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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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Lebensreise mit ihm teilen.
    Sie erreichten ein Plateau, und das Geräusch von rauschendem Wasser drang an Ians Ohr. Er konnte keinen Fluss sehen, aber er wusste, dass einer in der Nähe war. Die bereits sehr feuchte Luft schien noch schwerer zu werden. Er ging weiter und freute sich, dass Mattie und Leslie sich unterhielten, dass Mattie schneller zu gehen schien.
    Nach zehn Minuten, in denen er den Blick zwischen dem Weg und den Gipfeln des Himalayas hin- und hergleiten ließ, die durch die Wolken und den Nebel aufblitzten, wurde Ian klar, dass die jungen Frauen und Mattie stehen geblieben waren. Er sah, dass der Weg über eine einen Meter breite Hängebrücke führte. Sie hing an zwei dicken Kabeln, die in Türmen aus Steinen und Zement verankert waren. Der Brückenboden bestand aus Holzbrettern, während die Seiten einem kurzen Maschendrahtzaun ähnelten.
    »Was für ein Prachtstück«, murmelte er.
    Der Fluss unter ihnen, etwa 100 Schritte breit, war grau und führte viel Wasser, gespeist von Schmelzwasser aus den Bergen. Felsen von der Größe von Panzern bremsten das wilde Tempo der Wassermassen. Moose und Farne bedeckten die Ufer und gaben Ian das Gefühl, als wäre ein grüner Teppich über das gesamte Gebiet gelegt worden. Er hatte noch nie so viel Grün gesehen.
    »Sollen wir es versuchen?«, fragte er und streckte Mattie die Hand hin, umfasste ihre Finger, während die Frauen vorangingen.
    »Kann ich die Brücke auf dem Rückweg zeichnen?«, fragte sie und blickte von einem Ende der Brücke zum anderen.
    »Natürlich, Schatz. Ich würde dir gerne dabei zusehen.«
    »Ist es sicher?«
    »Du möchtest nicht schwimmen gehen?«
    »Nicht in dem Fluss.«
    Er trat auf die feuchten Bretter und ging voran, spürte, wie die Brücke leicht hin und her schwankte. »Fühlst du dich wie Indiana Jones?«
    »Ich habe den Film nicht gesehen. Weißt du nicht mehr, du fandst das Ende zu unheimlich für mich.«
    »Oh, richtig. Na ja, ist ja auch egal. Er war eh langweilig.«
    »Papa!«
    In der Mitte der Brücke blieb er stehen und deutete auf die Stelle, wo der Fluss gegen einen Felsen traf und Gischt und Schaum in die Luft spritzte. »Denkst du, dass du das auch malen kannst, Ru?«
    »Das Wasser wird schwierig. Es bewegt sich so schnell. Aber ich könnte es versuchen.«
    »Vielleicht könntest du es ja für mich malen.«
    »Du möchtest noch eins von meinen Bildern?«
    »Ich bin gierig, weißt du. Wie Captain Cook mit all seinen Inseln.«
    Sie lächelte und ging vor, führte jetzt ihn. Der Rest der Brücke war schnell überwunden, und bald hatten sie wieder festen Boden unter den Füßen. Der Weg ging noch einige Minuten weiter, bevor er zu einer Reihe von Stufen wurde, die jemand in einen Felsen gehauen hatte. Mattie ließ Ians Hand los und folgte den Frauen die Stufen hinauf, die ausgetreten und glatt waren, poliert von den zahllosen mit Sandalen bekleideten Füßen, die darübergelaufen waren. Ian drehte sich um, weil er noch mal zum Fluss blicken wollte. In diesem Moment stolperte Mattie, ihre schlammigen Stiefel rutschten unter ihr weg und sie fiel zu Boden, und dabei schlug ihr rechtes Knie auf die Stufe darüber. Sie wimmerte, als sie zusammenbrach, und rutschte die Stufen hinunter. Ian rief ihren Namen und hielt sie fest, bevor sie das Ende erreichte.
    Mattie versuchte, nicht zu weinen, aber ihr Knie war blutig und rot, als hätte jemand mit einem Hammer daraufgeschlagen. Ian nahm sie auf den Arm, ließ sich mit dem Hintern auf den Boden sinken, hielt sie auf seinem Schoß. Sie weinte, und er küsste ihre Stirn, küsste ihre Tränen. Sie klammerte sich an ihn, unfähig, den Anblick ihres Knies oder den Gedanken zu ertragen, dass er es berührte.
    Ian hielt sie weiter fest, während Leslie die Stufen herunterlief. Ohne ein Wort öffnete sie ihren Rucksack, holte ihre Erste-Hilfe-Tasche heraus, entnahm ihr eine große Bandage, ein Fläschchen mit Aspirin und eine antibiotische Salbe. Als sie sah, dass Mattie noch nicht in der Lage war, eine Versorgung ihrer Verletzung zu ertragen, spannte Leslie ihren Regenschirm auf und hielt ihn über Vater und Tochter. »Du bist ein tapferes Mädchen«, sagte sie und sah, wie Ian Mattie auf den Kopf küsste.
    »Es tut weh, Papa«, stöhnte Mattie weinend und lehnte sich in seinen Armen nach hinten. »Es tut so weh.«
    »Ich weiß, Schatz. Ich weiß.« Er hielt sie fest und blies auf ihr Knie, weil Kate das immer getan hatte, wenn Mattie verletzt war. »Das war kein fairer Kampf«,

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