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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Kinder – vor allem Mäxchen – daran zu hindern, die Wohnung zu zerlegen. Immerhin war Adrian wieder im Lande, was definitiv mehr als ein Lichtblick war, denn er kam gerade noch rechtzeitig, um die Kinder an weiterem Blödsinn zu hindern. Und mir in einem echten Notfall beizustehen, der sich gerade anbahnte, wovon ich aber in dem Moment, als Adrian auftauchte, noch nichts ahnte.
    Während ich Bratwürstchen anbriet und Kartoffeln stampfte, stand er auf einmal mitten in der Küchentür und klopfte höflich an den Rahmen. »Es war offen«, sagte er. »Die Kinder spielen auf der Treppe.«
    Dass das gleichbedeutend war mit Die Kinder haben den Inhalt deines Kleiderschranks kreuz und quer im Treppenhaus verteilt , erfuhr ich erst anschließend, als Adrian sagte: »Ich hab das meiste schon wieder eingesammelt und mit raufgebracht. Du musst es nur wieder in den Schrank packen.«
    »Oh, das ist … toll von dir«, stammelte ich, und dabei schoss mir das Blut ins Gesicht, eine Reaktion, gegen die ich beim besten Willen nichts tun konnte, denn vor meinem geistigen Auge sah ich mich wieder auf seinem flauschigen Teppich liegen, während er die Hand ausstreckte und über mein Gesicht strich.
    »Willst du vielleicht … eine Bratwurst?«
    »Wieso nicht.« Er schnupperte. »Riecht gut. Ist schon ewig her, dass ich die letzte Bratwurst gegessen habe. Soll ich schon mal den Tisch decken?«
    Ich nickte und bemühte mich, mir nicht anmerken zu lassen, dass mein Denkvermögen gerade von einem Aussetzer zum nächsten hüpfte. Er sah so gut aus! Wie hatte ich je auf den Gedanken verfallen können, dass er Ähnlichkeit mit einem verschrobenen Rübezahl oder Alt-Hippie hatte? Der Bart und das etwas zu lange Haar waren einfach nur … lässig und männlich. Und dieses locker sitzende blau-grün karierte Flanellhemd kleidete ihn hervorragend, seine Schultern waren darin fast so breit wie die Tür, und falls er wirklich einen leichten Bauchansatz hatte – was meiner Meinung nach nicht der Fall war – sah man ihn nicht. Und dieses kleine Funkeln in seinen Augen …
    Mein Herz klopfte vor Aufregung bis zum Hals, denn diesmal gab es wirklich kein Vertun: Die Art, wie er mich ansah, hatte nur noch am Rande mit drehbuchbedingtem Interesse zu tun. Er musterte mich, wie ein Mann eine Frau ansieht, die er attraktiv findet. Sofort erfüllte mich eine beinahe alberne Glückseligkeit, die allein auf dem Umstand beruhte, dass ich heute daran gedacht hatte, ein bisschen Make-up aufzutragen und ein noch ziemlich neues, gewagt gemustertes und figurbetontes T-Shirt anzuziehen. Man konnte davon zwar momentan bloß die Ärmel sehen, weil ich eine unförmige und wenig kleidsame Schürze mit der Aufschrift Hier kocht die Chefin trug, doch die konnte ich ja gleich zum Essen ausziehen.
    » Ich war übrigens gestern den ganzen Tag nicht da«, sagte Adrian. »Falls du dich gewundert haben solltest, dass ich mich nicht gemeldet habe.«
    Ich nickte bloß, denn ich hielt es nicht für nötig zu erwähnen, dass ich nicht nur einmal, sondern dreimal vor seiner Tür gestanden hatte und daraus bereits selbst den Schluss gezogen hatte, dass er nicht zu Hause war.
    »Ich habe meine Mutter besucht«, sagte er. »Sie lebt im Taunus. Mit ihren fünfundachtzig ist sie nicht mehr besonders mobil, also fahre ich jeden zweiten Sonntag zu ihr raus und verbringe den Tag mit ihr.«
    »Das finde ich super von dir«, sagte ich. »Man muss die gemeinsame Zeit ausnutzen, die einem noch bleibt.« Und das meinte ich wirklich so. Ich vermisste meine Mutter immer noch, obwohl sie schon vor siebzehn Jahren gestorben war. Die drei letzten Jahre vor ihrem Tod hatte sie nach einem Sturz Pflege gebraucht, was für mich eine anstrengende Doppelbelastung bedeutet hatte, weil ich ja nebenher noch den Laden betrieben hatte. Trotzdem hätte ich keinen Tag mit meiner Mutter missen wollen.
    Adrian holte die Teller aus dem Schrank – inzwischen kannte er sich sehr gut in meiner Küche aus –, was mir freie Sicht auf einen wirklich sehenswerten, von Jeansstoff umspannten Männerhintern verschaffte. Ich war so vertieft in den Anblick, dass ich es versäumte, rasch woanders hinzuschauen, als Adrian sich wieder aufrichtete und zu mir umdrehte.
    »Ich … ähm … wollte dich übrigens mal um Rat fragen«, sagte ich, während ich mich hastig wieder den Stampfkartoffeln zuwandte und einen Stich Butter hineinrührte. »Olga ist seit vorgestern Abend verschwunden. Ich mache mir große Sorgen.«
    »Hat sie

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