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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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Anbieter von Internetzugängen (Internet Service Provider oder ISP) die ihnen anvertrauten Daten unverändert und gleichberechtigt übertragen, ohne diese inhaltlich zu kontrollieren oder für Zusatzdienstleistungen, wie beispielsweise eine schnellere Beförderung von Datenpaketen, zusätzliches Entgelt zu verlangen. Derzeit wird sowohl in den USA als auch in Europa versucht, Netzneutralität gesetzlich zu verankern. Vorauswahl treffen. Im Netz ist es viel leichter, Leute zu finden, die zu mir passen, zu meinen Interessen und allgemeinen Wünschen. Eine ebenso häufige wie falsche Schussfolgerung ist die, dass sich Internet und reales Leben ausschließen. Dabei ist es genau umgekehrt: Menschen, die sich online treffen und gut verstehen, treffen sich irgendwann auch real.« In diesem letzten Punkt gibt ihm auch der Anthropologe Robin Dunbar recht, der in seiner Freundschaftsforschung feststellte, dass das Klischee des Computernerds, der im echten Leben keine Freunde hat, aber in der virtuellen Welt reüssiert, so nicht stimmt. Stattdessen sei ein starker Zusammenhang zwischen einem großen und aktiven virtuellen Freundeskreis und vielen Freunden im realen Leben nachzuweisen. Ich denke noch eine Weile über das Gespräch mit Sascha Lobo nach. Auch wenn es für mich Eigenbrötler eine Horrorvorstellung wäre, im Internet ständig meinen Aufenthaltsort preiszugeben, so hatte ich doch nicht den Eindruck, dass der umstrittene Internet-Irokese von all der Technik und all den Kommunikationsmöglichkeiten, mit denen er sich umgibt, unterdrückt wird. Eher im Gegenteil: Es schien mir, als gehöre er zu den wenigen Menschen, die es geschafft haben, im Umgang mit den vielen kleinen Maschinen und Software-Algorithmen selbst die Regeln zu bestimmen, statt sich ihnen zu unterwerfen.
    Tag 40 Der letzte Tag
    Heute ist der letzte Tag meiner digitalen Klausur. Als ich am Morgen aufwache, habe ich ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend, ein leicht melancholischer Abschiedsschmerz. So, wie man ihn vielleicht am letzten Tag eines Urlaubs verspürt, wenn man noch einmal an den Lieblingsstrand oder in das sensationelle Fischrestaurant geht, das man im hintersten Winkel des Hafens entdeckt hat. Oder wenn man sich inmitten seiner gepackten Umzugs kisten noch einmal in der leeren Wohnung umsieht, aus der man in wenigen Stunden ausziehen wird und die plötzlich so viel größer wirkt. Walden kann mich mal!
    Auf dem Balkon stehend trinke ich meine erste Tasse Kaffee. Ohne E-Mails zu lesen, aber auch ohne eine Zeitung oder ein Buch. Ich denke einfach nur darüber nach, was ich heute noch machen will, beobachte das Vogelnest im großen Baum hinter unserem Haus und probiere aus, ob es mir weniger kalt an den Füßen ist, wenn ich auf meinen Zehenspitzen oder auf meinen Fersen stehe. Ich merke, dass ich in den vergangenen 39 Tagen ruhiger geworden bin, oft auch konzentrierter. Ich habe auch jenseits von Internet und Handy davon Abstand genommen, stets drei Dinge gleichzeitig machen zu wollen. Ich weiß nicht, ob das automatisch mit dem Verzicht auf die digitale Technik einhergegangen ist. Oder ob ich einfach ein Offline-Streber sein wollte, der alles besonders gut macht. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem, aber das ist am Ende auch egal. Ich habe erfahren, dass sich ein Teil der guten Laune, die ich früher daher bekam, so viel wie möglich gleichzeitig zu tun, auch einstellt, wenn ich mich für den Augenblick ganz auf eine Sache konzentriere, ganz in diesem einen Moment bin. Meist halte ich es wirklich nicht viel länger als diesen einen Augenblick aus so wie jetzt, als mir meine Zehen endgültig einzufrieren drohen und ich schnell wieder nach drinnen gehe. Ich merke aber ebenso deutlich, dass ich auch nicht völlig in dieser analogen Askese und Besinnlichkeit aufgehe. »WaIden«, das Buch, in dem der Schriftsteller Henry David Thoreau beschreibt, wie er in eine kleine Hütte an einen See zieht und dort »tief leben, alles Mark des Lebens aussaugen« will, habe ich nach der Hälfte wütend in die Ecke geworfen, so entnervt war ich von dem selbstzufriedenen Geschwafel des Einsiedlers und seiner offenkundigen Verachtung für den seiner Meinung nach völlig verblödeten Rest der Menschheit. So möchte ich nicht sein. Und das will etwas heißen aus dem Mund von jemandem, der als Teenager zwei Mal hintereinander in »Der Club der toten Dichter«
    gegangen ist. Einen Film, in dem die WaIden-Philosophie des »weniger betretenen Pfades« gepriesen

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