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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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Gesichtsbehaarung.«
    Georgia grinste, stellte die Musik leiser und lauschte auf das Lachen, das aus dem anderen Zimmer drang. »Schon erstaunlich, dass sie noch gar nicht müde sind, oder?«
    »Wie holen die verlorene Zeit nach«, erwiderte er, trank von seinem Wein und spürte, wie er sich entspannte, als der Alkohol in ihm zu wirken begann. Er dachte über das nach, was Georgia vorher gesagt hatte, über ihre Freundschaft. Er war auf dem College und auch in Japan mit einigen Frauen gut befreundet gewesen. Aber seit er Kate geheiratet und seine Firma gegründet hatte, waren diese Freundschaften eingeschlafen. Er fragte sich, ob er ein enges Verhältnis zu Georgia aufbauen konnte, einer Frau, die so intelligent und anziehend war. Seine Sehnsucht nach der Gesellschaft einer Frau war so unterdrückt, dass er, wenn er das Verlangen spürte, Georgias Hand zu nehmen, nicht wusste, was er tun sollte. Sie war wundervoll, und er fühlte sich manchmal so allein. Er wollte nur für einen Moment ihre Hand halten und mit ihr reden. Aber er konnte Kate nicht auf eine solche Weise betrügen, deshalb lächelte er und kehrte zu dem Schneidebrett zurück, um weiter Knoblauch zu zerkleinern.
    Georgia sah, wie er sich von ihr abwandte, und dachte über Kates letzte Mail nach, darüber, dass sie erwähnt hatte, dass Ian und Mattie vielleicht kommen würden. Wolltest du uns zusammenführen?, fragte sie sich und wünschte erneut, sie hätte ihre Freundin vor ihrem Tod noch einmal sehen können. Ist das der Grund, warum du mich am Ende nicht bei dir haben wolltest? Weil du nicht wolltest, dass Ian und ich zusammenkommen, um dein Sterben zu begleiten, sondern für etwas anderes?
    Während sie den Fisch aus dem Kühlschrank holte, wurde Georgia klar, dass sie gehofft hatte, Ian wiederzusehen, dass sie nicht wollte, dass er wieder ging. »Ihr reist in zwei Tagen weiter?«, fragte sie und legte den Fisch auf die Arbeitsplatte, sah das Grau an seinen Schläfen und erinnerte sich an die Zeit, als sie alle so viel jünger gewesen waren.
    »Das stimmt. In zwei Tagen fliegen wir nach Vietnam.«
    Sie nickte und wartete darauf, ob er noch mehr sagen würde, fragte sich, ob er das tun würde.
    »Es wird nicht leicht für Mattie … Holly zu verlassen«, fügte er hinzu.
    »Ich weiß. Und das tut mir leid.«
    »Denkst du, ihr könntet vielleicht mal nach New York kommen? Uns besuchen?«
    Sie griff nach der Weinflasche und füllte ihre Gläser wieder auf. »Ich weiß nicht, Ian. Ich weiß es wirklich nicht. Aber vielleicht.«
    »Mattie würde sich freuen.«
    Sie stellte die Weinflasche ab und spürte einen vertrauten Schmerz, ein Gefühl des Verlustes. Das Gefühl war nicht mehr so heftig wie damals, als sie erfuhr, dass ihr Mann sie betrog, aber dennoch kam es ihr so vor, als würde Ian sich schon jetzt wieder von ihr entfernen. Sie wollte nach seinen Fingern greifen, hielt sich jedoch davon ab. Er würde sie verlassen, das wusste sie, aber er würde Kate nicht verlassen. Und sie wollte auch nicht, dass er das tat. Nicht für sie. Nicht für Holly. Kate war noch immer in seinem Herzen, und Georgia konnte ihn nicht bitten, sich von seiner großen Liebe abzuwenden. Und deshalb trank sie von ihrem Wein, riss sich zusammen und ließ ihn allein, um nach den Mädchen zu sehen.
***
    Am nächsten Tag saßen Ian und Mattie in einem Bekleidungsgeschäft. Er war mit ihr dorthin gegangen, weil er ihr etwas Hübsches kaufen wollte, um sie trotz der drohenden Abreise froh zu machen. Der Laden wirkte selbst für Manhattan-Standards sehr luxuriös. Hinter der Glasfassade standen wunderschön angezogene Schaufensterpuppen, nur waren diese Schaufensterpuppen lebendige chinesische Teenager, die still standen und für die Passanten lächelten. Die Mädchen schienen zufrieden, aber Ian fand das Bild grotesk. Der Rest des Ladens war genauso pompös. Die Wände waren schwarz und bedeckt mit goldgerahmten Bildern von Frauen in fließenden Kleidern. Kristallleuchter hingen an der Decke. Die gezeigten Kleider – die an den lebenden Schaufensterpuppen und die an den silbernen Ständern – waren modisch und hübsch. Ian wollte Mattie in einem davon sehen, wollte beobachten, wie ihr Gesicht sich beim Blick in den Spiegel aufhellte.
    Aber Mattie war nicht an Kleidern interessiert. Die Künstlerin in ihr bewunderte die Designs, aber das kleine Mädchen in ihr wollte sich die Kleider nicht ansehen. Sie wollte bei Holly sein, wollte mit ihr lachen und Marco Polo spielen. Der

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