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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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zweigeschossige Gebäude wurde von einer blassen Kuppel überspannt, die sich in der Mitte der Konstruktion erhob. An jeder Seite der Kuppel befanden sich eine Reihe von Säulen, die vom Boden bis zum Dach reichten. Mattie war einmal zu Hause im Capitol gewesen und fand, dass die beiden Gebäude einander ähnelten.
    »Wo sind wir?«, fragte sie, als das Taxi plötzlich auf dem überdachten runden Platz vor dem Gebäude stehen blieb.
    Ian dankte ihrem Fahrer und gab ihm einen kleinen Stapel Rupien-Scheine, den Betrag, auf den sie sich vorher geeinigt hatten. »Deine Mutter und ich sind zufällig auf diesen Ort gestoßen«, antwortete er. »Und jetzt will ich, dass er dir Freude macht.«
    Ein Mann in einem grünen Anzug begrüßte sie, während er eine riesige Tür öffnete. Mattie betrat das Gebäude und blieb stehen, als eine neue Welt sich vor ihr auftat. Sie hatte noch nie eine solche Opulenz gesehen. Die Wände und der Boden waren aus weißem Marmor, in das Mosaike aus Halbedelsteinen eingelassen waren. Vergoldete und massive Rahmen hielten Bilder von Männern mit Turbanen, die mit Gewehren auf britische Soldaten schossen. Silberne und goldene Kerzenleuchter hingen an der gewölbten Decke. Frisch geschnittene violette Lilien waren in riesigen Porzellanvasen arrangiert.
    Ian führte Mattie weiter. »Mysore hatte früher einen König«, erklärte er. »Das hier war sein Sommerpalast. Und jetzt ist es ein Hotel.«
    »Ein Hotel?«
    »Stell dir das vor, Schatz. Und wir werden hier essen. In dem Zimmer, wo der König und die Königin früher gegessen haben. Deshalb habe ich dich heute Morgen gebeten, dein bestes Kleid anzuziehen.«
    Mattie sah an ihrem roten Kleid herunter – das ihr zu klein war – und bereute, dass sie sich deswegen mit ihm gestritten hatte. »Aber ich wusste das nicht, als …«
    »Keine Sorge, Ru. Ich mache dir keinen Vorwurf. Sollen wir jetzt speisen?«, fragte er und bot ihr seinen Arm an.
    Sie lächelte. »Sicher, Papa.«
    »Nein, Schatz. Du musst wie eine Prinzessin sprechen, wenn du hier essen willst.«
    »Eine Prinzessin?«
    »In der Tat.«
    »Bist du der König?«
    »Ja, meine Erstgeborene. Ich bin dein Vater, der König. Und jetzt frage ich dich noch mal, sollen wir jetzt speisen?«
    »Ja. Lass uns speisen.«
    Er grinste und führte sie weiter, glücklich darüber, dass sie sich zu amüsieren schien. Obwohl die Rückkehr an diesen Ort schmerzhafte Erinnerungen in ihm wachrief, zwang er sich, sie beiseitezuschieben, und konzentrierte sich auf Mattie, darauf, sie einen Nachmittag lang glücklich zu machen. Während sie durch einen langen Flur gingen, begrüßte er andere Gäste förmlich und versuchte, eher britisch zu klingen und nicht wie ein Australier.
    Der Speisesaal war wunderschön. Seidenteppiche bedeckten den Marmorboden. Die Wände und die gewölbte, rund zehn Meter hoch aufragende Decke waren blassblau gestrichen, und weiße Säulen reichten vom Boden bis zur Decke. An einer Seite des Zimmers konnte man durch eine Reihe von übergroßen Fenstern in den eleganten Garten blicken.
    Als Ian und Mattie den Raum betraten, wurden sie von einer Frau in einem smaragdgrünen Sari begrüßt, die sich nach ihrem Wohlbefinden erkundigte. Ihr Englisch war makellos, genauso wie ihre Frisur und ihre lackierten Fingernägel. Mattie fand, dass sie sich wie der Wind bewegte. Die Hostess führte sie zu ihrem Tisch und half ihnen, sich auf zwei schwarze, verzierte Holzstühle mit Seidenpolstern zu setzen. Nachdem sie Ian und Mattie die Karte überreicht hatte, die in einem silbernen Umschlag steckte, entfernte sich die Frau.
    »Mylady«, sagte Ian und öffnete die Karte, »welche Gaumenfreuden begehrt Ihr heute? Currylamm? Linsensuppe? Shrimps mit Kokosnuss?«
    »Das klingt alles … wunderbar.«
    »Ah, aber nicht so wunderbar wie Ihr.«
    Mattie lächelte und setzte sich aufrecht auf den Stuhl, überrascht und erfreut darüber, dass sonst niemand im Restaurant war. »Was sollen … was geruhen wir heute Nachmittag zu tun?«
    »Was wir nicht zu tun geruhen, ist die eigentliche Frage, denn uns stehen so viele außergewöhnliche Ausflüge zur Wahl. Zum Beispiel warten unsere Elefanten auf uns, und im Anschluss an dieses feine Essen könnten wir vielleicht unseren Wald erkunden.«
    »Das würde mir gefallen.«
    »Genau wie mir.«
    Der Kellner, ein hochgewachsener Mann, dessen Hose und Jackett ebenfalls smaragdgrün waren, stellte sich vor und erklärte ihnen die Gerichte von der Tageskarte, wobei er ihnen

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