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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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Um sie glücklich zu machen?«
    »Ihre Mutter wollte, dass sie herkommt. Dass wir herkommen. Aber ich bin nicht sicher. Es ist viel verlangt von einer Zehnjährigen.«
    »Aber sieh sie dir doch an. Sie wirkt glücklich.«
    Ian beobachtete Mattie, während sie mit Leslie und Blake sprach. »Ich glaube … jetzt, wo ihre Mutter nicht mehr da ist … will sie zu schnell erwachsen werden. Und ich möchte nicht, dass das passiert.«
    Tiffany, der ein Schweißtropfen über das Gesicht lief, nickte. »Ich bin schneller erwachsen geworden, als ich meine Freundin sah. Sah, was das Feuer mit ihr machte. Also weiß ich, was das bedeutet. Manchmal wünschte ich, ich hätte es nicht gesehen. Manchmal denke ich, dass ich froh bin, bei ihr gewesen zu sein, wenn sie schon sterben musste.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Schließen wir zu ihnen auf. Wie wäre es mit einem Spiel? Irgendetwas Lustiges, um uns die Zeit zu vertreiben?«
    »Ein Spiel. Das ist immer eine gute Idee, schätze ich. Vielen Dank, Tiffany. Es war mir eine echte Freude.«
    »Mir auch.«
    Ian erhöhte das Tempo und versuchte, sich an die vielen Dinge zu erinnern, mit denen Kate und er sich abgelenkt hatten, wenn sie den ganzen Tag gewandert waren. Er begrüßte Leslie und Blake und nahm Matties Hand, entschlossen, sie wie ein kleines Mädchen kichern zu lassen. »Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich euch ein Spiel beibringe?«, fragte er die Frauen. »Es ist etwas, das ihr Amerikaner erfunden habt, aber mir gefällt es trotzdem.«
    »Was ist es?«, wollte Leslie wissen und sah sich nach einem Wanderstock für Mattie um, wie sie es versprochen hatte.
    »Es ist ein Wanderlied. Ein Trick, um sich die Zeit zu vertreiben. Jeder Idiot kann es, deshalb bin ich so gut darin. Ihr müsst einfach nur wiederholen, was ich sage.«
    Mattie sah zu ihm auf. »Bitte blamier mich nicht, Papa.«
    »Dich blamieren? So wie du mich in Tokio vor diesen Schülern blamiert hast?«
    »Papa!«
    »Keine Sorge, Ru. Ich verschone dich. So, Ladies, sollen wir es versuchen?«
    Leslie lächelte. »Versuchen wir es.«
    Ian übernahm die Führung. »Denkt dran, ihr müsst mir alles nachsagen. Alle zusammen. Und die Knie hochheben und die Stöcke schwingen. Wir sind Soldaten, verstanden?«
    »Ja, Sir«, meinte Blake und wurde langsamer, damit Mattie ihrem Vater folgen konnte.
    Ian holte tief und melodramatisch Luft. »Ich weiß es nicht, aber mir wurde gesagt!«, rief er und versuchte, so zu klingen und sich so zu bewegen wie ein Drill-Sergeant.
    »Ich weiß es nicht, aber mir wurde gesagt!«
    »Dass meine Witze schon besser war’n!«
    »Dass meine Witze schon besser war’n!«
    »Meine kleine Mattie, sie erzählt mir diese Sachen!«
    »Meine kleine Mattie, sie erzählt mir diese Sachen!«
    »Sie nimmt mich auf den Arm, das kann sie nicht machen!«
    »Sie nimmt mich auf den Arm, das kann sie nicht machen!«
    »Habt ihr’s gewusst? Ihr gefällt Leslies Haar!«
    »Habt ihr’s gewusst? Ihr gefällt Leslies Haar!«
    »Eines Tages trägt sie’s auch so, das ist doch klar!«
    »Eines Tages trägt sie’s auch so, das ist doch klar!«
    »Weitersingen muss das Lied ein anderer jetzt doch!«
    »Weitersingen muss das Lied ein anderer jetzt doch!«
    »Denn meine müden Lungen pfeifen aus dem letzten Loch!«
    »Denn meine müden Lungen pfeifen aus dem letzten Loch!«
    Weil er sich immer noch danach sehnte, Mattie lachen zu hören, tat Ian so, als hätte er keine Kraft mehr. Er schnappte nach Luft, stolperte, drehte sich um und griff nach ihr, dann brach er auf dem Weg zusammen. Mattie kicherte, als sie auf ihn fiel, und erinnerte ihn sofort wieder daran, warum er weitermachte, obwohl ein so großer Teil von ihm die Augen schließen und für immer schlafen wollte. Er umarmte sie fest und kitzelte sie – und ihr Lachen war die Antwort auf seine Gebete, ein Sternbild in der Dunkelheit seiner Seele. Bald lachte er mit ihr, rollte mit ihr im Dreck, und seine Schmerzen waren vergessen. Sein kleines Mädchen flehte ihn an aufzuhören und lachte dabei so sehr, dass sie kaum sprechen konnte, und wenig, was er je gehört hatte, hatte ihn mit solcher Freude erfüllt.
***
    Das Esszimmer ihres Hotels sah aus, als wäre es vor mindestens einem Jahrhundert gebaut worden. Die Wände und der Boden waren aus grob behauenem Stein, zusammengehalten von Zement. Die früher einmal weiße, jetzt aber rußgeschwärzte Decke wurde von dicken Balken gestützt, die von einem Ende des Raumes zum anderen verliefen. In der

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