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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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relativ ereignislos zu Ende. Die folgende Nacht war wie die vorherigen unruhig und voll von Albträumen, die nahtlos in einen Wachzustand übergingen, der den Träumen frappierend ähnelte. Beispielsweise dem Traum, in dem ich durch einen stinkenden See schwimmen musste und dann beim Aufwachen merkte, dass Mäxchen in der Nacht wieder zu mir ins Bett gekrabbelt war, allerdings ohne die Windel, die ich ihm vor dem Schlafengehen angelegt hatte.
*
    Bis auf ein paar ähnliche Kleinigkeiten blieb auch der folgende Tag – es war schon wieder Freitag, irgendwie schienen die Wochentage miteinander zu verschmelzen! – zum Glück ohne unangenehme Zwischenfälle. Ich schaffte es sogar, endlich ungestört bei dem Delikatessenhändler anzurufen und mit ihm einen Vorstellungstermin für die kommende Woche auszumachen. Am Telefon hörte mein potenzieller Arbeitgeber sich ziemlich laut und gestresst an, aber das lag, wie er mir sofort erklärte, an der wahnsinnig vielen Arbeit. Und an dem Krach, den die Handwerker machten. »Wir richten hier gerade den Laden ein«, rief er. »Überall Monteure. Kommen Sie Dienstag um drei!«
    Damit war das Gespräch auch schon wieder beendet. Blieb nur zu hoffen, dass er zu dem Vorstellungstermin in besserer Stimmung war.
    Am Nachmittag kam Adrian vorbei, eigentlich, um die Wände im Flur zu grundieren, nachdem wir dort inzwischen die Tapete komplett entfernt hatten, aber wir taten dann nichts weiter, als mit den Kindern Memory zu spielen und hinterher mit ihnen auf den Spielplatz zu gehen.
    Diesmal kreuzten keine seltsamen Gestalten aus Klaus’ Leben meinen Weg. Auch die übrigen Erinnerungen an die unerfreulichen Begebenheiten des vergangenen Jahres schienen zunehmend in den Hintergrund zu rücken, als ich entspannt neben Adrian auf der Bank saß, während die Kinder sich abwechselnd an der Rutsche und am Klettergerüst austobten.
    Es war sonnig und warm, die Umgebung war idyllisch, um uns herum herrschte friedliche Wochenendstimmung. Wenn die Ungewissheit wegen Jennifers Rückkehr nicht gewesen wäre, hätte dieser Nachmittag im Park ziemlich perfekt sein können.
    Ich überlegte, Adrian nach besagten Durchhängern zu fragen, von denen er mir noch erzählen wollte, aber dann entschied ich, es lieber ihm zu überlassen, wann er darüber sprechen wollte. Stattdessen schnitt ich ein anderes Thema an.
    »Darf ich dich mal was fragen?«, begann ich zögernd.
    »Immer doch.«
    »Was würdest du an meiner Stelle machen, wenn Jennifer bis Montag nicht wieder da ist? Wozu würdest du mir raten?« Ich hatte ihm von ihrem letzten Anruf erzählt, denn nachdem er sowieso schon alles andere erfahren hatte, war es nur naheliegend, ihn auf dem neuesten Stand zu halten.
    »Ich würde dir raten, es einfach auf dich zukommen zu lassen und darüber nachzudenken, wenn es so weit ist. Im Voraus für hypothetische Fälle Pläne zu schmieden – das geht meist daneben. Solche Pläne haben es oft an sich, dass sie vom Leben durchkreuzt werden. Du kennst doch den Spruch: Und erstens kommt es anders …«
    »… und zweitens als man denkt«, schloss ich nachdenklich. »Du hast recht. Ich werde einfach abwarten. Und überhaupt, wieso soll man immer gleich das Schlimmste befürchten? Manchmal hält das Leben ja auch angenehme Überraschungen für einen bereit.«
    Mäxchen kam aus der Sandkiste zu uns herüber. »Ich muss Kacki.«
    Paulinchen war ihm gefolgt, sie hatte ihren herablassenden Große-Schwester-Blick aufgesetzt. »Gar nicht wahr. Er hat schon.«
*
    »Wow, kenne ich Sie?«, sagte Doro am nächsten Abend zu mir. Sie war rechtzeitig zum Babysitten eingetroffen und musterte mich von oben bis unten. »Ich würde sagen, das Leben hat dich wieder. Definitiv. Du könntest wirklich die große Schwester von Bettina Zimmermann sein. Gut, dass du das Kleid noch behalten hast.«
    Es war das Kleid, das ich mir für die erste Verabredung mit Klaus angeschafft hatte und das ich eigentlich schon längst der Caritas hatte schenken wollen. Jetzt war ich froh, dass ich es nicht getan hatte, schließlich hatte es mal eine Stange Geld gekostet. So viel, wie ich bestimmt nie wieder für ein Kleid lockermachen würde. Folglich wäre es dämlich gewesen, es wegzugeben, nur weil ich es zufällig getragen hatte, als Klaus zum ersten Mal mit mir nach Hause gekommen war. Wo er es mir dann ausgezogen und über eine Stuhllehne gelegt hatte, bevor wir zusammen auf mein Bett gesunken waren.
    »Was ist?«, wollte Doro wissen.
    »Nichts.« Ich

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