich nicht an den Namen erinnern.« In den Augen des Dicken spiegelte sich panische Angst, er kramte so verzweifelt in seinem Gedächtnis, dass ihm Schweißtröpfchen von den pomadisierten Augenbrauen liefen. »Er war nicht aus Punta Arenas, er stammte aus dem Süden. Es war ein ungewöhnlicher Name.« Eine schlagartige Erleuchtung überkam Vallenar. »Hieß er Puppup? Juan Puppup?« »Ja! Danke, Comandante, dass Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen haben. Puppup – so hieß er.« »Hat er gesagt, wo er es gefunden hat?« »Ja, auf der Isla de Hornos. Aber das habe ich ihm nicht abgenommen. Wer findet dort schon was Wertvolles?« Er schien es eilig zu haben, sein Wissen an den Mann zu bringen, es sprudelte nur so aus ihm heraus. »Der will nur einen besseren Preis rausschlagen, hab ich mir gedacht.«
    Seine Miene hellte sich auf. »Ach – jetzt fällt’s mir wieder ein: Es war auch noch eine Hacke dabei. Und ein merkwürdig geformter Hammer. Die eine Seite des Hammerkopfs war länger und gebogen. Der Amerikaner hat das ganze Zeug aufgekauft. Sogar den Lederbeutel mit Steinen.« Vallenar beugte sich vor. »Haben Sie die Steine mit eigenen Augen gesehen?« »Ja, Sir. Ich habe natürlich nachgeguckt, was in dem Beutel drin ist.« »Haben sie wie Gold ausgesehen?« »Aber nein! Sie waren völlig wertlos.« »So? Müssten Sie nicht Geologe sein, um das beurteilen zu können?« Obwohl Vallenar ganz ruhig mit ihm sprach, fing der Dicke gleich wieder ängstlich zu zappeln an. »Comandante, ich hab sie Señor Alonso Torres gezeigt, der hat in der Galle Colinas einen Laden für Schmucksteine. Ich dachte, es wäre vielleicht ein wertvolles Erz. Aber er hat mir gesagt, sie wären nichts wert, die Steine könnte ich alle wegwerfen.« »Und woher wollte er das wissen?« »Er kennt sich mit so was aus, Comandante. Er ist Experte, wenn es um Steine und Minerale geht.« Vallenar trat an das vom Salzwasser rostig gewordene Bullauge seiner Kabine. »Hat er gesagt, was für Steine es waren?« »Nein. Er hat gesagt, sie hätten keinen Namen.« Der Comandante wandte sich zu dem Schmerbäuchigen um. »Wie haben sie denn ausgesehen?« »Wie Steine eben aussehen: hässlich.« Vallenar schloss die Augen und versuchte, seinen Zorn zu beherrschen. Es wäre ungehörig gewesen, auf dem eigenen Schiff einem Gast gegenüber die Geduld zu verlieren. Tornero murmelte: »Es könnte sein, dass ich noch einen in meinem Geschäft habe.« Vallenar riss die Augen auf. »Ach ja?« »Señor Torres hat einen Stein behalten, er wollte ihn noch genauer untersuchen. Später, nachdem der Amerikaner das Gerät und die anderen Sachen bei mir gekauft hatte, hat er ihn mir wiedergegeben. Ich hab ihn eine Zeit lang als Briefbeschwerer benutzt. Weil ich im Stillen immer noch gehofft habe, er könnte vielleicht doch

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