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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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getroffen hätte.
Denn an Deiner Seite habe ich solches Glück erlebt.
Ich habe die höchsten Gipfel erklommen,
Königreiche des Lichts und der Wunder und der Freude.
Und diese Momente und Monumente kann mir niemand nehmen,
Nicht in diesem Leben,
nicht im nächsten.
    Also wirf mir bitte von einem hohen Punkt eine Kusshand zu.
Und sei gewiss, dass ich an Deiner Seite bin –
Damals,
Jetzt,
Immer.
    Kate
***
    Kathmandu war so, wie Ian es in Erinnerung hatte – eine hübsche, aber schmucklose Stadt in den sanften Hügeln am Fuße des Himalayas. Von oben sah die Stadt aus wie eine ausladende Ansammlung dreistöckiger Backsteinhäuser. Bunte Rikschas fuhren Touristen und Einheimische herum. Blaue Planen flatterten über Ständen. Dunkelhäutige Menschen in buntgefärbten Roben und Kleidern eilten über die schmalen Straßen, und überall sah man Kühe, Affen und zahllose Tauben. Die Kühe – die den Nepalesen wegen ihres hinduistischen Glaubens heilig waren – liefen völlig sorgenfrei durch die Welt. Die Affen sammelten sich in der Nähe der Tempel und sprangen auf den alten Dächern herum, ohne auf die Menschen unter ihnen zu achten, die sie fotografierten.
    Ungefähr im Herzen der Stadt, wo sich die meisten Touristen aufhielten, boten Hunderte von Nepalesen ihre Waren an. Viele Angebote richteten sich an Bergsteiger, und dass die Sachen fast zwangsläufig nur Fälschungen waren, schien niemanden zu stören, da die Qualität trotzdem gut war. Es gab Reihen mit nachgemachten North-Face-Jacken, Stapel mit gefälschten Columbia-Schlafsäcken und stapelweise Kartons mit Wanderschuhen. Da die Wandersaison gerade erst begonnen hatte, fehlten den meisten Ständen noch die Kunden, was die Händler noch aggressiver machte als sonst.
    Die Fremden in der Stadt waren eher jung, entweder Studenten oder Abenteurer. Ian betrachtete sie, und ihm fiel auf, wie fit und stark und sonnengebräunt sie waren. Sie waren keine Touristen, das wusste er, sondern Reisende. Sie trugen abgewetzte Rucksäcke und Shorts und Tanktops, sodass ihre Muskeln und Tätowierungen sichtbar waren.
    Während Ian und Mattie Hand in Hand in der Nähe der Innenstadt durch die Straßen gingen, blickte er auf ihre zierliche Figur und fragte sich, ob es wirklich weise war, sie an so einen Ort zu bringen. Er fühlte sich hin- und hergerissen – in die eine Richtung gezogen von seinem Bedürfnis, Kates Wunsch zu erfüllen, aber auch in die andere gerissen von dem Wunsch, Mattie zu beschützen. Was, wenn sie hier krank wurde?, fragte er sich und kratzte sich an seinem eine Woche alten Bart. Was, wenn ihm etwas passierte?
    Eine von Ians größten Ängsten war, dass er starb und Mattie allein zurückließ. Natürlich hatte er sein Testament nach Kates Tod geändert und Mattie würde in die Obhut seiner Schwägerin kommen. Mattie würde geliebt werden. Aber sie würde leiden, ganz egal, wie sehr Kates Schwester versuchen würde, sie glücklich zu machen.
    Ian betrachtete Mattie, während sie um eine schlafende Kuh herum gingen. Ihr braunes Micky-und-Minnie-Maus-T-Shirt ließ ihre Sommersprossen noch deutlicher erscheinen. Ihre schlanken Beine steckten in blauen Shorts, und sie schienen erst kürzlich aus ihren Tennisschuhen hochgewachsen zu sein. Ihre Zöpfe waren nicht so fest geflochten wie damals, als Kate noch ihre Zauberhände darangelegt hatte. Leider war es Ian, sosehr er es auch versuchte, nie gelungen, Kates Fähigkeit, mit drei Haarsträhnen zu flechten, genauso zu meistern. Und Mattie schien es nicht lernen zu wollen.
    Auf Ian wirkte Mattie so verletzlich. Sie war jung und dünn und unschuldig. Welches Recht hatte Kate, von ihnen zu verlangen, dass sie durch Nepal reisten? War Kate am Ende, vollgepumpt mit Medikamenten, noch geistig klar gewesen? Wie konnte sie das gewesen sein? Wenn sie noch klar im Kopf gewesen wäre, dann hätte sie sie nicht gebeten hierherzukommen, wo sie so weit weg von jeder Hilfe waren.
    Obwohl Ian und Kate sich selten gestritten hatten, war es bei ihren wenigen Auseinandersetzungen stets um das Eingehen von Risiken gegangen. Kate hatte ihn immer zu Dingen gedrängt, manchmal zu sehr. Sie war es gewesen, die auf Berge steigen, wie eine Nomadin herumziehen und nach New York ziehen wollte, ohne dass sie dort schon eine Arbeit gehabt hätten. Er war immer vorsichtiger gewesen. Es machte ihm nichts aus, ein Risiko einzugehen, aber viele ihrer Wünsche waren ihm zu gefährlich. Und obwohl Gefahr in Ordnung gewesen war, als es nur

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