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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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oft geschwankt hatten, bevor Kate sie verließ, aber er war ja auch nicht allzu oft da gewesen.
    Jedenfalls zögerte Ian, Matties gute Laune zu gefährden, trotz der Versuchung, Kates Nachricht zu öffnen. Nachdem er die Vor- und Nachteile abgewogen hatte, legte er sein Buch zur Seite und wandte sich an Mattie. »Ich schätze, es wird Zeit für mich, nachzusehen, was deine Mutter sagt.«
    »Okay.«
    »Ist das in Ordnung für dich?«
    »Sicher, Papa. Ich habe mich schon gefragt, ob du es vergessen hast.«
    Er griff in seine Tasche. Sein Herz schlug schneller, und sein Magen zog sich zusammen. Während sich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, klopfte er für ein paar Sekunden auf den Deckel der Dose und blickte zu einem Mann in einer weißen Robe auf, der durch den Gang lief. Nachdem der Mann vorbeigegangen war, öffnete Ian die Dose. Darin befand sich ein weiteres aufgerolltes Stück Papier – eine von Kates Schriftrollen, wie er sie gerne nannte.
    Ian,
    danke, dass Du nach Thailand gefahren bist, mein Liebling. Ich bezweifle, dass es leicht gewesen ist, da wir dort so viele Erinnerungen geschaffen haben, aber ich hoffe, Du hast neue gefunden, die Dich zum Lächeln bringen.
    Während ich hier liege und an Indien denke, befinde ich mich in einer Art Strömung. Es gibt so viel Schönheit und Liebe in diesem Land. Weißt Du noch, wie wir voller Staunen um das Tadsch Mahal gelaufen sind? So als wäre es zu schön, um wirklich zu existieren? Wirst Du Mattie die Geschichte von Shah Jahan und Arjumand erzählen? Darüber, dass das Tadsch aus Liebe erbaut wurde?
    Wir waren so glücklich in Indien, aber wir haben auch so viel Elend gesehen. Eins der Dinge, die ich wirklich bereue, und davon gibt es eigentlich nicht viele, ist, dass ich nicht mehr getan habe, um den Leuten zu helfen. Ich wollte es. Das war mein Plan. Aber die Zeit ist mir davongelaufen. Ich habe alles unserer Familie gegeben und anderen so wenig. Und das war ein Fehler.
    Wirst Du diesen Fehler für mich wiedergutmachen, Ian? Bitte? Mein Brief an Mattie ist ähnlich. Ich habe sie gebeten, jemandem in Indien zu helfen. Aber Du wirst derjenige sein, der über die Form dieser Hilfe entscheidet.
    Es tut mir leid, mein Geliebter, dass ich Dir so viele meiner Probleme aufbürde. Ich bin sicher, das klingt schrecklich selbstsüchtig. Ich habe Dich für Dich selbst, für Mattie und für mich auf diese Reise geschickt. Jetzt ist es raus. Ich werde jetzt, am Ende, ehrlich zu Dir sein. Ich habe die beiden Menschen, die ich liebe, auf diese Reise geschickt, weil ich dachte, es würde ihnen helfen, aber ich habe es auch getan, weil ich wusste, dass es mir helfen würde.
    Ich habe nicht genug getan, während ich auf dieser Erde war. Mir wurde so viel geschenkt, und ich habe so wenig davon mit anderen geteilt. Auf welche Weise habe ich die Welt ein bisschen besser gemacht? Das habe ich nicht, zumindest nicht viel. Aber vielleicht kannst Du durch Dein Handeln diesen Fehler wiedergutmachen. Das ist eine meiner vielen Hoffnungen, und es tröstet mich zu wissen, dass Du und Mattie jemandem in Indien helfen werdet, dass meine Familie an Orten erfolgreich ist, an denen ich es nicht war.
    Ich liebe Dich, Ian. So sehr. Jetzt, wo ich diese Worte schreibe, denke ich daran, wie wir Hand in Hand durch das Tadsch gegangen sind, auf den Spuren des Kaisers, der seine Frau verlor, auf den Spuren von Millionen von Reisenden, die jemanden liebten und verloren und eine neue Liebe fanden.
    Du kannst auch wieder lieben, Ian. Vergiss das nicht. Du verdienst es, Licht in Deinem Leben zu haben.
    Für immer,
    Kate
    Ian rollte den Brief vorsichtig wieder zusammen und steckte ihn in die Dose.
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Mattie wissen. Sie hatte das Buch geschlossen. Am Fenster zogen entfernte Lichter vorbei.
    »Deiner wird ganz ähnlich sein«, sagte er und dachte an Kates letzte Worte. »Sie meinte, unsere Briefe wären ähnlich.«
    Mattie öffnete ihre Dose, weil auch sie plötzlich wissen musste, was ihre Mutter geschrieben hatte.
    Liebe Mattie,
    wie hat Dir Thailand gefallen, mein wunderschönes Mädchen? Bist Du im Meer geschwommen und hast eine neue Welt gesehen? Hast Du Dich daran erinnert, wie wir zusammen im Schwimmbad schnorcheln waren? Ich hatte so viel Spaß dabei, die Münzen in das Becken zu werfen und Dir zuzusehen, wie Du getaucht bist und sie wieder heraufgeholt hast. Du hast mich so glücklich gemacht. Du wirst niemals wissen, wie glücklich, bis Du selbst Kinder hast. Dann

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