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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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zu den verschiedenen Piers und zu viel größeren Schiffen. Viele der Boote waren rundum mit LKW-Reifen geschützt, als würden ihre Kapitäne ständige Zusammenstöße befürchten.
    Von ihrem Tisch oben auf dem Dach blickte Mattie über den Hafen. Hongkongs Wolkenkratzer schienen sich aus dem Meer zu erheben und griffen nach den Wolken, verdeckten zum Teil die viel größeren Berge hinter ihnen. Die Skyline war tagsüber genauso beeindruckend wie am vergangenen Abend. Sie hatte noch nie eine Stadt gesehen, die so glänzte wie Hongkong. Die Wolkenkratzer waren nicht alt und von Zeit und Wetter gezeichnet, sondern neu und strahlend – Beweise grenzenloser menschlicher Kreativität und Entschlossenheit.
    Im Restaurant saßen Hunderte von Chinesen, und die meisten von ihnen schienen Geschäftsleute zu sein. Viele Männer trugen dunkle Anzüge und aßen schnell. Die Frauen neigten auch dazu, sich dunkle Kleidung anzuziehen – Blusen und Hosen, die sehr viel weniger inspiriert wirkten als die Gebäude in der Ferne. Da die Tische nur wenige Zentimeter voneinander entfernt standen, konnte Mattie den verschiedenen Dialekten um sie herum lauschen. Obwohl sie sich normalerweise komisch vorgekommen wäre in ihrer Jeans und ihrem blauen T-Shirt, machte sie die Einkaufstasche aus Jute, die sie an ihrem Bein spürte, glücklich. Darin waren Geschenke für Rupi – drei verschiedene Kleidungskombinationen, eine Armbanduhr und, am wichtigsten, eine große Sammlung von Dinosauriern. Mattie hatte zuerst nach den Dinosauriern suchen wollen, und sie hatten den größten Teil des Morgens damit verbracht, durch die Stadt zu laufen und nach einem Spielzeuggeschäft Ausschau zu halten. Als sie endlich eins fanden, hatte sie die Dinosaurier gesehen und war laut lachend vorgelaufen und hatte in den bis zum Rand gefüllten Behältern gewühlt.
    Für Rupi einzukaufen hatte sie hungrig gemacht, und sie waren in einem Sampan-Boot zu dem größten Dim-Sum-Restaurant in der Stadt gefahren. Mattie war nicht sicher gewesen, was sie bestellen sollte, aber zum Glück enthielten die dicken Speisekarten Fotos von jedem Gericht. Als sie jetzt auf ihren Tisch sah, konnte sie die Auswahl an Essen kaum fassen. Die kleinen Gerichte waren in Holzkörbchen, auf Plastiktellern und in Plastikschalen angerichtet. Es gab Teigtaschen mit Shrimps, Reisnudelrollen, gebackene Brötchen mit würzigem Schweinefleisch, süßsaure Calamari, frittierte Hühnerfüße, in Lotusblätter eingewickeltes Gemüse, Eiertörtchen, Tofu in einem süßen Ingwersirup und Mangopudding. Mattie hatte außer den Hühnerfüßen alles probiert. Der Kellner hatte davon gesprochen, wie köstlich sie schmeckten, deshalb hatte Ian eine Portion davon bestellt. Er war tapfer gewesen und hatte fast den halben Teller gegessen, bevor er sich einem anderen Gericht zuwandte.
    Mattie wollte unbedingt zur Post, damit sie ihre Geschenke für Rupi abschicken konnten, deshalb aß sie schnell.
    Ian beobachtete sie und verstand den Grund für ihre Hast. Er lächelte. »Das sind Spezialitäten, Schatz«, sagte er. »Ich schätze, der Koch wäre ziemlich enttäuscht, wenn er sehen würde, dass du sie runterschlingst wie Spaghetti.«
    »Ich mag die Teigtaschen. Ich könnte ein ganzes Restaurant voll davon essen.«
    »Sollen wir noch welche bestellen?«
    »Aye, aye, Captain.«
    Ian wandte sich an einen der vielen Kellner, die herumliefen, und bestellte noch eine Portion Teigtaschen und auch noch eine Kanne Tee. »Ich bin glücklich, dich so glücklich zu sehen«, sagte er und reichte Mattie einen Teller mit süßsauren Calamari.
    »Gib mir einfach keinen von diesen Hühnerfüßen.«
    »Warum bist du nicht mal mutig, Ru?«
    Sie sah ihn böse an, und die Sommersprossen auf ihrer Nase rückten näher zusammen. »Bist du verrückt? Hast du mal gesehen, wo Hühner langgehen? Igitt.«
    Er nahm noch einen Hühnerfuß und öffnete weit den Mund. »Du weißt nicht, was du verpasst.«
    »Das ist ekelhaft, Papa.«
    Er biss in das knusprige Häppchen und leckte sich die Lippen. »Ah, Ru, du hast einfach nicht gelebt, bis du Hühnerfüße gegessen hast. Und du weißt, wie es heißt: Wenn man in Rom ist, soll man es machen wie die Römer.«
    »Wir sind nicht in Rom.«
    »Aber wir sind in Hongkong, und die Köche hier … die sind einfach unerreicht. Deshalb sollten wir essen, was sie kochen. Hühnerfüße oder Eidechsenlippen oder Aalaugen.«
    »Eidechsenlippen?«
    »Sicher.«
    »Papa, können wir bald los? Ich möchte Rupi

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