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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Quincy Street nach rechts. Glücklicherweise führte ihn sein Weg nicht über den Campus, der wie immer von Touristenmassen verstopft war, die sich mit der Harvard-Gründerstatue fotografieren lassen wollten, obwohl sie nicht einmal den Gründer darstellte. Der tägliche Intellektuellenzoo mit putzigen Geschichten über Nackttanzrituale und Bibliotheken, in denen jeden Tag ein frischer Blumenstrauß für einen längst verstorbenen Stifter aufgestellt werden musste, wenn die Universität nicht eines ihrer beeindruckendsten Gebäude verlieren wollte. Im Falle jeder Zuwiderhandlung gegen den aberwitzigen Vertrag zurückzugeben an die Stifterfamilie. Thibault Stein hätte seine helle Freude an diesem Vertrag gehabt, so viel war sicher. Vielleicht hatte der alte Anwalt das legendäre Schriftstück aus dem Jahr 1915 sogar noch selbst für die Wideners ausgehandelt, dachte Sam grinsend, alt genug war er ja beinahe.
    Er erreichte das Department of Chemistry zehn Minuten vor seinem Termin. Was für Sams Verhältnisse einer kleinen Pünktlichkeitssensation gleichkam. Aber es war wichtig. Und es war ein großer Gefallen, den er einforderte. Und wenn jemand schon seine Freizeit zur Verfügung stellte, um Sams Phantom nachzujagen, konnte er sich wenigstens Mühe geben, pünktlich zu sein.
    Das Labor lag im zweiten Stock, und der Chemiestudent wartete schon auf ihn. Er trug einen weißen Kittel und polierte einen Glaskolben, als Sam den Raum betrat. Sam bemühte sich um einen möglichst unbeteiligten Gesichtsausdruck, als er ihm den zugeklebten Gefrierbeutel mit dem zweiten Brief reichte. Das nächste Zeichen von dem Mann, den Sam tatsächlich für einen aktiven Serienmörder hielt, auch wenn ihm das niemand glaubte. Und dessen Inhalt er bisher nicht einmal kannte, weil er es nicht riskieren durfte, wieder alle Spuren zu vernichten, die ihnen möglicherweise mehr über den Täter verraten könnten. Normalerweise hatten sie für so etwas eine eigene Abteilung beim FBI , aber nun musste Sam mit dem auskommen, was die Universität hergab. Und das waren nun einmal ein Übungslabor und ein Student. Es würde reichen müssen.
    »Und Sie wollen wirklich das ganze Programm?«, fragte der Junge, der viel zu jung aussah, als dass er ihm eine ordentliche Analyse zugetraut hätte. Nicht, dass Sam jungen Leuten pauschal nichts zutraute, im Gegenteil. Aber wenn es sich um die erste forensische Schriftstückanalyse handelte, die jemand vornahm …
    »Ja, alles, was Ihr kleiner Zauberkasten hergibt«, antwortete Sam und versuchte, so zuversichtlich wie möglich zu klingen. Die einzige Referenz des Chemiestudenten war die eines befreundeten Professors, der ihn in den höchsten Tönen gelobt hatte, vor allem was die Laborarbeit anging. Aber Sam fasste nun einmal nicht so leicht Vertrauen. Was teilweise mit seinem Beruf zusammenhängen mochte, größtenteils aber vermutlich darin begründet lag, dass er nicht mit Enttäuschungen umgehen konnte. Er baute lieber gar keine Bindung auf als eine falsche. Wenn er allerdings jemanden in sein Innerstes vorgelassen hatte, war er mit Herz und Seele verloren. Wie bei Klara.
    Der Student begann, die Plastiktüte mit einem Skalpell aufzuschneiden. Sam hatte das dumpfe Gefühl, dass er sich linkisch anstellte. Während der Junge mit einer Pinzette an dem Umschlag herumfingerte, überkam Sam ein Anflug schlechten Gewissens. Hier stand er und sah zu, wie der Brief eines Serienmörders seziert wurde, der an ihn adressiert war. Was hieß das für seine Übereinkunft mit Klara? Vorerst gar nichts, entschied Sam. Natürlich durfte sie nichts von den Briefen erfahren. Gerade jetzt, wo er das Gefühl hatte, dass sie sich langsam mit ihrem neuen Job als Privatdetektivin angefreundet hatte. Seit zwei Wochen war ihre Laune nicht mehr ganz so mürrisch, und sie hatten sogar ein paar Momente in dem neuen Haus gehabt, in denen so etwas wie romantische Stimmung aufgekommen war. Sofern man das bei Klara als Romantik bezeichnen konnte, wenn sie ihm, eng an ihn gekuschelt und bei einem Glas Rotwein vor dem Kamin, von einem Typen erzählte, der seine Frau mit einer Prostituierten betrog, und einem Messi im Haus gegenüber, dessen Katzen sie hatte retten müssen. Klara mochte Katzen sehr und lag Sam immer wieder in den Ohren, dass ein Haustier das entscheidende Stück Leben in ihr Haus bringen würde, das noch fehlte.
    —
    Zwei Stunden später drückte ihm der Student eine fein säuberlich zugeklebte Tüte mit den Resten des

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