Ich bin an deiner Seite
sagte er. »Dein kleines Knie gegen den riesigen Felsen.«
»Hör auf, Witze zu machen.«
»Tut mir leid, Schatz. Ich wollte dich ablenken. Möchtest du, dass Leslie dich jetzt verarztet?«
»Nein, noch nicht. Fasst es nicht an.«
»Keine Sorge. Lass dir Zeit, Ru. Hör … einfach dem Fluss zu.«
»Bitte, fasst es nicht an.«
Ian hielt Mattie weiter fest, bis sie nickte und Leslie vorsichtig die Salbe auf die Wunde gab und sie mit einer dicken Bandage verband. Tiffany und Blake versuchten, so viel zu helfen wie möglich, hielten Leslies Schirm über sie, um Mattie vor den Elementen zu schützen. »Wie weit ist es bis ins nächste Dorf?«, fragte Ian und blickte sich um.
Blake kniete sich neben ihn. »Noch etwa zwei bis drei Kilometer. Nicht weit.«
»Ich trage dich, Ru, bis zum nächsten Hotel«, sagte Ian. »Auf dem Bein kannst du nicht gut hüpfen. Zumindest im Moment nicht. Oder wir könnten umdrehen. Wir könnten zurückgehen und …«
»Nein! Wir können nicht zurück. Nicht jetzt.«
»Bist du sicher, Schatz? Du bist kalt und nass. Und dein Knie ist …«
»Wir können nicht anhalten! Mami hat uns gebeten, nach oben auf den Berg zu steigen. Sie wartet da auf uns.«
»Aber du bist verletzt.«
»Nein! Sie wartet dort!«
Ian seufzte und sah Blake an. »Noch zwei oder drei Kilometer?«
»Nach der Brücke ist es nicht mehr weit. Jedenfalls steht das im Reiseführer.«
Leslie öffnete ihren Rucksack. »Wir nehmen alle etwas von euren Sachen, damit du nicht mehr so viel tragen musst.«
»Seid ihr sicher?«
»Ja. Absolut.«
Es dauerte zehn Minuten, bis die meisten von Ians und Matties Besitztümern in die Rucksäcke der Friedenscorps-Freiwilligen verteilt waren. Ian dankte ihnen, küsste Mattie auf die Stirn und stand mit ihr im Arm auf. »Das hier ist fast wie früher«, sagte er und versuchte zu lächeln, doch der Anblick seines kleinen Mädchens, das so furchtbare Schmerzen litt, tat ihm weh.
»Alte Zeiten?«, fragte Mattie, erleichtert, dass sie weitergehen würden. Sie kämpfte immer noch mit den Tränen.
Ian folgte den Frauen über die Steintreppe und achtete genau darauf, wohin er seinen Fuß setzte. »Als du noch ein kleines Baby warst, bist du unten eingeschlafen, lagst manchmal auf einer Decke, manchmal auf der Couch in den Armen deiner Mutter. Und ich habe dich nach oben getragen, genauso wie ich dich jetzt trage.«
»Mami hat mich nicht getragen?«
»Oh, manchmal hat sie das gemacht. Aber normalerweise war ich es. Auf diese Weise konnte ich dir auf dem Weg ein paar Extraküsse geben. Es gibt nichts Schöneres, weißt du, als ein schlafendes Baby zu küssen.«
Mattie wischte sich die Tränen ab, verlegen darüber, dass sie vor allen geweint hatte. »Warum ist das so schön?«
»Na ja, Schatz, wenn das Baby das eigene Kind ist und man es küsst, dann empfindet man eine Art tiefen Frieden. Ganz egal, wie hart der Tag war, ganz egal, welche Katastrophen passiert sind, es wird einem klar, dass man das Wichtigste auf der Welt im Arm hält, ganz fest, und das ist etwas sehr Machtvolles.«
»Und du hast mich ins Bett gebracht? Fast jeden Abend?«
»Ich schätze ja, Ru. Selbst wenn ich spät nach Hause kam. Deine Mutter hat es mich machen lassen, weil sie wusste, dass ich das so gerne tue.«
Mattie blickte nach unten und merkte, dass er sie schon halb die Treppen raufgetragen hatte. »Lass mich nicht fallen, Papa.«
»Niemals, Schatz«, erwiderte Ian, froh darüber, dass sie nicht länger weinte, aber besorgt, weil es aussah, als würde ihr Knie anschwellen. Er bezweifelte, dass sie am nächsten Tag würde laufen können. Sie würden an einem Ort bleiben und sich von den drei jungen Frauen verabschieden müssen, die Mattie so zu bewundern schien.
***
Der Tag entwickelte sich genauso, wie Ian es befürchtet hatte. Er schaffte es, Mattie ins nächste Dorf zu tragen, aber als sie ankamen, war ihr Knie geschwollen und tat weh. Zum Glück konnte sie ihr Bein ohne zusätzliche Schmerzen bewegen, deshalb bezweifelte er, dass sie sich etwas gebrochen hatte. Er nahm an, dass sie sich die Kniescheibe schwer geprellt hatte und mehrere Tage Ruhe brauchte, bevor sie wieder weiterwandern konnten.
Ian bezahlte für ein Zimmer im besten Hotel des Dorfes, das jedoch nur aus einer Ansammlung von Steinhäusern und zweistöckigen Gebäuden bestand, die an terrassenförmig angelegte Weizenfelder grenzten. Das Zimmer war wie die anderen, in denen sie schon übernachtet hatten – spärlich eingerichtet, kalt
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