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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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eine Klarsichtfolie. Dann zog er die Handschuhe aus und griff nach der Fiji-Flasche, die auf seinem Schreibtisch stand. Versonnen blickte er auf das riesige Aquarium, das in der Mitte des großen Raumes stand, und beobachtete den Oktopus, der seine Tube aufblähte und sich millimeterweise über den Boden bewegte. Tom hatte drei Architekten verschlissen, bis ihm einer die gewünschte Größe eingebaut hatte, was irgendetwas mit der Statik zu tun hatte. Er interessierte sich nicht für Statik, aber dafür umso mehr für seine Mitbewohner. Besucher beschrieben sein Aquarium als spektakulär. Was möglicherweise auch darauf zurückzuführen war, dass ein echtes Meerwasser-Korallenriff in einem Haus in Neuengland eine Seltenheit sein dürfte. Für Tom wohnte ihm allerdings eine weit größere Faszination inne, als auf den ersten Blick zu erkennen war, denn seine Tiere gehörten zu den Giftigsten unseres Planeten. Er hielt neben dem Oktopus auch mehrere Steinfische und Feuerflossen. Bisweilen gab es unter den Bewohnern Verluste, aber das gehörte für Tom zum natürlichen Schauspiel. Oft saß er bis spät in die Nacht vor der dicken Glaswand und betrachtete die Jäger beim Lauern. Leben und Tod. Keinem der Jäger ist der Tod des anderen bewusst, die moralische Grenze zog nur der Mensch, und auch das erst seit etwa 200   Jahren. Früher hatte es zu jeder Zeit Teile der Welt gegeben, in denen das Töten zum Alltag gehört hatte. Erst seit einer erstaunlich kurzen Zeitspanne musste man dafür bis ans Ende der zivilisierten Welt reisen. Für wen würde sich der Oktopus heute Nacht entscheiden? Viel wichtiger als diese Frage war allerdings die Entscheidung, die er selbst treffen musste, und sie unterschied sich von der des Oktopus nur dadurch, dass er wusste, dass er sie fällte. Tom zog einen Aktenordner aus dem Regal und lief um das Aquarium herum zu den weißen Ledersofas, die vor der großen Fensterfront standen. Hinter den Fenstern lag der Ozean, sein Haus stand auf einem Hügel. Früher war es als Sommerresidenz genutzt worden, wie die meisten Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft. Tom mochte die Abgeschiedenheit während der langen Winter und die Privatsphäre, die sie mit sich brachten. Während der Sommermonate engagierte er sich in der Gemeinde, ging sogar auf Empfänge oder zu den privaten Grillpartys. Heute Abend stand das Lobster Festival auf dem Programm, eines der gesellschaftlichen Highlights der Saison. Nicht nur einmal war ihm unter der Hand die lohnende Partie einer Tochter aus altem Neuengland-Geldadel angeboten worden. Bisweilen ging er auch mit einer von ihnen aus, weil man ihn sonst schief angeschaut hätte. Sein Image war das eines ewigen Junggesellen, zu dem wegen seines guten Aussehens zwangsläufig ein trauriges Schicksal gehören musste, was in gewisser Weise ja auch zutraf. Und das seinen Nimbus bei den Frauen nur verstärkte. Nur dass es noch viel trauriger war, als seine perfekten Nachbarn es jemals erraten konnten. Vielleicht ahnte die eine oder andere der Nachbarstöchter, mit denen er im Laufe der Jahre geschlafen hatte, etwas davon. Sie mochte sich gewundert haben, dass er sich nur um ihre Lust kümmerte und die eigene zu ignorieren schien. Ob sie ihn als frigide bezeichneten, wenn sie mit ihren Freundinnen darüber sprachen? Er gab sich sehr viel Mühe bei den Treffen, verführte sie nach allen Regeln der Kunst. Nur ohne den Teil, der am wichtigsten war: das Herz. Vielleicht hatte die eine oder andere seine tiefe Traurigkeit gespürt. Natürlich hatte sie nicht verstanden, dass Tom traurig darüber war, dass er nichts empfand. Dass er nur auf den Winter wartete und auf das Tier, das erwachte, wenn die Tage länger und die Häuser um ihn herum leerer wurden.

Kapitel 8
    Cambridge, Massachusetts
    Dienstag, 26.   Juni
    Sam hatte kaum die Gabel auf dem feinen Dekor des Fakultätsporzellans abgelegt, da beeilte er sich schon, sich von seinen Studenten zu verabschieden. Und das, obwohl sie das exklusive Essen mit ihm wirklich verdient hatten. Die drei hatten als Einzige den Zusammenhang zwischen Karel Snows Organsammelei und dem tragischen Tod eines Mitschülers erkannt. Eigentlich hätten sie zumindest diese eine halbe Stunde ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Professors verdient, aber Sam hatte noch einen Termin. Einen unaufschiebbaren Termin. Vor dem Faculty Club, einer Art Offiziersmesse für den Harvard-Lehrkörper und in etwa so spießig, wie er sich anhörte, wandte Sam sich auf der

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