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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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mich ächzend erhob. »Er spielt schon seit einer Viertelstunde selbstständig und sieht dabei aus, als würde er sich wohlfühlen.«
    Zuversichtlich ging ich zu ihm und erklärte forsch: »Doro und ich gehen mal kurz einkaufen. In zwei Stunden sind wir wieder da. Wäre das okay für dich?«
    Ein skeptischer Ausdruck trat auf das kleine Gesicht, und ich machte mich schweren Herzens darauf gefasst, zwei weitere Stunden puzzeln zu müssen. Oder, was auch nicht viel ersprießlicher gewesen wäre, mich zu den beiden anderen Müttern zu setzen, die zusammen an einem der Tische hockten und Knetmännchen bastelten. Sie mussten ebenfalls den Vormittag im Kindergarten verbringen, weil ihre Kleinen die Trennung nicht verkrafteten. Nur eine einzige Mutter hatte hartherzig ihren kreischenden Sprössling zurückgelassen, sie hatte mit leicht verzerrtem Lächeln erklärt, dass sie leider zur Arbeit müsse und dass der Kleine garantiert mit dem Heulen aufhören würde, sobald sie außer Sicht war, das sei bei ihrem Ältesten auch schon so gelaufen. Zu meinem Ärger hatte sie recht behalten – sie war kaum draußen gewesen, als das Gebrüll auch schon verstummt war und der Kleine unternehmungslustig alle Spielecken erkundet hatte.
    Manchmal klappte es tatsächlich auf die harte Tour, aber ich hatte früher auch andere Fälle erlebt, bei denen die Kinder den ganzen Morgen Rotz und Wasser geheult hatten. Man wusste es vorher nie ganz genau, und aus diesem Grund würde ich auf keinen Fall einfach verschwinden und Mäxchen heulend hier sitzen lassen.
    Mit angehaltenem Atem wartete ich auf seinen Bescheid, und als er gnädig nickte, fiel mir ein gewaltiger Stein vom Herzen.
    »Komm«, sagte ich zu Doro. »Zeit für den Abflug! Noch zwei freie Stunden, die sollten wir ausnutzen.«
    »Hm, die haben hier ein echt cooles Prinzessin-Lillifee-Spiel«, sagte Doro. »Und das mit dem König der Löwen ist auch super. Ich glaube, ich muss mal ein ernstes Wort mit meiner Mutter reden. Eigentlich war es total gemein von ihr, dass ich als kleines Mädchen nicht in den Kindergarten durfte! Bloß, weil es Geld gekostet hat und sie zu geizig war. Stell dir vor, sie sagte zu mir, zum Spielen sei ein echter Garten gesünder als ein Kindergarten. Und jetzt sehe ich zum ersten Mal, was ich alles verpasst habe! Ich hatte ja nicht mal einen Ken!« Sie blickte mich fragend an. »Glaubst du, die könnten mir für den Heimweg noch eine von diesen leckeren Marmeladenschnitten geben?«
*
    Die nächsten zwei Stunden gingen in null Komma nichts drauf. Nach einem kurzen Kaffeeklatsch in Doros Wohnung mussten wir auch schon wieder los, die Kinder abholen. Doro wollte ein bisschen früher hin, damit sie noch ein Arielle-Puzzle legen konnte, doch davon rückte sie wieder ab, als ich ihr erklärte, dass in der letzten Viertelstunde vor dem Abholen alle Kinder zum Aufräumen zwangsverpflichtet würden, damit um Punkt zwölf alles perfekt in Ordnung war.
    Zu meiner Erleichterung war Mäxchen bester Laune, er hatte ein gewaltiges Schiff mit vielen Auswüchsen gebaut und wäre gern noch länger zum Spielen dageblieben. Evelyns Stimmung war nicht ganz so gut. Sie teilte mir mit spitzer Stimme mit, dass er ohne Voranmeldung ein großes Geschäft gemacht hätte und sie ihm daher die Reservehose hatte anziehen müssen (die ich wohlweislich eingepackt hatte), worauf Mäxchen das vehement abstritt und erklärte, er habe nur gepupst. Auf der Heimfahrt berichtete Paulinchen außerdem, dass Mäxchen blöde Arschkuh zu Evelyn gesagt hätte, und Evelyn hätte daraufhin zu ihm gesagt, das sei impätinent .
    Die Kinder saßen auf der Rückbank, beide vorschriftsmäßig angeschnallt und in Kindersitzschalen, die ich mir von Frau Ansari geborgt hatte. Mäxchen war eingeschlafen, kaum, dass wir losgefahren waren.
    »Was ist impätinent? «, wollte Paulinchen wissen, nachdem sie uns die Sache mit der blöden Arschkuh erzählt hatte.
    »Das bedeutet so viel wie die reine Wahrheit «, erklärte Doro.
    »Doro!«, sagte ich vorwurfsvoll, doch sie grinste bloß. Nachdem sie uns zu Hause abgesetzt hatte, musste sie gleich weiter, denn ihr freier Vormittag war zu Ende.
    Und meiner erst recht, weil genau das eintrat, was ich schon befürchtet hatte: Von Olga war nach wie vor keine Spur zu entdecken, was nicht nur meine Sorge bis zum Anschlag trieb, sondern auch meine Arbeitsbelastung. Ich rotierte an allen Ecken und Enden, um ein ordentliches Mittagessen auf den Tisch zu bringen und nebenher die

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