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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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Er rannte zurück zum Bürgersteig, stolperte über einen zerfetzten Reifen und eilte zu der Stelle zurück, wo er zuletzt mit ihr gewesen war. Als er ungefähr an der Stelle angekommen war, rief er noch mehrmals ihren Namen und fragte alle Verkäufer in der Nähe, ob sie sie gesehen hatten. Die Leute schienen ihm gerne helfen zu wollen, aber niemand erinnerte sich an sie.
    »Nein, nein, nein, nein, nein!«, murmelte Ian und drehte sich im Kreis, sprang hoch. Er lief erneut den Weg zurück, den sie gekommen waren, und blickte in Läden, während er sich den Schweiß aus den Augen wischte. »Mattie, Schatz! Ich bin hier! Hier!«
    Die Stadt schien lauter zu werden – Hupen und Kreischen und entfernte Presslufthammer flossen zusammen zu einem ständigen Angriff auf sein Ohr. Ian rannte am Rand des Bürgersteigs entlang, kletterte höher, wo immer das möglich war, um einen besseren Überblick zu haben. Sein Magen tat weh und erfüllte ihn mit einem Schmerz, der ihn normalerweise hätte zusammenbrechen lassen. Aber er achtete nicht auf diese Schmerzen. Stattdessen versuchte er, seine herumschwirrenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen und sich irgendeinen Plan zu überlegen.
    Als ihm klar wurde, dass Mattie Geld dabeihatte, fragte er sich, ob sie sich vielleicht ein Taxi genommen hatte und zum Hotel zurückgefahren war. Normalerweise würde sie das tun, aber er hatte selbst Schwierigkeiten, sich den Namen des Hotels zu merken, in dem sie wohnten – das Hotel Amar Yatri Niwas. Würde Mattie sich daran erinnern?
    Er beschloss, dass es durchaus möglich war, und rannte Richtung Hotel, wechselte vom Bürgersteig auf die Straße, lief um stehende Autos, Lastwagen und Busse herum. Seine Tasche schlug gegen ihn und machte ihn langsamer, deshalb griff er hinein und warf seinen Reiseführer und eine Flasche mit Magentabletten weg. Er lief schneller und versuchte zu ignorieren, welchen Stress er seinem Körper antat, doch sein Blickfeld verschwamm. Er bekam nicht mehr genug Luft, hustete, während er den Gestank der Motorabgase einatmete.
    Ian rannte zu einer Kreuzung, sah ihr Hotel und rannte hinein. Die Lobby war klein und nichtssagend. Er glaubte, dass er Mattie an der Tür finden würde, aber sie war nicht da, und der Anblick dieser Leere ließ sein Herz stolpern. Fluchend rannte er zur Rezeption. Der Mann mit der beginnenden Glatze, der dahinter stand, trug einen alten Anzug und blickte von einem Pass auf. »Kann ich Ihnen helfen, Mr McCray?«, fragte er.
    »Meine Tochter. Haben Sie sie gesehen?«
    »Ich … ich glaube nicht …«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht seit heute Morgen. Suchen Sie sie?«
    Ian schloss die Augen und lehnte sich gegen den Holztresen, weil der Raum sich um ihn zu drehen drohte. »Ich habe sie verloren. Vor zehn, fünfzehn Minuten. Wir sind zusammen gegangen und ich habe sie in der Menge verloren.« Er schlug mit der Faust gegen seinen Oberschenkel. »Verdammt! Sie ist weg!«
    »Wir werden sie finden, Mr McCray«, meinte der Hotelangestellte und zog eine Karte der Stadt herum. »Wir sind hier«, fügte er hinzu und deutete auf die Mitte der Karte. »Und wo waren Sie, als Sie sie verloren haben?«
    »Sie ist ganz allein.«
    »Wo waren Sie? Sir, ich muss wissen, wo Sie waren.«
    Ian fuhr sich mit der Hand durchs Haar und studierte blinzelnd die Karten. »Hier«, antwortete er und legte den Finger neben den des Mannes.
    »Sind Sie sicher?«
    »Zwischen diesen beiden Straßen.«
    »Ich werde die Polizei rufen. Sie werden in dem Gebiet mit der Suche beginnen.«
    Ian schüttelte den Kopf und hatte Mühe, nicht völlig zusammenzubrechen. »Ich habe sie allein gelassen. O Gott, was habe ich getan?«
    »Wir werden sie finden, Sir.«
    »Nein, nein, nein.«
    »Mr McCray, man wird sie finden.«
    »Sie verstehen das nicht. Ihre Mutter ist tot. Ich muss sie finden. Jetzt.«
    Der Mann nahm seine Brille ab. »Ich bin auch ein Vater, Sir. Ich weiß, wie es ist, ein Kind zu verlieren. Und ich werde Ihnen helfen, sie zu finden.«
    Ian griff sich an die Seite, weil er den Schmerz nicht mehr ignorieren konnte. »Ich gehe zurück«, murmelte er und schrieb Matties Namen und ihre Beschreibung auf einen Bogen Hotelbriefpapier.
    »Warten Sie, Mr McCray«, sagte der Mann und legte seine Hand auf Ians Ellenbogen. »Bitte nehmen Sie meine Karte mit. Rufen Sie die Nummer der Rezeption an, wenn Sie mich brauchen. Und hier ist mein Handy.« Der Hotelangestellte gab ihm sein Mobiltelefon,

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