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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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mich!«, und hastete hinter ihr her.
    »Warum sollte ich?« Judith machte sich nicht die Mühe, einen Blick über die Schulter zu werfen. Autos brausten durch Pfützen an ihnen vorüber. Ein Fahrradfahrer fluchte, als er von einem Bus geschnitten wurde.
    »Du musst gar nichts tun, Judith«, sagte Jan beschwörend und hob dabei vorsichtig die Hände. »Aber es wäre fair, wenn du mir einfach nur mal zuhören würdest.«
    Judith hielt den Blick noch immer starr nach vorne gerichtet. »Fairness? Du weißt doch gar nicht, was das ist.«
    Jan packte sie am Arm. »Bitte, hör mir zu!«
    Mit einer brüsken Bewegung schüttelte sie seine Hand ab. Schließlich stellte er sich ihr breitbeinig in den Weg. »Es tut mir leid, das musst du mir glauben.«
    »Dass du mich betrogen hast oder dass ich es herausgefunden habe?«, fuhr sie ihn an.
    »Beides«, gab er zerknirscht zu.
    Eine Frau mit klatschnasser Jacke versuchte ihren Kinderwagen um ihn herum zu manövrieren.
    Judith zog Jan beiseite. »Wir stehen im Weg.«
    »Können wir nicht irgendwo hingehen, wo wir ungestört reden können?«, sagte Jan.
    »Danke, nein. Mit dir bin ich fertig. Schönen Tag auch.« Sie setzte ein gequältes Lächeln auf und ging weiter.
    »Wie kannst du nur so selbstgerecht sein«, rief Jan hinter ihr her. »Das ist schon immer dein Problem gewesen! Alles, was du machst, ist richtig. Kritik unerwünscht. Nur die anderen machen Fehler. Kannst du dir auch nur ansatzweise vorstellen, wie es mir in der letzten Zeit ging?«
    Judith blieb stehen, drehte sich aber nicht um. »Doch. Ein wenig schon«, gab sie zu.
    »Dann hör mir zu! Dann kannst du immer noch entscheiden, was du tun willst.«

    Das Malewitsch war eines jener liebevoll verkommenen Cafés, die an den Wochenenden von jungen Familien bevölkert wurden. Die vergilbten Wände kündeten von einer Zeit, in der das Rauchen in Lokalen noch erlaubt gewesen war. Hinter der Kuchentheke befand sich ein alter Apothekerschrank. Jede der zwei Dutzend Schubladen hatte ein handbeschriebenes Schild, auf dem der Name einer Kaffeesorte gekritzelt war. Durch einen schmalen Durchgang konnte man in einen Nebenraum schauen, in dem eine in die Jahre gekommene Röstmaschine noch immer Tag für Tag ihre Arbeit verrichtete.
    Selbst unter der Woche war es um die Mittagszeit schwierig, einen freien Platz zu ergattern, denn die reich belegten Sandwiches, die man für schmales Geld kaufen konnte, waren im ganzen Viertel beliebt. Dennoch fand Judith einem kleinen Tisch etwas abseits, in der hintersten Ecke. Sie bestellte sich einen Milchkaffee, Jan entschied sich für ein Wasser.
    »Also erzähl«, sagte sie schroff. Judith konnte sehen, wie Jan kurz die Lippen aufeinanderpresste. Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die nassen Locken. »Entschuldige, aber ganz im Ernst, ich bin immer noch ziemlich sauer auf dich.«
    Jan verschränkte die Finger ineinander. »Ich weiß.«
    »Und das wird sich auch nicht so schnell geben, glaub mir das.«
    »Auch das ist mir klar.« Seine Stimme klang müde und gereizt.
    »Also?« Judith sah ihm jetzt direkt in die Augen.
    Die Bedienung brachte die Getränke. Erst als sie wieder alleine waren, entspannte sich Jans Haltung. »Ich habe zwei Fehler gemacht, und ich weiß nicht, welcher von beiden der schlimmere ist.«
    »Na, von dem einen weiß ich ja schon«, sagte Judith und gab etwas Zucker in ihren Kaffee. Im Hintergrund spielte leise Jazz.
    »Der zweite Fehler ist, dass wir uns erst jetzt aussprechen«, sagte Jan, fischte die Zitrone aus seinem Wasserglas und legte sie auf den Bierdeckel.
    Judith knabberte herausfordernd an dem Keks, der auf der Untertasse gelegen hatte, herum. »Unsere Gespräche waren etwas einseitig, stimmt.«
    »Du hast geredet und ich hab zugehört«, sagte Jan, und es klang noch nicht einmal bitter. »Weißt du eigentlich, wie Niels und die anderen mich immer genannt haben?«
    Judith zuckte mit den Schultern und rührte ihren Kaffee um, wandte aber den Blick nicht von Jan.
    »Judiths Pudel.«
    Sie hielt in der Bewegung inne. »Ehrlich?«
    »So was denk ich mir doch nicht aus.« Jan trank einen Schluck Wasser. »Aber weißt du was? Die meiste Zeit habe ich mich genauso gefühlt.«
    Judith legte behutsam den kleinen Löffel auf den Tisch. »Das tut mir leid.«
    Jan nickte kaum merklich. »Zu so einem Spiel gehören immer zwei.«
    Sie zögerte einen Augenblick. »War ich wirklich so eine Zicke?«
    Jan lachte trocken. »So heftig war’s nun auch wieder nicht. Du hast

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