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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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die Einzige, oder? Ich bin genauso schuld. Ich fasse es nicht, dass das passiert ist. Wir hätten besser auf ihn aufpassen müssen.«
    »Nein, Mick! Sie hat ihn in Watte gepackt! Unsere Kinder würden sich nicht solche Probleme einhandeln, weil sie von klein auf Verantwortung gelernt haben. Aber Jez dagegen! Maria hat ihn sein Leben lang bemuttert. Wenn er in Schwierigkeiten geraten ist, sollte sie sich erst mal an die eigene Nase fassen, bevor sie über uns herzieht.«
    »Sie hat gefragt, warum wir ihn nicht zu seinem letzten Collegegespräch gefahren haben.«
    »Zu dem in Greenwich? Da ist Barney doch auch hingegangen! Den mussten wir nicht hinchauffieren, oder? Sie haben doch Füße!«
    »Du weißt doch, was ich meine«, sagte Mick. »Wir hätten ein Auge auf ihn haben sollen.«
    »Wenn einer auf dieser Schule aufgenommen wird, dann Jez, nicht Barney. Er hat mehr Talent an der Gitarre, und das weiß sie auch.«
    »Lenk nicht mit eurer bescheuerten Geschwisterrivalität ab«, sagte Mick. »Es geht hier um den Jungen.«
    Um Punkt zehn Uhr nahm Mick das Telefon in ihrem Zimmer und rief die Polizei an.
    »Und?«, fragte Helen nach dem Gespräch.
    »Nachdem er noch eine Nacht weg war, sind sie schon interessierter. Sie wollen heute noch jemanden vorbeischicken, der mit uns redet.«
    Helen seufzte und schob die Decke zurück. »Ich stehe mal lieber auf. Maria muss in Jez’ Zimmer schlafen. Wenn er vor heute Nacht zurückkommt, müssen sie sich das Zimmer eben teilen.«
    Nach dem Mittagessen fuhr Mick los, um Maria in Stansted abzuholen. Helen sah sich zufällig im Spiegel und erschrak. Ihr kurzes Haar, das sie in einem hellen Karamellbraun gefärbt hatte, war grau nachgewachsen, ihre Augen waren verquollen, und auf ihren Wangen zeichneten sich rote Äderchen ab. Wie konnte das über Nacht passiert sein?
    So durfte Maria sie auf keinen Fall sehen. Sie besorgte rasch im Tesco Express eine Haarfärbung, setzte sich im Bademantel auf das Bett und wartete, während sich die Farbe entwickelte. Nachdem sie sich die Haare geföhnt hatte, zog sie einen grünen Wollminirock an, dazu einen Kaschmirpullover, eine blickdichte violette Strumpfhose und braune Wildlederstiefel. Damit fühlte sie sich schon besser.
    Bis Mick mit Maria zurückkam, würde es mindestens noch eine Stunde dauern. Sie musste einen klaren Kopf bekommen. Sie würde einen Spaziergang machen, einen Kaffee trinken und ein paar Sachen im Bio-Laden kaufen, um etwas Nettes zu kochen. Und sie würde Blumen kaufen. Das würde dem neuen, gesundheitsbewussten Mick gefallen und Maria beweisen, dass sie auf sich und das Haus achteten, in das sie Jez eingeladen hatten.
    »Seid ihr heute Nachmittag zu Hause?«, fragte Helen in der Küche Barney, der gerade im Halbschlaf einen Tee kochte. »Falls Jez zurückkommt. Ruft mich sofort an, wenn ihr was hört.«
    »Keine Sorge, Mum«, sagte Barney und legte ihr einen Arm um die Schultern. Helen wünschte, das hätte er nicht getan; die Geste trieb ihr eine Träne ins Auge. Sie machte ihr bewusst, wie allein und verängstigt sie sich eigentlich fühlte.
    Später saß sie vor ihrem Lieblingscafé auf dem Greenwich Market und nippte an einem Cappuccino. Gegen den Kater konnte er nichts ausrichten, und sie beschloss wieder einmal, sich beim Wein mehr zurückzuhalten. In dem schwachen, aber wärmenden Sonnenlicht, das durch die gewellte Plastiküberdachung fiel, überlegte sie, ob man den Markt wohl wie geplant renovieren würde. Sie war nicht sicher, was sie von einer solchen Luxussanierung halten sollte. An den Wochenenden war der Markt ohnehin angesagt mit seinen Ständen, die lauter schicke Sachen im Angebot hatten – von Gartenspringbrunnen bis zu Samtkorsagen, von handgemachter Seife bis zu geschnitzten Holzskulpturen. Aber unter der Woche blieben nur die alteingesessenen Händler übrig, die plauderten und Tee tranken und sich mit den gleichen Geschäften wie seit Ewigkeiten ein mageres Auskommen verschafften. Ein paar von ihnen waren auch heute hier, ihre Kleidung sah aus wie aus den Bergen Trödel gezogen, den sie verkauften. Helen vermutete, dass viele seit Jahren dabei waren; seit den Anfängen, als auf dem Parkplatz gegenüber sonntags ein Antiquitätenmarkt stattfand. Ihre Stände glichen eher Museumssammlungen mit ihren Schuhanziehern und Spielzeugsoldaten, Bowlingsets und alten Lederschlittschuhen, Schweineköpfen und ausgestopften Tieren in Glaskästen. Sie waren ein Teil der Geschichte von Greenwich. Es wäre eine

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