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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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oben auf den Bus zu setzen. Eine einen halben Meter hohe Reling aus Metall war auf dem Dach angeschweißt worden, die Fahrgästen ein falsches Gefühl von Sicherheit geben sollte. Weil er die Reling ungefähr so sinnvoll fand wie einen Aschenbecher an einem Motorrad, war Ian als Erster nach oben geklettert und hatte seinen Rucksack vorne auf das Dach gelegt, direkt über den Fahrer. Er hatte den Rucksack an der Reling festgeschnallt und Mattie mit dem Bauch davorgesetzt, fast so, als würde sie ihn umarmen. Sein Rucksack enthielt fast allen ihren Besitz und war ungefähr einen Meter lang und einen halben Meter breit. Er enthielt fast nur Kleidung. Wenn sie verunglückten, dann wollte Ian, dass der Rucksack sie beschützte, indem er wie ein Airbag wirkte. Er nahm ihren viel kleineren Rucksack und die kleine Tasche mit den Sachen, die sie während der Reise brauchten, machte beides ebenfalls an der Reling fest und setzte sich dahinter.
    Viele Passagiere auf dem Dach machten Ians Taktik nach, und bald war die Reling mit einer Ansammlung von Taschen, Koffern, Bündeln mit Wolle und Teppichrollen ausgepolstert. Die meisten Leute setzten sich in die Mitte des Dachs und streckten sich auf Decken aus. Die Nepalesen tranken Tee, während der Bus im Leerlauf vor sich hin tuckerte und die Luft mit dem Geruch von Dieselabgasen füllte. Die Ausländer machten Bilder und versuchten, es sich bequem zu machen. Drei westliche junge Frauen saßen in der Nähe von Ian und Mattie und rieben sich mit Sonnencreme ein, als der Bus endlich losfuhr.
    Obwohl Ian sich auch auf der Fahrt weiter Sorgen um ihre Sicherheit machte, fing Mattie regelrecht an zu strahlen, als sie Kathmandu verließen. Sie war noch nie oben auf einem Fahrzeug gefahren, und das Gefühl des sich bewegenden Busses unter ihr war befreiend. Aus viereinhalb Metern Höhe sahen die Straßen von Kathmandu ganz anders aus. Sie sagte ihrem Vater, dass sie sich wie ein Abenteurer fühlte, und weil sie sich für so unverletzbar hielt, wie es nur Kinder können, lächelte sie, während der Bus die Hügel der Stadt erklomm und wieder herunterfuhr.
    Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten, bis sie Kathmandu hinter sich gelassen hatten. Jetzt, als sie eine Reihe niedriger Berge hinauffuhren, suchte Mattie sich eine neue Sitzposition an ihrem Rucksack und hielt sich an den Riemen fest, so wie ihr Vater sie gebeten hatte. Die Straße schlängelte sich nach oben und folgte den Schleifen eines Flusses unter ihnen. Die Vegetation war hier dicht und wild und bedeckte die Hänge. Manchmal waren Teile des Waldes gerodet und Stände an die Straße gebaut. Motorroller und Motorräder standen um diese Stände herum, während die Fahrer etwas tranken oder eine Zigarette rauchten.
    Der Verkehr auf der Straße war eine merkwürdige Ansammlung von qualmenden Fahrzeugen. Uralte Busse versuchten, auf den steilen Straßen aneinander vorbeizukommen, und drängten Autos, Traktoren und Motorroller zur Seite. Die Busse waren zwangsläufig völlig überfüllt und transportierten Fahrgäste auf dem Dach. In einigen saßen fast nur Touristen. Andere brachten Nepalesen von und nach Kathmandu. Irgendwann blickte Mattie ganz weit nach unten ins Tal und sah die Überreste eines Busses, der über eine Klippe gefahren war. Als ihr plötzlich bewusst wurde, wie nah der Bus dem Straßenrand war, griff sie nach der Hand ihres Vaters.
    Obwohl die Landschaft Mattie weiter in Erstaunen versetzte, so war sie doch auch fasziniert von den drei westlichen jungen Frauen, die in ihrer Nähe saßen. Sie wirkten völlig entspannt auf dem Dach des Busses, passten sich dem Rhythmus an, so als würden sie reiten. Die Frauen trugen Shorts und Tanktops und eine ganze Reihe von Ringen und Ketten. Zwei hatten blonde Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatten. Die Dreadlocks der Dritten hüpften jedes Mal, wenn der Bus über ein Schlagloch fuhr.
    Mattie tat so, als würde sie die Landschaft betrachten, beobachtete jedoch in Wirklichkeit die jungen Frauen. Sie war beeindruckt davon, dass sie keine Angst zu haben schienen und es offenbar auch nicht ungemütlich fanden. Sie waren von Moskitostichen übersät, doch sie kratzen kaum daran. Sie trugen zu große Sonnenbrillen, sie lachten, sie schauten auf eine Karte und sprachen über ihre Zeit in Nepal. Mattie hörte aufmerksam zu und versuchte, ihrem Gespräch trotz des ständigen Hupens des Busses oder der vorbeifahrenden Autos zu folgen.
    Mattie fragte sich, ob eine von ihnen

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