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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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konnte. Er erzählte ihr die Geschichte von einem Mädchen, das einen Lastwagen fuhr, der eigentlich Schweine, Kühe, Hühner und Truthähne in Städte liefern sollte, wo sie dann von Menschen gegessen werden sollten. Aber anstatt die Tiere wie versprochen abzuliefern, fuhr das Mädchen sie in ein geheimes Tal und befreite sie in einem Land voller Gras und Seen. Sie lebte dort einen Sommer lang mit ihnen und kehrte danach jeden Sommer zurück, wurde älter und brachte irgendwann ihre eigenen Kinder mit. Das Tal, die Tiere, ihre Kinder – alles schien mit jeder Woche, jedem Monat und jedem Jahr, das verging, schöner zu werden. Und das Glück der Frau wuchs ebenfalls, weil sie so geliebt wurde.
    Mattie lächelte. Sie legte den Kopf auf seine Brust und schlief ein. Ian versuchte, das ebenfalls zu tun, konnte jedoch seine Gedanken nicht so einfach zähmen. Er kroch vorsichtig aus dem Bett und kehrte zu dem Fernrohr zurück. Er suchte nach Familien in den Lichthöhlen unter ihm. Viele Leute waren ins Bett gegangen, aber andere Familien waren noch auf, saßen zusammen um Tische, benutzten Stäbchen, um Essen aus bunten Schalen zu nehmen. Diese Familien lachten; manchmal schienen sie sich zu streiten. Sie schienen diesen gemeinsamen Moment nicht unbedingt zu genießen, aber sie waren zusammen, und in ihrem Zusammensein sah Ian eine gewisse Art von Schönheit, eine, die nicht durch die fähigen Hände eines Künstlers oder die großen Weltzusammenhänge geschaffen wurde, sondern durch Leute, die sich liebten, selbst wenn sie diese Liebe nicht immer erkannten.
    Die Familien zu beobachten – die Mütter und Väter mit ihren Kindern zu sehen – ließ Tränen in Ians Augen schießen. Obwohl er es ihr niemals eingestanden hätte, teilte er Matties Einsamkeit; er verstand ihre Nuancen. Er verstand es, weil er Kate brauchte; er brauchte sie, damit es ihrem kleinen Mädchen wieder gut ging. Ohne Kate fühlte Ian sich manchmal hilflos, ganz egal, wie sehr er sich auch bemühte. Und wenn er sich hilflos fühlte, setzte die wahre Einsamkeit ein, das Gefühl, der einzige Mensch auf der Welt zu sein.
    Ian wischte sich über die Augen und beobachtete weiter die Familien. Sieben oder acht Stockwerke unter ihm legte eine Mutter ihre Finger an das Gesicht ihrer jungen Tochter und kniff sie spielerisch in die Wange. Ian erinnerte sich, wie Kate das Gleiche bei Mattie gemacht hatte. Er musste an ein Halloween denken, als Mattie sich als Hummel verkleidet und Kate sie wieder und wieder in die Wange gekniffen hatte. Für einen Moment überfiel ihn Panik, und er fragte sich, wo das Kostüm war, weil er Angst hatte, dass er es verloren haben könnte, dass seine Erinnerungen an diese Zeit verblassen würden.
    Die Frau unter ihm hob ihre Tochter hoch und hielt das Mädchen mit einem Arm, während sie es am Bauch kitzelte. Wieder dachte Ian daran, wie Kate das Gleiche mit Mattie gemacht hatte, daran, was Mattie fehlte. Und dieser Gedanke legte ein solches Gewicht auf ihn, dass er langsam auf die Knie sank, während das Fernrohr nach oben in den sternenlosen Himmel schwang.
    Viel später, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, kehrte Ian ins Bett zurück und hielt die Muschel fest umklammert, die Kate ihm gegeben hatte. Er legte die Arme um Mattie und zog sie dicht an seine Brust. Er lauschte ihrem Atem, hoffte, dass sie etwas Schönes träumte, dass sie sich nicht davor fürchtete, von besseren Zeiten zu träumen.
    »Ich liebe dich, Ru«, flüsterte er und küsste ihren Hinterkopf. Er fragte sich, wie er es schaffen konnte, sie davon zu überzeugen, dass sie eine Familie waren und nicht nur Vater und Tochter, eine Familie, die lächeln und lachen und zusammen träumen konnte.
***
    Das Restaurant sah aus, als müsste es an einer Ecke im Zentrum stehen und nicht im Hafen schwimmen. Das verzierte dreistöckige Gebäude war fast so lang wie ein Häuserblock in der Stadt. Es war blau mit einem roten Rand und hatte ein Flachdach, auf dem es zwei geschlossene, zeltartige Aufbauten gab. Die meisten Gäste in den drei Stockwerken waren vor den Elementen geschützt, obwohl die dreißig Tische oben auf dem Dach viel Sonne abbekamen.
    Das schwimmende Restaurant lag am Ende eines Piers und war über einen Personensteg erreichbar, aber auch von einem Dutzend hölzerner Sampans umgeben, die die Leute zu den Stufen hinüberbrachten, die vom unteren Deck des Gebäudes ins Wasser führten. Die Sampans waren ständig in Bewegung, brachten Menschen an Land,

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