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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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dem ansteckenden Lachen des Firmengründers Jeff Bezos.« (SZ über das Internet-Unternehmen Amazon, das 2009 einen Gewinn von rund einer Milliarde US-Dollarerzielte)
    »Frauen interessieren sich weniger für Computer und scheuen die unpersönliche Öde des Netzes.«
    (Journalist Hanno Kühnert 1997 über die fehlende »Käuferschicht« im Netz)
    »Das Gequatsche im Internet ist nichts anderes als der CB-Funk der siebziger Jahre.« (Fernsehjournalist Friedrich Küppersbuch 1996 über Online-Kommunikation)
    »Die Vertrautheit der Nachbarschaft ist zerschlagen worden durch das Wachstum eines komplizierten Netzes von weit entfernten Kontakten.« (Soziologe Charles Horton Cooley 1912 über das Telefon)
    »Das Internet -gibt es diesen Blödsinn immer noch?« (Homer Simpson)
    kapitel 6
    In dem ich mit einem virtuellen Ehebrecher spreche, mich für die Rückkehr in die Zivilisation wappne -und mich von der berühmtesten Frisur des Internets fragen lassen muss, ob ich mich nicht für schuhsüchtig halte.
    Tag 36 Beziehungsstatus: Es ist kompliziert
    Beim Einkaufen treffe ich David, der mir von seiner neuen Freundin berichtet. Als er seine letzte Beziehung beendet hatte, war das die erste Trennung gewesen, von der ich über Facebook erfahren hatte. Er erzählt mir, dass er sich damals gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht hätte, als er seinen Beziehungsstatus von »in einer Beziehung« auf »Single« umgestellt hatte. »Es entsprach ja den Tatsachen und die Trennung war auch schon ein paar Tage her«, erklärt er. »Aber ich habe nicht bedacht, dass diese kleine Umstellung allen meinen Freunden als Neuigkeit verkündet werden würde. Auch denjenigen, denen ich es eigentlich lieber persönlich erzählt hätte.« So wie David ging es schon vielen, denen das filigrane Interface zwischen realem Liebesleben und virtuellem Freundesmanagement schon mal für einen kurzen, aber fatalen Moment entglitten ist. Und ebenso wie es früher Gefühlsbulldozer gab, die per Fax Schluss machten oder sich per SMS trennten, gibt es heutzutage si-cher auch einige, die sogar ihren Partner via Facebook davon in Kenntnis setzen, dass er sich seine Beziehungspapiere bitteschön beim Pförtner abholen möchte.
    Aber nicht nur was das Ende einer Beziehung betrifft, auch in der Anbahnungsphase hat das Internet die Spielregeln geändert: Wurden früher verschämt Chiffre-Anzeigen geschaltet oder auf verkrampften Tischtelefon-und »Fisch sucht Fahrrad«-Singlepartys nach dem Glück gesucht, sind Online-Partnerbörsen nun für jede Kragenweite und jedes Bedürfnis verfügbar. Von der gutsituierten Geschäftsfrau, die jemanden sucht, um eine Familie zu gründen, bis zum unruhigen Azubi, der so viele Bettgeschichten wie möglich erleben will, ohne viel Zeit »mit Quatschen und so« zu vertrödeln
    -für jeden Geschmack gibt es eine entsprechende Plattform. Und selbst auf Seiten wie Xing oder StudiVZ, auf denen es vordergründig um berufliche Kontakte geht, wird geflirtet, was das Zeug hält. Und sogar wer sich nicht online kennenlernt, sondern am Arbeitsplatz oder beim Geburtstag eines Freundes, zieht immer häufiger Google zu Rate, um herauszufinden, ob sich ein weiteres Treffen lohnt.
    Anders als im realen Leben ermöglicht die Partnersuche im Internet nicht nur einen viel größeren Auswahlpool, sondern auch viel rigidere Selektion. Alter, Größe, Gewicht, Konfession, Beruf, Einkommen, Herkunft, Augenfarbe, Interessen, Lieblingsbuch, Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, Affinität zu Haustieren, Spieleabenden oder Mario Barth -all das, was sich früher erst im Laufe mehrerer Verabredungen herauskristallisierte, ist heute mit wenigen Klicks an-und abwählbar. Das erspart einerseits Zeit und Enttäuschungen nimmt aber andererseits jede Form von Unberechenbarkeit aus dem Prozess des Kennenlernens und Verliebens.
    Gleichzeitig bieten die Internet-Profile die einzigartige Möglichkeit, sich selbst so darzustellen, wie man es selbst gerne hätte: Man zeigt sich braungebrannt und ausgeruht auf einem besonders vorteilhaften Urlaubsfoto und nicht erschöpft und blass vor dem Fernseher -auch wenn das der Realität vielleicht viel näher käme. Bei den Zahlen wird gerne mal ein bisschen geschummelt -die Frauen eher beim Gewicht, die Männer eher beim Einkommen, schließlich weiß man, worauf es der Gegenseite ankommt. Die Lieblingsbücher sind natürlich nur die klugen, bei den Filmen trägt man brav die anerkannten Klassiker »Citizen Cane« oder »Pulp Fiction«

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