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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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offenkundig.
    »Meins!«, brüllte Mäxchen. »Will das haaaben!«
    Der andere kleine Junge heulte auf und haute Mäxchen seine gelbe Schaufel auf den Kopf. »Nein! Meins! Maaamaaaa!«
    Weil Adrian das Eimerchen mitsamt Zubehör hergetragen hatte, konnte ich schlecht beurteilen, wem was gehörte (im Zweifel sowieso nicht Mäxchen, sondern den Ansari-Kindern), also wandte ich mich an Paulinchen. »Haben wir das Förmchen mitgebracht?«
    Sie zuckte diplomatisch die Achseln. Ich seufzte. Eine stabil gebaute Frau war von einer Bank aufgestanden und kam näher. Sie sah aus, als wäre mit ihr nicht zu spaßen.
    »Was hältst du davon, wenn wir in den Zoo gehen?«, fragte ich Mäxchen. »Da gibt es sogar Löwen und Krokodile.«
    Mäxchen verstummte wie eine Sirene, die jemand abgestellt hatte, was seinem kleinen Widersacher Gelegenheit gab, ihm das Förmchen zu entreißen. Die Frau musterte mich, als wäre ich Chef einer Bande, deren Daseinszweck allein darin bestand, hilflose kleine Kinder zu berauben. Sie sammelte ihren Sohn und sein Spielzeug ein und marschierte davon, während Mäxchen sofort und auf der Stelle in den Zoo wollte. Ich erklärte ihm gerade, dass wir auf Adrian warten mussten, als ich die Männer bemerkte, die über den Rasen in Richtung Sandkiste kamen. Es waren die beiden Typen von der Beerdigung – der kleine, stark behaarte Muskelprotz und der lange Dünne mit der Hornbrille. Sie traten dicht an mich heran, der eine links, der andere rechts.
    »Guten Tag, Frau Hagemann«, sagte der Dünne.
    »Tag«, echote der kleine Stämmige.
    »Guten Tag«, antwortete ich ein wenig gezwungen. Ich fühlte mich unwohl, weil die beiden so nah bei mir standen, dass ich ihre Mitesser hätte zählen können, wenn ich Wert darauf gelegt hätte. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
    »Wir wissen so einiges über Sie«, sagte der Dünne. »Zum Beispiel, dass Sie die Frau von Klaus waren.«
    »Wir waren nicht verheiratet.«
    »Aber Sie haben bei ihm gewohnt.«
    »Nur zwei Wochen. Waren Sie mit Klaus befreundet? Tut mir leid, aber ich kenne Sie überhaupt nicht.«
    Der lange Dünne lächelte zuvorkommend und zeigte dabei eine Reihe von Pferdezähnen. »Dann wollen wir uns vorstellen. Ich bin Gregor, und das ist Kong.« Er zeigte zuerst auf sich und dann auf den Muskelprotz. »Er heißt aber nicht wirklich Kong, das ist bloß sein Spitzname.«
    Ich betrachtete die pelzähnliche Behaarung auf Kongs Unterarmen und nickte höflich – und etwas nervös. Mittlerweile war mir klar, dass die beiden nicht zufällig hier aufgetaucht waren.
    »Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?«, erkundigte ich mich.
    »Ja«, sagte Gregor. »Sie haben was, das uns gehört.«
    »Wie bitte?«
    »Vorher hatte Klaus es, und jetzt Sie.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Dann sollten Sie mal Ihren Kopf anstrengen.« Diese Aufforderung kam von Kong. Zur Untermalung schob er demonstrativ die Daumen in seinen Hosenbund, was seine schwarz überwucherten Arme sehr plastisch in mein Blickfeld rückte.
    »Ganz ehrlich, ich besitze wirklich nichts mehr von Klaus. Wir hatten uns schon lange vor seinem Tod getrennt.«
    »Aber Sie sind in dem Haus geblieben. Wo seine Sachen waren.«
    »Bloß noch ein paar Möbel. Und die hat der Gerichtsvollzieher beschlagnahmt. Es ist alles unter den Hammer gekommen, auch das Haus. Ich kann Ihnen gerne die Nummer von dem Gerichtsvollzieher geben, wenn Sie wollen.«
    Sie wollten nicht. Gregor stellte sich dicht vor mich hin. »Sie sollten nachsehen, ob Sie es nicht doch haben.«
    »Was denn genau?«
    »Unterlagen für ein Bankschließfach. Oder einen Safeschlüssel. Irgendwas in der Art.«
    »Heißt das, er hatte noch irgendwo Geld?«
    »Nicht er. Wir. Es gehört uns.«
    »Warum hatte er es denn dann überhaupt, wenn es gar nicht seines war?«
    Diese absolut logische Frage schien Gregor sehr zu verärgern. Seine Stimme klang plötzlich äußerst unfreundlich. »Wir haben Geschäfte mit ihm gemacht, klar?«
    »Was für Geschäfte?«
    »Import-Export«, kam es knapp zurück. »Und aus dem letzten Geschäft schuldet er uns noch einen Haufen Geld.«
    »Da können wir uns ja glatt die Hände reichen«, sagte ich unbedacht. »Und uns zusammen ganz hinten anstellen.« Mein Vorschlag kam weder bei Gregor noch bei Kong gut an, und ich hatte das deutliche Gefühl, dass mir ihre nächste Antwort nicht gefallen würde. Doch in dem Augenblick kehrte Adrian von seiner Zigarettenpause zurück. Seine groß gewachsene, breitschultrige

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