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Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg

Titel: Ich Bin Dann Mal Weg: Meine Reise Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hape Kerkeling
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nicht die Kanadierin ist, die beinahe vom Wolf gefressen wurde.
    Jose, Evi und Anne betreten nun auch frisch geduscht die Plazabühne. Die Schwedin und die Holländerin sind in bunte Sommerkleider gehüllt und Anne trägt zur Feier des Abends ihr ebenso glattes FC-Barcelona-Viskose-T-Shirt. Die Damen strahlen von innen und Anne ist nach einem Schläfchen geradezu vibrierend gut gestimmt. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass Evi und Jose Lara bereits kennen.
    Wir fünf finden zum Glück noch Plätze vor einem Fischrestaurant und ordern erst mal einen schweren Rotwein und danach ein ordentliches Dinner. Ein herrlich entspannter Abend bahnt sich seinen Weg in die spanische Nacht.
    Evi teilt uns feierlich mit, dass sie sich entschlossen habe, heute ihre Pilgerreise zu beenden, und morgen mit dem Zug nach Santiago fahren werde! Ihr Fuß mache einfach nicht mehr mit.
    »This is the end, my friends!«, stellt sie mit einer Träne im Knopfloch fest, während sie uns mit einem vollen Glas Rioja zuprostet. Das, was wir anderen noch suchen, hat sie schon längst gefunden, dessen bin ich mir sicher, deswegen kann sie morgen getrost den Schnellzug nach Santiago nehmen.
    Evi will heute die Nacht zum Tag machen und ist auf der Suche nach Gleichgesinnten. Spontan habe ich keinerlei Einwände und erkläre mich umgehend dazu bereit, ihr platonischer Pilger-one-night-stand zu sein, worauf sie mir quietschend einen Kuss auf die Stirn drückt.
    Das Essen lässt so lange auf sich warten, dass Anne und Lara, als der große Fischteller endlich aufgefahren wird, gezwungen sind, ihn wie zwei Robben in Windeseile herunterzuwürgen. Um Punkt zehn Uhr schließt ihr Sechzig-Betten-Schlafsaal nämlich!
    Schade, denn Anne ist wirklich lustig und es wurde gerade nett. Ihre Kommentare zu den erzkatholischen Pilgern sind eine eigene Comedy-Show wert. Anne zweifelt allerdings an allem und vom Weg und den meisten Mitpilgern hält sie nicht viel; ähnlich wie ich, nur noch drastischer. Ihr Urteil ist dementsprechend hart: »It’s all just rubbish!« Alles Quatsch also. Warum sie pilgert, verrät sie uns allerdings nicht.
    Lara schlägt sich ab morgen auf die Seite der Nachtschichtpilger, damit sie auch weiterhin immer ein freies Bett findet. Die Chance, sie jetzt noch einmal wiederzutreffen, ist gering, also verabschieden wir uns alle von ihr mit einem großen Bahnhof. Im Galopp traben Anne und Lara zurück ins refugio .
    Die stillere Jose hat nun die Möglichkeit, ein bisschen mehr über sich zu erzählen. Sie hat Politische Wissenschaften studiert und promoviert. Nachdem sie den Doktortitel erworben hat, scheint ihr jedoch das ganze Studium mit einem Mal überflüssig, und so ringt sie sich dazu durch, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. Nun arbeitet sie in einem Krankenhaus in Amsterdam auf einer Station für Krebspatienten im Endstadium und ist glücklich. Das strahlt sie auch aus allen Poren aus. Als ich ihr erzähle, dass ihr Trick mit der Bestellung beim Universum bei mir schon zweimal geklappt habe, lacht sie lauthals: »Hattest du etwa daran gezweifelt? Ich lüge doch nicht.«
    Ich kann nicht anders und muss Evi und Jose an meinen bescheuerten Erlebnissen mit Schnabbel und Gerd teilhaben lassen und sie hören mehr als gespannt zu. »Schreibst du das auch auf?«, will Evi danach wissen.
    Meine Antwort, dass ich täglich Tagebuch führe, scheint ihr zu gefallen, und sie hakt nach, für wen ich das festhielte. »Keine Ahnung! Einfach so!«, ist meine ehrliche Rea k tion.
    »Du wirst schon noch erfahren, für wen!«, grinst Evi breit zurück.
    An das Kommen und Gehen in León habe ich mich mittlerweile gewöhnt und so winkt Evi eine Frau an unseren Tisch, die ein bisschen müde und verloren nach einem freien Platz auf der immer noch überfüllten Plaza Ausschau hält.
    Die aparte Mittvierzigerin mit langen roten Haaren in einem schicken khakifarbenen, etwas militärisch anmutenden Wanderoutfit schreitet nun entschlossen in unsere Richtung. Evi kennt auch diese Dame und stellt uns Sheelagh als Pilgerfreundin von Anne vor. Die Neuseeländerin setzt sich zu uns und schaut suchend in unsere kleine Runde: »Where’s Anne?«
    Mein Gott, hat die Frau eine schöne Stimme; voluminös und gleichzeitig zart. Wahrscheinlich ist sie Nachrichtensprecherin beim neuseeländischen Fernsehen.
    Als sie erfährt, dass Anne bereits in ihrem Gitterbett liegt, seufzt sie nur: »Poor Anne! She’ll never learn!«
    Auch Neuseeländerinnen haben

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