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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Augen zusammen. Etwas Schreckliches war geschehen, und sie fühlte sich wie gerädert. Sie streckte einen Fuß aus, um ihn zum Trost an Micks Wade zu reiben, aber sie fand nur ein leeres Bett. Sie setzte sich auf. Mick hatte seine Joggingsachen angezogen und schnürte gerade seine Laufschuhe zu.
    »Was ist los?«, murmelte sie.
    »Es ist wegen Jez«, antwortete er. »Ich habe kein Auge zugemacht.«
    »Hast du in seinem Zimmer nachgesehen?«
    »Er ist nicht da.«
    »Mein Gott.«
    Mick hatte am vorigen Abend gemeint, sie sollten sofort die Polizei verständigen. Er hatte mit jemandem gesprochen, der einige Fragen gestellt hatte. Am Ende hatte er das Telefon weggelegt und berichtet, dass er sich am nächsten Morgen wieder bei der Polizei melden solle, falls sie bis dahin noch nichts von Jez gehört hatten.
    »Er ist sechzehn und war die ganze Woche allein unterwegs. Dass er mal länger wegbleibt, ist noch nicht besonders ungewöhnlich«, hatte der Polizist ihm erklärt.
    »Na, dann klingt es doch gar nicht so schlimm«, hatte Helen gesagt, aber Mick war aufgestanden, ins Schlafzimmer gegangen und hatte sich hingelegt, ohne noch ein Wort mit ihr zu reden.
    Jetzt lief Mick nach unten. Die Fenster wackelten, als die Haustür zuknallte. Helen warf einen Blick auf den Wecker. Viertel vor sieben! So früh stand er sonntags nie auf. Es war draußen fast noch dunkel. Und eiskalt. Sie überlegte, ob sie aufstehen und sich Wasser oder Saft holen sollte, aber Übelkeit und Schwindel waren stärker. Am Ende nutzte sie die Gelegenheit, das Bett für sich zu haben, drehte sich auf den Bauch und streckte sich aus, die Arme über den Kopf gereckt. Bens sonnengebräuntes, lächelndes Gesicht trieb vor ihr inneres Auge, als sie wieder in den Schlaf hinüberglitt.
    Es war gerade einmal acht Uhr, als Mick zurückkam, leicht verschwitzt und mit rotem Gesicht. Er ging direkt in das angrenzende Badezimmer. Helen konnte vom Bett aus sehen, wie er sich im Spiegel musterte, sein rotblondes Haar zurückstrich, sein Gesicht aus verschiedenen Winkeln betrachtete, dann den Bauch einzog und ihn tätschelte. Als er ihren Blick spürte, schloss er die Tür und stellte die Dusche an. Helen wünschte sich, er würde wieder ins Bett kommen zu diesem warmen, altmodischen Sonntagmorgensex, der einen Kater so gut lindern konnte.
    Als Mick geduscht hatte, kam er nicht zu ihr, sondern ging zum Fenster und rieb sich mit einem Handtuch den Kopf ab. Er lehnte sich gegen die Heizung, starrte hinaus und trommelte mit den Fingern. Helen setzte an, ihn zu fragen, woran er dachte, aber dann schloss sie den Mund wieder. Sie wünschte, sie hätten so miteinander reden können wie früher, ohne nachzudenken, einfach jeden Gedanken aussprechen können, der ihnen in den Sinn kam. Helen betrachtete den Mann, mit dem sie schon seit so vielen Jahren zusammenlebte, dass sie die Muttermale auf seinem Rücken und die Füllungen in seinen Zähnen kannte, und fragte sich, wer er wirklich war.
    »Wann solltest du noch mal anrufen?«
    »Nicht vor zehn. Eher später.«
    »Mittags ist er bestimmt hier, wenn er nicht wieder in Paris ist.«
    »Die Polizei könnte uns ruhig ernster nehmen.« Durch das Handtuch klang seine Stimme gedämpft. »Verdammt, wie lange dauert es denn, bis jemand als vermisst gilt?«
    Geschirr klapperte, als Mick die Spülmaschine ausräumte, Schranktüren wurden geöffnet und zugeschlagen. Später fand Helen im Abfalleimer lauter Verpackungen von Schokoladenkeksen, Chipstüten und sogar Bierdosen.
    Als er endlich mit dem Frühstückstablett nach oben kam, klingelte das Telefon. Er rannte durch das Zimmer, um abzuheben. An seinem Tonfall erkannte Helen, dass er mit Maria sprach.
    »Nein, nein. Ich weiß. Ich konnte auch nicht schlafen. Natürlich tut es ihr leid, aber … Sicher, wir fühlen uns beide verantwortlich, aber sie findet einfach, er wäre alt genug … Nein, das wollte ich nicht sagen … Ja, natürlich. Ich komme. Bis nachher.«
    Er legte das Telefon weg und sah Helen so niedergeschlagen und hilflos an, dass sie ihm die Arme entgegenstreckte, um ihn zu drücken. Er rührte sich nicht.
    »Er war nicht im Nachtzug«, sagte er. »Sie hat einen Flug gebucht und kommt heute Nachmittag an.«
    »Ernsthaft?«
    »Sie hat es Nadim erzählt. Er hat gerade irgendeinen Auftrag im Nahen Osten, aber wenn wir bis morgen nichts gehört haben, kommt er nach London.«
    »Sie gibt immer noch mir die Schuld. Das konnte ich bei dir heraushören.«
    »Aber du bist ja nicht

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