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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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echter Busch-Wirbelsturm.«
    »Wirklich?«
    »Es ist ein Prachtexemplar, Ru. Und es hat hinten zwei Stangen, auf denen du stehen kannst, während ich trete.«
    Mattie sah auf die belebte Straße. »Sollen wir zurück zum Hotel fahren?«
    Er hob sie von seinem Schoß herunter und stand auf. »Ich glaube, ich bin vor ein paar Blocks an einem Eissalon vorbeigekommen. Wie wäre es mit einer dicken, fetten, tropfenden Kugel Cookies and Cream? Etwas, um uns abzukühlen?«
    »Aye, aye, Captain.«
    Mit ihr an der Hand ging er zurück zum Fahrrad. Er dachte darüber nach, wie es wäre, sie zu verlieren, daran, dass sie das Licht in seiner Welt war. Plötzlich musste er sie wieder spüren, also hob er sie hoch und küsste ihre Wange, während sie ihre Arme und Beine um ihn schlang. »Ich liebe dich so sehr, Ru. Das war die Hölle für mich, dich so zu verlieren. Ich bin direkt in die Hölle gefallen. Es tut mir so verdammt leid.«
    Sie klammerte sich weiter an ihn und versuchte tapfer zu sein, aber sie hatte Angst, wieder von ihm getrennt zu werden, und auch, wieder nach Hause fahren zu müssen. »Als ich dich verloren hatte«, sagte sie, »habe ich an Jaidee gedacht.«
    »An wen?«
    »An das Mädchen aus Thailand. Sie war ganz allein, so weit weg von ihren Eltern. Ich habe mich daran erinnert, wie sie aussah, als sie in dem Boot saß und nach Hause fuhr. Ich wollte auch auf ein Boot und damit zu dir fahren.«
    »Das hast du ja auch getan, Ru. Das hast du getan.«
    »Ich liebe dich auch, Papa.«
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht könnten wir uns morgen, wenn wir gehen, an den Händen halten.«
    »Deine Hand halten, das finde ich gut. Und später, in unserem Zimmer, reden wir darüber, wie wir dafür sorgen können, dass wir niemals wieder getrennt werden.«
    Sie lächelte kurz. »Ist das das Fahrrad?«
    »Ja. Und weißt du was? Dieser Mann im Hotel, der mir genauso viel geholfen hat, wie wir Jaidee geholfen haben, ich glaube, wir sollten ihm etwas Schönes mitbringen.«
    »Bringen wir ihm doch ein Eis mit.«
    Ian stellte sie wieder auf den Boden und hob das Fahrrad auf. Sie stellte ihre Füße auf zwei Stangen, die in der Nähe der Nabe befestigt waren, dann hielt sie sich an Ians Schultern fest, der sich hinsetzt und in die Pedale trat. Obwohl sie vor einer Stunde noch furchtbar Angst vor den Straßen und dem Chaos gehabt hatte, war ihre Angst jetzt fast verschwunden. Sie lehnte sich näher an ihren Vater, froh darüber, dass er sie mit dem Sonnenuntergang verglichen hatte, dass er sie mit dem Gedanken an Schönheit verband. Sie hatte immer gewusst, dass ihre Mutter das so empfand, aber ihren Vater solche Worte sagen zu hören, gab ihr ein Gefühl von Sicherheit, und sie bedauerte es eigentlich nicht, verloren gegangen zu sein, weil er sie gerettet hatte, so wie er es immer tun würde.
    Um sie herum brodelte die Stadt, und Agra schien eine solche Mischung aus Hoffnung und Trauer, aus Liebe und Verlust zu sein. Ian, der sich zum ersten Mal seit Tagen wirklich wohl fühlte, fuhr weiter, blieb jedoch immer wieder stehen, um Geldscheine in die Hände von Bettlern zu legen, so groß war sein Bedürfnis, sein Glück zu teilen.
***
    Zwei Tage später saßen Ian und Mattie in einem Zug nach Varanasi. Wieder hatten sie für einen Schlafwagen bezahlt. Obwohl der Tag heiß gewesen war, waren die Fenster des Zuges offen, und eine erfrischende Brise wehte von Waggon zu Waggon. Das Rattern der Stahlräder auf den Schienen war beruhigend – eine Kombination aus sanften Bewegungen und leisen, ständigen Geräuschen. Ian dachte, dass es auf einer Zugfahrt ungefähr so sein musste wie im Mutterleib. Die Wärme, die Hintergrundgeräusche und die Bewegungen flossen zusammen zu einem Gefühl, das kaum angenehmer hätte sein können. Zum ersten Mal, seit er Mattie verloren hatte, war er völlig entspannt.
    Die Sonne war untergangen, und einige Glühbirnen erhellten den Zug. Mattie und Ian saßen auf der einen Seite eines Stahltisches, während ein indisches Paar sich auf den anderen beiden Plätzen niedergelassen hatte. Die Frau trug einen roten Sari mit blauem Saum. Ihr Haar war zu einem Knoten hochgesteckt, und ihre Nase und ihre Ohren schmückte goldener Schmuck. Ein rotes Bindi markierte den Punkt über und zwischen ihren Augen. Neben ihr ließ ein Mann mit schütterem Haar in einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd seine Zeitung sinken und blickte aus dem Fenster. Seine Reisegefährtin wickelte vorsichtig ein unförmiges Paket aus

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