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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Gestalt näherte sich in erfreulichem Tempo. Gregor trat ein paar Schritte zurück, und Kong folgte ihm wie ein kompakter Schatten.
    »Wir kommen wieder«, sagte Gregor. »Bald.« Und dann marschierte er gemeinsam mit Kong davon.
    Paula und Mäxchen, die die ganze Zeit ein bisschen eingeschüchtert in der Sandkiste gewartet hatten, kamen angelaufen und drängten sich an mich.
    »Die Männer waren auch auf Opas Beerdigung«, sagte Paulinchen. »Kennst du die?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    Adrian blickte den beiden ungleichen Figuren nach. »Was wollten die Typen von dir?«
    »Geld.« Als ich Adrians alarmierte Miene sah, räumte ich eilig etwaige Missverständnisse aus. »Es war kein Überfall oder so was. Sie haben behauptet, Klaus hätte Schulden bei ihnen gehabt, und sie waren der Meinung, es müssten noch Unterlagen oder Bankschließfächer da sein, mit massenhaft Geld, zu dem ich Zugang habe.«
    »Hast du aber nicht, oder?« Er gab sich gleich selbst die Antwort. »Nee. Dann wärst du sicher nicht in mein Haus gezogen.«
    »So schlecht ist es da auch wieder nicht.«
    »Zumindest nicht, sobald ich mit Renovieren fertig bin«, stimmte er zu. »Hatte ich dir schon gesagt, dass ich es für besser halte, neu zu tapezieren, statt die alte Tapete zu überstreichen?«
    »Oh, das würdest du echt tun?«
    »Na hör mal. Ich bin der Vermieter. Es wäre sozusagen eine Investition in mein Eigentum.«
    »Aber auch viel mehr Arbeit«, gab ich zu bedenken. »In ein paar Stunden ist das bestimmt nicht gemacht.«
    »Würde es dich stören?«
    »Was denn?«
    »Dass ich dann die ganze Zeit bei dir in der Wohnung rumhänge.«
    »Nicht doch, das wollte ich damit nicht sagen!« Meine Beteuerung kam mit solchem Nachdruck, dass ich sie hastig abschwächte. »Es ist schließlich dein gutes Recht als Eigentümer, nötige Sanierungsmaßnahmen durchzuführen, ich glaube, das steht sogar irgendwo im Mietvertrag. Außerdem habe ich sowieso nichts zu tun, ich bin ja immer noch auf Jobsuche.« Das erinnerte mich daran, dass ich unbedingt noch bei dem Delikatessenladen in Hanau anrufen musste.
    »Fein. Dann wären wir uns ja einig«, meinte Adrian. Er roch ein bisschen nach Rauch, aber das störte mich kein bisschen. Waren mir eigentlich vorher schon diese winzigen silbernen Pünktchen aufgefallen, die für das besondere Funkeln in seinen Augen verantwortlich waren?
    »Ich will zu dem Krokodil«, sagte Mäxchen.
    »Habe ich was verpasst, als ich weg war?«, fragte Adrian.
    Ich hob das Eimerchen und die restlichen Förmchen auf. »Das erkläre ich dir auf dem Weg zum Zoo.«
*
    Der Zoo war nicht weit vom Bethmannpark entfernt, der Abstecher passte sozusagen nahtlos ins Tagesprogramm, inklusive Mittagessen im Zoorestaurant. Adrian bestand darauf, alles zu bezahlen, Eintrittsgeld, Pommes, Apfelsaft, Eis. Meinen Protest überhörte er einfach.
    Die Kinder waren nicht zum ersten Mal im Frankfurter Zoo, aber sie waren beide in einem Alter, wo es nie langweilig wurde, sich Tiere anzuschauen. Auch mir machte es Spaß. Abgesehen von den drei Minuten, in denen Mäxchen vorübergehend verschwunden war. Adrian und ich lösten mit unseren lauten Rufen nach dem Kleinen eine Art Volksauflauf im Affenhaus aus und entgingen nur um Haaresbreite einem Platzverbot. Mäxchen hatte sich in eine unbeobachtete Ecke neben dem Eingang verdrückt, wo er sich ganz ohne fremde Hilfe die Hose runtergezogen und sein kleines Geschäft verrichtet hatte. Ich war viel zu erleichtert, um zu schimpfen, doch der Schreck steckte mir anschließend noch lange in den Gliedern. Schwitzend und herumschreiend durch ein miefendes, viel zu warmes Affenhaus zu rennen und sich dabei von Gorillas, Orang-Utans und Horden von Zoobesuchern anglotzen zu lassen war nicht gerade der Höhepunkt des Tages. Sicherheitshalber ließ ich seine Hand danach nicht mehr los, nicht mal im Streichelzoo. Die ständige Sorge, den Kindern könnte was zustoßen, solange ich für sie verantwortlich war, schürten meinen Frust und meinen Ärger auf Jennifer, die mir diese Verantwortung aufgeladen hatte, nur weil sie ihr eigenes Leben nicht im Griff hatte. Sicher, ihre traumatischen Erfahrungen in London waren bestimmt sehr schlimm, aber bei mir lief es auch nicht besonders rund.
    Als wir am späten Nachmittag wieder nach Hause zurückkehrten, war ich erleichtert, dort Olga anzutreffen. Ich brauchte unbedingt eine Dusche und eine Stunde für mich allein. Mindestens.
    Doch als ich ihre Einkäufe sichtete, wurde mir

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