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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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nicht, wer sonst.«
    Mattie lächelte. »Glaubst du, dass Leslie schon wach ist? Wir könnten mit ihr frühstücken.«
    »Du magst das Mädchen, oder?«
    »Sie ist nett. Und mir gefallen ihre Haare.«
    Er drehte mit einem Finger eine von Matties Haarsträhnen auf. »Möchtest du solche Haare wie sie haben?«
    »Würdest du mir das erlauben?«
    Er setzte sich auf und schob sich den Schlafsack von der Brust. »Na ja, Dreadlocks sind nicht unbedingt mein Ding, aber ich möchte, dass du genau so bist, wie du sein möchtest. Dass du tust, was dich glücklich macht. Weißt du, meine Eltern waren nicht begeistert davon, dass ich Australien verlassen wollte. Und wir haben uns darüber gestritten. Haben gekämpft wie drei Katzen in einem Sack. Und eigentlich sind sie mir deswegen immer noch böse. Also werde ich dir nicht sagen, wohin dein Weg dich führen soll.«
    »Aber dir gefallen ihre Haare nicht?«
    Ian lächelte. »Ich finde, sie ist eine ganz tolle Person, Ru. Und deswegen, ja, gefallen mir ihre Haare.« Er griff nach seiner Zahnbürste. »Wie wäre es, wenn wir uns jetzt ein bisschen frisch machen und dann einen Happen essen, damit wir anfangen können, nach unserem Berg zu suchen?«
***
    Die Berge, an die Ian dachte, bauten sich hoch vor ihnen auf. Er war schon einmal im Himalaya gewandert und Kate auf den höchsten Pass der Welt gefolgt. An jenen Tag erinnerte er sich noch gut. Er erinnerte sich daran, wie sie Wanderlieder gesungen hatten, um sich die Zeit zu vertreiben, während sie höher und höher stiegen, in Luft, die ihre Lungen nicht mehr zu füllen schien. Irgendwann kam der Punkt, an dem sie nicht mehr singen und nicht einmal mehr reden konnten. Und so trat er an die Stellen, auf die sie getreten hatte, und ihre Schatten vereinten sich, als ihre Stimmen es nicht mehr konnten. Die Welt verschwand unter ihnen, während sie in den Himmel stiegen.
    Die Wanderung mit Mattie war ganz anders als seine letzte Reise durch den Himalaya. Jetzt folgte er ihren Schritten, und Kate war fort. Und diese Berge sahen ganz anders aus als die kahlen Gipfel, die den Pass umgeben hatten. Die Welt, die er jetzt sah, war grün, als wäre sie in einem unendlich großen Treibhaus gewachsen. Sommergrüne Bäume in allen Formen und Größen standen am Rand des Weges, der durch ein großes Tal führte. Blühende Azaleen wuchsen in großen Büscheln um Felsblöcke und neben Flüssen. Die Blumen waren rot und violett, und Ian wusste, dass Mattie stehen geblieben wäre und sie gezeichnet hätte, wäre sie nicht neben Leslie und Blake hergelaufen. Tiffany ging allein hinter Ian am Ende der Gruppe. Die Frauen trugen alle große Rucksäcke und benutzten abgegriffene Wanderstöcke, und Ian war sicher, dass sie sie schon auf anderen Wanderungen begleitet hatten. Tiffany und Blake hatten sich Bandanas um den Kopf gebunden, und Blake hatte ihren Gitarrenkasten an ihrem Rucksack befestigt. Mattie hatte ein khakifarbenes Hiking-Outfit an, das Ian in Kathmandu gekauft hatte. Er selbst trug eine kurze Hose, ein T-Shirt und einen olivfarbenen Wanderhut aus Nylon und Netzstoff.
    Mattie hatte sich fast eine Stunde lang mit Leslie und Blake unterhalten und hielt erstaunlich gut mit ihnen mit. Ian war es nicht gewohnt, in ihrer Nähe zu schweigen, aber er tat es gern. Seit Kates Tod hatte er sich oft Sorgen gemacht, dass Mattie nicht genügend Zeit mit Frauen verbrachte. Er wusste genug über das Vatersein, um einzusehen, dass es Dinge gab, die er ihr nicht beibringen konnte, sosehr er es auch versuchte. Und je näher sie dem Teenageralter kam, desto mehr befürchtete er, dass er ihr kein ausgeglichenes Aufwachsen bieten konnte. Die Tatsache, dass sie sich so gerne mit Leslie unterhielt, bestätigte diese Befürchtungen.
    Obwohl Tiffany direkt hinter ihm und manchmal neben ihm ging, hatte Ian noch nicht viel mit ihr gesprochen. Sie wirkte verzweifelt, anders als am vorherigen Tag, als sie zum ersten Mal wieder mit ihren Freundinnen zusammengetroffen war. Ian war sicher, dass sie etwas belastete, aber er wollte sie nicht danach fragen. Und so blieb er einfach in ihrer Nähe, sah ihr manchmal ins Gesicht, das weich und faltenlos war. Ihr sonnengebleichtes Haar war unter dem Bandana kaum sichtbar.
    Als Mattie neben Leslie und Blake anfing zu lachen, fühlte Ian sich unwohl, weil er schweigend neben Tiffany herging, die kleiner als ihr Rucksack wirkte. An einem riesigen Baumstamm, der auf den Weg gefallen war, streckte er deshalb die Hand aus, die sie

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