Ich bin an deiner Seite
Strand gehen und sehen, ob sie es schafft.«
Ian dachte darüber nach, ob es klug wäre, zurück zum Strand zu gehen. »Wie wäre es mit einer Runde Fußball?«
»Mit den Jungen?«
»Genau.«
»Und dabei halten wir Ausschau nach Jaidee?«
»Ich schätze ja.«
Mattie drückte seine Hand, und sie gingen zurück zum Strand. Sie verstand immer noch nicht genau, was passiert war, aber sie wusste, dass sie Jaidee geholfen hatten. Und dieses Wissen machte sie sehr zufrieden. Während sie an Rucksacktouristen und Banyan-Bäumen vorbeigingen, fing sie an zu summen und hüpfte über den Weg.
Ian hoffte, dass er die Wahrheit gesagt hatte, dass Jaidee wirklich zu ihrer Familie zurückkehren und dort willkommen sein würde. Er hatte das große Bedürfnis, die Sache zu einem guten Ausgang zu bringen, aber er wusste nicht, wie. Kein Geld der Welt und kein Rat von ihm würden Jaidee helfen. Ihr Vater würde ihr in die Augen sehen müssen und sie wieder zurückhaben wollen, trotz ihrer Vergangenheit und dem Getuschel der Nachbarn. Er würde sehen müssen, was für ein Geschenk sie war, und nicht nur die Vorurteile der anderen.
Ein paar Minuten vergingen, bevor Ian und Mattie den Strand erreichten. Die Jungen spielten immer noch mit mehreren Ausländern Fußball. Die meisten trugen keine Schuhe oder T-Shirts. Eine rothaarige Frau hielt mit den Jungen mit und schoss genaue Pässe zu ihren Mitspielern. Mattie war schon beinahe ihr ganzes Leben lang in Fußballmannschaften gewesen, konnte sich jedoch nicht erinnern, die Spieler so viel lachen gehört zu haben wie die Thailänder. Sie kreischten, wenn sie nach dem Ball grätschten, stolperten in den Sand und brachten ihre Gegner zu Fall. Zwei Bambusstangen mit einem Fischernetz dazwischen bildeten die Tore. Der Ball landete oft im Meer, das sich zu einer Seite des Spielfeldes erstreckte.
Ein thailändischer Junge in Shorts schoss ein Tor, schlug ein Rad vor Freude und lachte dann mit seinen Freunden. Während der Pause nach dieser Aktion fragte Ian die Einheimischen, ob Mattie und er mitspielen konnten. Die Jungen klatschten aufmunternd und teilten sie so den Mannschaften zu, dass sie gegeneinander spielen mussten. Mattie und Ian zogen ihre Sandalen aus und rannten bald dem Ball hinterher, während sie versuchten, sich daran zu erinnern, welche der vielen Thailänder zu ihrer Mannschaft gehörten. Zuerst nahmen die Einheimischen auf Mattie Rücksicht, aber als sie sahen, dass sie passen und verteidigen konnte, griffen sie sie voll an. Ian wurde nicht geschont. Die Thailänder liefen auf ihn zu, wenn er den Ball hatte, und grätschten ihm in die Beine, sodass er in den Sand fiel. Ian hatte seit Jahren kein Fußball mehr gespielt, aber früher einmal war er gut darin gewesen, und lang vergessene Fähigkeiten erwachten zum Leben. Und während sie spielten, fühlte er sich plötzlich ganz leicht. Sein Magen schmerzte nicht mehr. Er lachte mit Mattie und jagte den hüpfenden weißen Ball durch den Sand. Er stieß mit ihr zusammen und merkte, wie sie ihn kichernd schubste und versuchte, ihn zu Fall zu bringen.
Immer wieder blickte er zu den Langbooten hinüber, von denen es ungefähr ein Dutzend gab. Sie lagen auf dem ruhigen Wasser und erinnerten an braune Bananen. Er bemerkte, dass Mattie ebenfalls hinübersah, und er war stolz auf sie. Nach fünfzehn oder zwanzig Minuten, gerade als er anfing, sich nervös zu fragen, was mit Jaidee passiert war, sah er sie. Sie trug seine grünschwarze Baseballkappe und ging mit einem Thailänder auf ein Langboot zu. Er half ihr in das Boot, dessen Bug auf dem Strand lag.
Der Fußball flog ins Meer, und Ian stieß Mattie an, nickte zu dem entfernten Boot hinüber. Sie sahen, wie Jaidee sich in den Bug setzte. Der Kapitän ging nach hinten ans Heck, wo er den Motor anließ und das Boot im glänzenden Wasser wendete. Die Sonne ging hinter dem Boot unter, und Ian versuchte zu erkennen, in welche Richtung Jaidee blickte. Er hatte geglaubt, sie würde zum Strand zurücksehen, aus Angst vor dem Mann, aber stattdessen starrte sie auf die sinkende, schimmernde Sonne. Sie sah vielleicht nach Hause, in ihre Zukunft. Wohin auch immer ihr Blick sich richtete, er ging nicht zurück, nicht in die Vergangenheit.
Ian suchte nach Matties Hand und hielt sie fest. Das Boot wurde schneller und ritt auf den Wellen, und Gischt spritzte in die Luft. Es fuhr fast direkt in die Sonne, die jetzt den Horizont berührte und goldenes Licht über das Meer und den Himmel
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