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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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fehleranfälliger und immer unmenschlicher macht: Der amerikanische Internet-Forscher und Management-Professor Don Tapscott weist in seinen Büchern »Wikinomics« und »Grown Up Digital« un-ter anderem darauf hin, dass durch OnIine-Werkzeuge wie Wikis 5 oder Diskussionsforen in vielen Fällen die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Angestellten und ganzen Abteilungen verbessert und zu große Hierarchien abgebaut werden können. Ob eine kleine Firma oder eine riesige Organisation wie beispielsweise die amerikanische CIA -für alle, so Tapscott, ist das gesammelte Wissen der Mitarbeiter das wichtigste Kapital geworden. Aber dort, wo nicht mehr Fabrikschornsteine, sondern Köpfe rauchen, muss auch ein Weg gefunden werden, dieses Wissen zu sammeln, zu teilen und aufzubewahren, wenn einzelne Mitarbeiter die Organisation verlassen. Nichts eignet sich dazubesser als Internetplattformen -natürlich je nach Bedarf gegen unbefugte Mitleser von außen abgesichert. Als ich am frühen Abend wieder einmal zum Briefkasten gehe, um die Postkarte an Jessica und einen Brief an eine Redaktion einzuwerfen, kommt mir ein Mann entgegen, der laut mit sich selbst spricht. Früher ging man in einem solchen Fall von einem Verrückten aus und hielt sicherheitshalber ein wenig Abstand, um nicht mit wirrem Blick und noch wirrerem Haar als Außerirdischer beschimpft zu werden, der dem Schreihals seine Gedanken rauben will. Irgendwann kamen jedoch Freisprecheinrichtungen für Handys in Mode, und wenn einem jemand die Straße entgegenkam, der lautstark mit sich selbst zu sprechen schien, konnte man fast immer einen kleinen Ohrstöpsel mit einem Kabel entdecken. Statt »Uh, der Arme ist auf einem LSD-Trip hängengeblieben«, dachte man also: »Uh, der Arme muss hier auf der Straße öffentlichkeitswirksam seine Sekretärin zur Schnecke machen«. Der Mann, der mir jedoch heute entgegenkommt, hat kein Handy in der Hand, und in seinem Ohr steckt kein Knopf einer Freisprecheinrichtung. Trotzdem zetert er wild vor sich hin. »Kann man doch nicht machen so was ... Hosenanzug, dreimal hab ichs gesagt ... Ah, ja in der Mongolei, natürlichnatürlich!
    Der feine Herr .... Halt! Stop! Alles zurück!« Es gibt sie also noch, die guten alten Verrückten. Ich hoffe, ich werde durch meinen kalten Entzug nicht auch einer von ihnen.
    Tag 5 Auf beiden Ohren blind
    Jemand wie ich, der regelmäßig das Internet nutzt und sich dann plötzlich aus der Onlinewelt ausklinkt, fühlt sich so, als habe er sich sehr gut abdichtende Ohrstöpsel eingesetzt. Das kenne ich schon von früheren kurzen Offline-Phasenaus dem Vrlaub oder auch von kurzen geschäftlichen Reisen zu Zeiten, als es noch keine iPhones oder andere mobile Internetgeräte gab. Wie mit Ohrstöpseln genießt man einerseits die himmlische Ruhe, die einen umfängt. Andererseits weiß man nie, was man gerade alles Gefahr läuft zu überhören. Im akustischen Alltag sind es der Straßenlärm, das Geplapper der Menschen und der Presslufthammer vor dem Fenster, aber auch die warnende Hupe, ein entferntes Grummeln, das ein Gewitter ankündigt, oder das Telefon eben. In der Onlinewelt findet dieser 5 Als ein Wiki (hawaiianisch tür »schnell«) bezeichnet man ein System von Webseiten, deren Inhalte vom Benutzer nicht nur gelesen, sondern auch online direkt verändert werden können. Das wohl bekannteste Beispiel ist die nichtkommerzielle OnlineEnzyklopädie Wikipedia, die inzwischen in 260 Sprachen existiert und zu der inzwischen über eine Million angemeldeter und unzählige nicht angemeldete Nutzer beigetragen haben.
    Lärm seine Entsprechung in den »aufblitzenden« Prominentenbusen bei bild.de, dem Geplapper der Spam-Mails, die einem drei Viertel des gigantischen Erbes eines afrikanischen Diktators versprechen, der angeblich leider keine Nachkommen hinterlassen hat. Oder die im Zehn-Minuten-Takt eingehenden Statusmeldungen von Facebook-Freunden:
    • »Fabian hat gerade den Test absolviert: >Welches Pokemon bist du?< -Ergebnis: >Pikachu<. Willst du auch am Test teilnehmen?«
    • »Manuela hat gerade den Test absolviert: >Wie lautet dein Gangster-Name?< -Ergebnis: >Eazy Tuff Gun<. Erfahre, wie dein Gangster-Name lautet!«
    • »Harald hat gerade den Test absolviert: >Wenn du ein Regensburger Stadtteil wärst -welcher wärst du dann?< Ergebnis: >Auviertel Mache auch du den Test!«
    All dieser Lärm verschwindet, wenn man die Ohrstöpsel einsetzt -also die InternetVerbindung kappt. Wenn der Gehörsinn schwindet,

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