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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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er sich so unkooperativ verhält.
    »Jez, diese Situation gefällt uns beiden nicht, aber wir müssen das Beste daraus machen. Es wird nicht lange dauern. Versprochen. Bitte iss etwas. Hier. Ich habe dir Kuchen von Rhodes mitgebracht. Du kannst dir sogar etwas aussuchen, Prinzessinnenkuchen oder Zitronentarte.«
    Er holt tief Luft und spuckt mich an, nicht einmal, sondern immer wieder. So unerwartet und heftig, dass ich mich nicht einmal ducken kann.
    Speichel rinnt über meine Wange. Ich wische ihn mit meinem Mantelärmel weg.
    »Das war nicht nötig«, sage ich. »Ich komme mitten in der Nacht her, um nachzusehen, ob es dir gut geht und du nicht frierst oder Angst hast. Nur deshalb bin ich hier, Jez, weil ich mich um dich kümmern will. Beiß nicht in die Hand, die dich füttert.«
    Er antwortet nicht.
    Ich setze mich neben ihn auf das Bett und streiche ihm das feuchte Haar aus der Stirn, um ihm zu zeigen, dass ich ihm seinen Ausbruch nicht übel nehme, auch wenn er mich verletzt hat. Er zuckt vor meiner Berührung zurück.
    »Wenn du nicht mit mir redest und mir nicht einmal sagst, was du hast, wie soll ich dir dann helfen?«, frage ich. Plötzlich werde ich von Gefühlen überwältigt. Dieses Mal packt mich jedoch nicht Wut, sondern Verzweiflung darüber, dass ich Jez dies hier zumuten muss. So will ich das nicht. Ich will ihn wieder im Musikzimmer haben, es soll wie am Anfang sein. Ich will ihm zeigen, dass ich nur Gutes für ihn will. Es sollte nie so unschön werden. Ich will auch nicht, dass er schlecht über mich denkt, dass er glaubt, ich wollte ihm etwas antun. So ist das nicht. So bin ich nicht. Irgendeine Macht verdirbt, was zwischen uns ist. Das habe ich schon in der Küche vorhergesagt, als ich mich an den Sommer in Ostanglien erinnerte. Genauso, wie sie die Sache zwischen Seb und mir in den Dreck gezogen haben.
    »Es kommt schon alles in Ordnung«, verspreche ich. »Es wird schön. Wir müssen nur diesen Teil überstehen.«
    »Sie wollten mich zu Helen nach Hause bringen.«
    »Ja, das wollte ich. Aber wie die Dinge im Moment stehen, geht das nicht, weißt du. Du hast selbst gesagt, man könnte es den anderen schlecht erklären. Darüber habe ich nachgedacht, und du hast recht. Es wäre unmöglich gewesen.«
    »Helen und Alicia haben keine Ahnung, wo ich bin, oder? Die Überraschungsparty war eine Lüge.«
    »Ich habe nie gelogen, Jez. Erinnere dich, du bist selbst auf die Idee mit der Überraschungsparty gekommen.«
    Er windet sich und zerrt an den Fesseln aus Klebeband.
    »Warum bin ich gefesselt? Und eingeschlossen? Wo bin ich?«
    »Psst. Alles in Ordnung. Du bist nicht weit vom Flusshaus. Ich würde dich doch nicht fortbringen. Ich würde dich nie im Stich lassen. Das weißt du doch.«
    Ich warte, damit er sich beruhigt.
    »Mir tut nur leid, dass du die nächsten paar Tage nicht gerade im Luxus verbringen wirst. Ich muss dich unter unschönen Bedingungen hier behalten. Aber nicht lange.« Ich mustere ihn, um zu sehen, ob meine Worte überhaupt zu ihm durchdringen.
    Er hört auf, sich abzumühen, und sieht mich zweifelnd an, er will mir glauben, aber er lässt es noch nicht ganz zu.
    »Ich verspreche es dir, Jez.«
    Die Kälte in der Garage fährt einem schmerzlich bis in die Knochen. Es ist schlimmer, als ich erwartet hätte. Sogar unter dem Oberbett, mit den Decken und der Wärmflasche, zittert Jez, und ich selbst kann mein Zähneklappern nicht unterdrücken, obwohl ich meinen langen, schwarzen Winterwollmantel, einen Schal und Stiefel über meinem Nachtzeug trage. Meine Lippen sind so taub, dass ich kaum die Worte herausbekomme. Ich muss ihm ein zweites Oberbett bringen, sobald ich kann. Er soll ja nicht krank werden.
    »Sieh es doch als kleines Abenteuer an, wie Zelten im Wald. Ich bringe dir alles, das weißt du doch. Du musst nur fragen. Sieh mal, da habe ich dir die akustische Gitarre hingestellt. Und da ist eine Taschenlampe, falls du Licht brauchst.«
    »Wie soll ich denn spielen, wenn Sie mir die Hände festbinden? Was ist das überhaupt? Gafferband?«
    »Ich wollte dich nicht fesseln, glaub mir. Ich hatte Angst, dass du Panik bekommst, wenn du aufwachst, und dich vielleicht bei irgendeiner Dummheit verletzt.«
    Keiner von uns erwähnt, was ich benutzt habe, damit er sich nicht beschmutzt. Ich weiß, wie beschämend das für ihn wäre.
    »Ich schneide die Fesseln bald durch, wenn du brav bist. Ich würde gerne auf sie verzichten, damit du Gitarre spielen, rauchen und dich waschen kannst.

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