Ich begehre dich noch immer
antwortete Emily hastig. „Nach Gewürzen und frischem Brot. Ich nehme schon allein von den Gerüchen zu, die hier die Luft erfüllen.”
Sie schob ihre Speisekarte beiseite. „Aber da ich mich nach dem Duschen gewogen habe und entdeckt habe, dass ich weitere zwei Pfund verloren habe, werde ich an mich halten. Ein Salat und ein winziges Brötchen, das reicht vollkommen für mich.”
„Aber es ist ein besonderer Anlass, Emily.” Mark sah sie eindringlich an. „Wir feiern die Möglichkeit, dass Trevor ein Goldmedaillengewinner bei der nächsten Olympiade werden könnte. Die in Athen schafft er zwar nicht mehr ganz”, er zwinkerte Trevor zu, „aber wer weiß, was die Zukunft noch alles für ihn bereithält? Kannst du nicht wenigstens für heute Abend deine Diät vergessen?”
„Nein”, warf Trevor ein. „Sehen Sie, die Sache ist so. Mom hat es mir erklärt. Wenn einem etwas an dem Menschen liegt, der gerade auf Diät ist, dann tut man alles, um sein Programm nicht zu sabotieren. Verstehen Sie?” Er beugte sich neugierig vor. „Ihnen liegt doch was an meiner Mom, oder?”
Ich bin in deine Mutter verliebt, dachte Mark und wünschte, er könnte mit seinem Sohn offen sprechen. Sie ist die einzige Frau, die ich geliebt habe und lieben werde. Aber er nickte nur und sagte: „Aber natürlich. Ich werde nie wieder verlangen, dass sie sich mehr zu essen bestellt, als sie möchte, okay?”
„Gut.” Trevor grinste zufrieden. „Hab ich mir schon gedacht, dass sie Ihnen was bedeuten muss, weil ihr doch Freunde wart, als ihr noch so jung wart. Und jetzt seid ihr alt und immer noch miteinander befreundet. Das ist echt stark.”
„Genug damit, Trevor”, unterbrach Emily ihn. „Lass uns von was anderem sprechen. Was habt ihr heute zum Beispiel im Schwimmbad gemacht? Bist du sehr müde?”
„Vollkommen erschossen”, sagte Trevor glücklich und gähnte übertrieben. „Ich werd mich eine Sekunde, nachdem wir wieder zu Hause sind, in die Falle hauen. Du und Mark könnt euch einen romantischen Film angucken. Zum Beispiel von der Sorte, wo’s darum geht, ob ein Mann und eine Frau sich kriegen und …”
„Möchten Sie schon bestellen?” fragte die Kellnerin, die in diesem Moment an ihren Tisch trat.
„Ja, sehr gern”, sagte Emily und bedachte Trevor mit einem strengen Blick, den er nur mit einem engelhaft unschuldigen Grinsen erwiderte.
Sie bestellten, und dann drängte Emily Trevor noch einmal, vom Nachmittag im Schwimmbad zu erzählen. Trevor begann begeistert mit seinem Bericht, der gespickt war mit den winzigsten Einzelheiten jeder Übung, die Mark ihm auferlegt hatte, und nahm sich beim Erzählen kaum Zeit, Luft zu holen.
Mark hatte eindeutig Recht gehabt, dachte Emily und hörte Trevor nur mit halbem Ohr zu.
Ihr Sohn war entschlossen, sie und Mark zusammenzubringen. Ihr kleiner Junge hatte all die Jahre seinen Vater mehr vermisst, als sie geahnt hatte. Diese Erkenntnis stimmte sie so traurig, dass ihr Herz sich schmerzlich zusammenzog.
Jetzt würde Trevor in Mark Maxwell einen Vater finden, aber das Ergebnis würde nicht so aussehen, wie Trevor es erwartete. Seine Verkupplungsversuche waren reine Zeitverschwendung. Es würde keine glückliche Familie, bestehend aus Mom, Dad und Kind, geben. Emily, Mark und Trevor konnten nicht zusammenkommen.
„Und deswegen”, sagte Trevor gerade, „bin ich vollkommen alle. Vielleicht werde ich nicht einmal die Kraft haben, meine Spaghetti zu essen, die übrigens in diesem Moment auf dem Weg hierher sind.”
Bevor Emily antworten konnte, wurde ihre Bestellung gebracht, und die Kellnerin stellte einen Korb mit herrlich duftenden, ofenwarmen Brötchen vor Emily auf den Tisch.
Sie starrte auf die Brötchen und erinnerte sich plötzlich, dass sie und Mark damals hergekommen waren, um zu feiern, dass sie seit einem Jahr fest miteinander gingen. Sie hatte einen weichen rosafarbenen Pullover und eine eng anliegende weiße Hose getragen. Mark hatte seine beste Jeans angehabt - er hatte sie sogar gebügelt, und dazu ein hellblaues Hemd angezogen.
Er hatte sich das Haar frisch gewaschen, und es stand ihm noch wilder vom Kopf ab als gewöhnlich. Während der köstlichen Mahlzeit hatte er ein Wasserglas umgeworfen, und die Serviette war ihm drei Mal vom Schoß gerutscht. Sie waren sich so erwachsen vorgekommen an jenem Abend, weil sie ihr Jubiläum feierten wie Erwachsene. Sie hatten von den Kindern gesprochen, die sie später einmal haben wollten, und hatten sogar
Weitere Kostenlose Bücher