Ich bin dann mal offline
gen Hamburg. Ab morgen wird wieder per SMS und E-Mail Süßholz geraspelt.
Zehn Phrasen, die in keiner Unterhaltung, keinem Zeitungsartikel und keinem Buch über das Internet fehlen dürfen
• »Googles Motto lautet >Don't Do Evil -Tu nichts Böses<. Aber was heißt das schon?«
• »In den USA nennt man den Blackberry ja seit Neuestem Crackberry.«
• »Aber worüber die jungen Leute nicht nachdenken: Dass irgendwann auch mal der Personalchef das Partytoto sieht, auf dem sie betrunken sind.«
• »In China bringen Sie sich inzwischen gegenseitig wegen besonders mächtiger Computerspielschwerter um.«
• »In >Second Life< ist auch nichts mehr los.«
• »Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein.«
• »Im letzten Jahr entstanden so viele Informationen im Internet wie in einem Bücherstapel stecken, der soundso oft von der Erde zum Mond reicht.«
• »Das Internet ist ja ursprünglich eine Militärtechnologie und hieß früher ARPANET.«
• »Das Internet vergisst nicht.«
• »Nur wie man im Internet damit Geld verdienen soll, weiß noch niemand.«
kapitel 7
In dem ich in die digitale Welt zurückkehre, innerhalb einiger Stunden fast 1000
E-Mails lösche und ungläubig auf das Display meines Mobiltelefons starre. Tag 41 War nie wirklich weg, hab mich nur versteckt
Die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Ich schleiche um den Computer herum wie eine Katze um das Mauseloch, die zweite Tasse Kaffee wird in meiner Hand langsam kalt. Die erste habe ich noch in der bewährten Manier getrunken, dabei über den Lauf der Welt nachgedacht, ohne mich dabei ablenken zu lassen -oder es zumindest versucht. Doch jetzt muss es sein. Ich stecke das Netzwerkkabel in den Computer, starte das Mailprogramm und, wie es sich für einen guten Multitasker gehört, gleichzeitig den Browser. Noch während mein Mailprogramm die exakt 1024 Mails herunterlädt, die ich in meiner Abwesenheit bekommen habe, schalte . ich das Handy an. Da sich der Akku jedoch scheinbar vollkommen entleert hat, obwohl es ausgeschaltet war, muss ich zunächst das Ladekabel suchen, um es wieder an die Steckdose zu hängen.
Where Do You Want To Go Today?
In meinem Browser sehe ich zum ersten Mal seit Wochen die Seite von Spiegel Online, meiner zugegebenermaßen wahnsinnig langweiligen Startseite. Ich versuche die Meldungen zu überfliegen, wie ich es sonst oft getan habe, lese nur Überschrift und Vorspann, ohne auf die einzelnen Artikel zu klicken, aber irgendwie will nichts hängenbleiben. Tat es vielleicht sonst auch nie, aber heute fällt es mir zum ersten Mal auf. Eine seltsame Lähmung macht sich breit. Der Cursor in der Adresszeile blinkt langsam und gleichmäßig. Where do you want to go today? Wohin wollen Sie heute gehen, so lautete vor ein paar Jahren der Werbeslogan von Microsoft Windows. Ja, wohin will ich gehen? Ich fühle mich wie ein Steinzeitmensch, der einen amerikanischen Supermarkt betritt und sich zwischen 200 Sorten Frühstücksflocken entscheiden soll. Alles ist möglich -gleichzeitig ist nichts so wichtig, dass es unbedingt als allererstes angesteuert werden müsste. Ich entscheide mich für ein banales, aber dennoch relevantes Ziel und gehe auf die Seite meiner Bank. Gut, immerhin hat niemand meine digitale Abwesenheit genutzt, um mein Konto leerzuräumen oder mit meiner Kreditkarte Dinge bei eBay zu bestellen. Endlich sind auch die E-Mails vollständig eingetroffen. 1024. Ich muss gestehen, ich bin ein wenig enttäuscht. Ich habe nie wirklich gezählt, aber ich hätte geschätzt, an einem normalen Tag mindestens 100 zu bekommen. Das hätte bei einer 40-tägigen Abwesenheit immerhin das Vierfache ergeben müssen. Doch gerade als ich mich unbeliebt, einflusslos und volkswirtschaftlich nutzlos fühlen will, dämmert es mir: Von den 100 Mails, die ich an einem normalen Tag bekomme, sind natürlich neben all dem üblichen Spam und Newslettern die allermeisten Antworten. Antworten auf Antworten. Antworten auf Antworten auf weitergeleitete Antworten. Was am Morgen als unschuldigeMail mit dem Betreff »Interviewanfrage« beginnt, kann am Ende des Tages leicht so aussehen. »AW: AW: AW: FW: AW: AW: AW: FW: AW: AW: Interviewanfrage«. Dadurch, dass ich 40 Tage lang keine Mails mehr geschrieben habe, gab es natürlich auch . für niemanden mehr die Notwendigkeit, mir zu antworten. Ich bin beruhigt. Und gleichzeitig ein wenig beschämt. Jetzt war ich so lange abstinent und halte trotzdem noch die Anzahl von Mails, die jemand
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