Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
gefunden, der Hausarzt stellte den Totenschein aus, eine Obduktion wurde nicht veranlasst. Natürlich nicht. Andrea Higgs, 32, starb am 25. September 2002 ebenfalls an Herzversagen. Es gab vier weitere Fälle in New York, zwei in Connecticut. Natürlich war es möglich, dass einige dieser Frauen an ihren Krankheiten gestorben waren, aber Shirin hielt es für wahrscheinlich, dass einige auf Toms Konto gingen. Die meisten hätten noch ein paar Jahre haben sollen. Schöne Jahre. Sam hatte keine Fotos von den Frauen, was seine Arbeit stark einschränkte. Vor allem begriff er nicht, warum einige der Frauen älter waren als Toms frühere Opfer. Eine Konstante bei Serienmördern ist normalerweise ihr Opfertyp. Natürlich gab es Ausnahmen. Jeffery Dahmer zum Beispiel ermordete und verspeiste Schwarze wie Weiße. Heranwachsende wie Collegestudenten. Aber es war eine weitere Besonderheit auf Sams Liste mit Toms Charakteristika. Sam deutete auf die leere Peroni-Flasche. Mary zuckte mit dem tätowierten Schwert, das auf ihrer Schulter in Flammen stand, und öffnete ein weiteres Bier. Sam nickte ihr als Dank zu, als in die Feierabendidylle auf einmal Bewegung kam. Das konnte nur zweierlei bedeuten: Shirin und Bennett waren gekommen. Bennett hatte vor dem Bostoner Gericht zu einem alten Fall aussagen müssen und hatte Shirin als moralische Stütze mitgenommen. Weniger für den alten Fall als für den neuen, aber irgendetwas hatte er für Marin auf dem Reisekostenantrag schließlich angeben müssen. Sie polterten herein, dass es nur so nach Polizei schrie. Mary blickte skeptisch hinter der Bar auf, und das Flammenschwert zuckte noch ein wenig skeptischer, nachdem sie Shirin bemerkt hatte. Was daran liegen musste, dass sie wieder umwerfend arabisch aussah heute. Sie ist eben eine Erscheinung, Mary. Find dich damit ab. Und sie sieht um Längen besser aus als du. Natürlich sprach Sam das nicht laut aus.
»Meine Freunde vom Staatsdienst«, begrüßte Sam die beiden, ohne aufzustehen. In dieser Kneipe stand niemand auf, wenn jemand reinkam, den man kannte.
»Ist das deine neue Spelunke, Sam? Nicht gerade ein Aufstieg von Jay’s.«
Jay war der Wirt seiner ehemaligen Stammkneipe in Washington, der zahllose Abende sinnloser Trinkerei hatte erleben dürfen. Inklusive der dazugehörigen Geschichten über die Probleme bei seinem aktuellen Fall. Er hatte nicht nur einmal etwas durchaus Sinnvolles dazu beigetragen, und dabei bezog sich Sam nicht auf seine Bierrationen.
»Jay ist nicht zu ersetzen, das weißt du«, murmelte Sam und hoffte, dass Mary es nicht hörte. Sie hatte sich entschieden, andere Gäste zu bedienen.
»Es riecht hier nach Klimaanlage und Hoisin-Sauce. Und das ist wirklich Ihre Lieblingsbar?«, fragte Shirin. »Haben Sie eine Ahnung, was für ein Licht das auf Sie wirft?«
»Ehrlich gesagt, nicht.«
»Herrgott, Sam. Hier gibt es nicht mal ein Fenster.«
Sam musterte die Wände mit den Platten und das von Butt Shaver signierte Notenblatt, den Elvisschrein und den sehr schlecht gemalten Akt: »Tatsächlich, keine Fenster«, stellte er fest. »Aber auf der Toilette gibt es Fresken von bedeutenden Künstlern.«
»Ist es eine Unisextoilette?«, fragte Shirin.
»Ja. Und irgendwo steht etwas über Schinken, das Töten und Schönheitschirurgie.«
»Hör auf, Sam«, bat Bennett.
»Ich werde sie mir ansehen«, versprach Shirin. Man wusste bei der Frau nie, wer eigentlich wen auf den Arm nahm. Was ihre faszinierende Ausstrahlung nur noch unterstützte.
»Okay«, sagte Sam. »Vielleicht bin ich etwas betrunken. Fangen wir an?«
»Klar«, seufzte Bennett und deutete auf Sams Bier.
»Ein Tonic mit doppelt Soda, zwei Eiswürfeln und einer Limette bitte«, orderte Shirin.
»Natürlich, Sie trinken nicht«, sagte Sam.
»Nur zwischen Viertel vor und Viertel nach zwölf.«
Sam sah sie verständnislos an.
»Sie sagt, dann weiß sie nicht mehr, ob sie gestern oder heute getrunken hat«, sprang Bennett ein.
»Sie sind verrückt«, sagte Sam zu Shirin.
»Ich weiß«, sagte sie. »Wollen wir nun anfangen?«
Leider hatte Shirin nicht viel Neues herausgefunden. Die Universitäten bewahrten größtenteils keine Unterlagen über belegte Kurse auf, sondern nur die Einschreibungsdaten und Prüfungsergebnisse. Tom hatte nach eigenen Angaben keinen Abschluss gemacht und auch keinen angestrebt, weswegen es kaum möglich sein dürfte, ihn auf diese Weise zu finden. Da er sich offenbar mit Computern und Datensystemen auskannte, musste
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