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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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ich war nur unten am Fluss«, antwortete Seb.
    »Darf ich zum Fluss gehen, Mama?«, fragte Jasmine.
    »Solange du keine Dummheiten machst und etwa in ein Boot steigst«, antwortete ihre Mutter.
    »Ach, keine Angst, Mrs. …«, fing Seb an.
    »Harrison, Sebastian, Mrs. Harrison.« Sie lächelte ihn kokett an.
    »Keine Angst, Mrs. Harrison. Es ist kein Boot, es ist ein Floß.«
    »Es ist noch unsicherer als ein Boot«, warf ich ein. »Es hat nicht mal genug Auftrieb.«
    Seb sah mich streng an. »Deshalb wollte ich dich ja holen. Damit du mir mit den Schwimmkörpern hilfst.«
    »Sonia passt schon auf Jasmine auf«, sagte meine Mutter. »Machen Sie sich keine Sorgen, Joyce.«
    Ich funkelte sie so böse an, wie ich nur konnte, aber sie bemerkte es nicht.
    Meine Mutter hatte immer behauptet, sie sei zu müde, um fremde Kinder zu Besuch zu haben, oder mein Vater hätte etwas gegen den Lärm. Ich erwartete nicht mehr, dass ich Freundinnen nach Hause mitbringen durfte, und die anderen Mädchen luden mich auch nicht mehr ein. Warum hatte meine Mutter plötzlich Jasmine aus dem Hut gezaubert?
    »Dann mal ab mit euch. Aber seid vorsichtig«, sagte sie.
    »Und komm zurück, bevor es dunkel wird, Jasmine«, sagte Mr. Harrison. »Wir müssen dann gehen.«
    »Ach, Sie bleiben doch zum Abendessen«, hörte ich meine Mutter im Hinausgehen noch sagen. Wir hatten auch nie Gäste zum Abendessen. Was war hier los?
    Als ich im Flur war, sagte Seb: »Komm mit, Jasmine«, und ich konnte spüren, wie sie hinter mir herliefen, als ich über den Fußweg zur Treppe und nach unten ging.
    Ich brauchte fast eine halbe Stunde in dem kalten, dreckigen Wasser, um den Auftrieb hinzubekommen. Aber das war es wert, um Sebs Respekt nicht zu verlieren und der zimperlichen Jasmine zu beweisen, dass man nicht wie eine Sindy-Puppe aussehen musste, um Jungs wie Seb zu bekommen und zu behalten. Ich war mir sicher, dass Seb auf keinen Fall mit Jasmine auf Tamasa rausfahren würde, nachdem ich sie doch fahrtüchtig gemacht hatte. Jasmine stand die ganze Zeit nur am Ufer und sah kichernd zu, wie er mit den Kisten und Ölfässern herumhantierte, fluchte und mir Befehle gab. Und als wir sicher waren, dass das Floß wieder schwimmen würde, bat Seb mich, zum Flusshaus zu laufen und eine Taschenlampe zu holen.
    Ich hörte die Erwachsenen im Wohnzimmer reden und schnappte mir die Taschenlampe, ohne ihnen etwas zu sagen. Ich wollte zurück und aufpassen, dass Seb nicht ohne mich mit Jasmine auf meinem Floß losfuhr.
    Aber als ich nur wenige Minuten später aus dem Haus kam, sah ich schon, dass er Jasmines Hand hielt und sie durch das Wasser führte. Sie kreischte. Sie war starr vor Angst und genoss es.
    Es war, als hätte ich das Floß, mit dem wir bei Sebs Expedition zum anderen Flussufer beinahe ertrunken wären, weder mitgebaut noch den Namen ausgesucht. Als würde ich für Seb gar nicht mehr existieren.
    »Ihr dürft nicht losfahren! Das haben sie euch verboten!«, rief ich. Ich lief die Treppe hinunter, und obwohl die Stufen rutschig waren, nahm ich immer zwei Stufen auf einmal. Auf den unteren Stufen glitzerte noch Wasser, ich passte nicht auf, sondern schlitterte tiefer, rutschte aus, stieß mir den Oberschenkel fest an und achtete weder auf die Schmerzen noch auf den dicken Bluterguss, der sich bald bilden würde. Seb führte Jasmine zu Tamasa hinaus, die er an einem Pfeiler des Kohlenanlegers festgebunden hatte, und sie kletterte hinauf. Sie hatte ihre hübschen, hohen Schuhe mit den geflochtenen Keilabsätzen im Schlamm neben der Mauer liegen lassen, das Baumwollkleid geschürzt und zeigte ihre langen, goldbraunen Oberschenkel. Seb kam zum Ufer, nahm mir die Taschenlampe ab, dann watete er zurück. Er sprang zu Jasmine auf Tamasa und löste das Seil vom Anleger. Ich sah zu, wie der Fluss sie forttrieb.
    »Bis nachher, Sonia«, rief Seb. »Warte im Pub auf uns. Mark ist auch da. Besorg uns schon mal was zu trinken, wir kommen nach!«
    »Die geben mir nichts!«, rief ich, und der Wind riss meine jämmerlichen Worte einfach in die Luft.
    Was blieb mir anderes übrig? Ich wollte nicht, dass sie den ganzen Abend alleine loszogen. Und ich wollte sie auf keinen Fall aus den Augen lassen. Also ging ich direkt zum Pub, wo ich ihre Fahrt besser beobachten konnte. Mark war an der Bar. Er bot an, mir etwas zu trinken zu kaufen, und ich bat ihn um eine Cola. Mark bekam immer Alkohol. Damals wurden sowieso keine Ausweise kontrolliert. Wir gingen mit unseren Getränken auf

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