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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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dünne Metallplatte auf ihren Fingerspitzen spürte und sanft zufallen ließ.
    Die Stimme war jetzt in dem Büro, keine drei Meter von Klara entfernt. Sie konnte seinen Atem hören. Er goss eine kohlensäurehaltige Flüssigkeit in ein Glas. Die Perlen klangen wie kleine Explosionen, weil Klaras übersteigerte Sinne ihr in der Enge des Schranks einen Streich spielten. Er trank und stieß auf. Dann setzte er sich auf seinen Schreibtischstuhl und schaltete den Computer ein. Klara blieb nichts anderes übrig, als anzufangen zu meditieren. Es war das Einzige, was in solchen Situationen half.
    —
    Erst anderthalb Stunden später kehrte Klara von ihrer Südpolexpedition zurück. Sie hatte acht Kilometer auf einem Hundeschlitten zurückgelegt, mitten in einem heftigen Schneesturm. Ihre Zehen waren beinah abgefroren, und sie hatte einen Hund retten müssen, der im Eis eingebrochen war. Die Südpolexpedition war eine ihrer liebsten Eskapismen, denn sie konnte Schmerzen aus der realen Welt wie ihre unnatürlich verrenkten Füße und den daraus resultierenden Wadenkrampf in die Phantasie einbauen. Als sie aus dem Schrank kletterte, kehrte der Wadenkrampf zurück.
    Klara brauchte zehn Minuten, um ihren Körper wieder vollständig unter Kontrolle zu bekommen, die sie größtenteils auf dem weichen Teppichboden verbrachte. Dann kroch sie unter den massiven Schreibtisch und ritzte mit einem Messer eine Kerbe in das harte Holz, genau zwischen Tischplatte und Schublade, wobei sie peinlich genau darauf achtete, jeden noch so kleinen Span in einer Plastiktüte verschwinden zu lassen. Als sie fertig war, installierte sie die kleine Wanze mit einem Zweikomponentenkleber. Klara stand auf und verstaute ihr Werkzeug in einer ihrer zahlreichen Taschen. Der Verkehr auf der K-Street wurde schon wieder lebhafter. Was hatte der Vorstandsvorsitzende nachts um halb drei in seinem Büro verloren?, fragte sich Klara. Egal. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Schon bald würden die dienstbaren Geister auftauchen, die die großen Plastikflaschen auf den Wasserspendern austauschten, oder die Uniabsolventen, die hier ein Praktikum absolvierten und immer noch daran glaubten, entdeckt zu werden, wenn sie nur immer morgens die Ersten im Büro waren. Aus purer Neugier beschloss Klara, noch einen Blick in den Schrank zu werfen, in dem sie anderthalb Stunden eingesperrt gewesen war. Vielleicht wollte sie nur nachschauen, wer ihre Begleiter auf dem Weg zum Südpol gewesen waren, vielleicht hatte sie im Augenwinkel etwas entdeckt, ohne dass sie es registriert hatte. Sie öffnete den Schrank und flippte durch die Reiter an den Hängeregistern. Offenbar handelte es sich um ein Verzeichnis von Anwaltskanzleien, mit denen die Lobbyfirma zusammenarbeitete. Sie fand beinah alle großen Kanzleien der Hauptstadt, soweit Klara sich damit auskannte. Sie beschloss, etwas zu riskieren, und aktivierte den Blitz des Fotoapparats in ihrem Handy, um eine Aufnahme zu machen. Wenige Fotos später stockte ihr der Atem. Der fünftletzte Reiter trug einen Namen, der ihr wohlbekannt war. Mit zitternden Fingern nahm sie das Register aus dem Schrank und legte es auf den Schreibtisch. Es enthielt nur ein Blatt. Eine alte Rechnung. Von Thibault Godfrey Steins Kanzlei.

Kapitel 31
    Manhattan, New York
    Freitag, 31.   August
    Pia Lindt griff im Vorbeigehen ihren Mantel und rief ein »Schönes Wochenende!« in Richtung Thibault Steins Büro. Doch offenbar hatte der alte Anwalt ihr hinter seiner Bürotür aufgelauert. Er stand plötzlich im Türrahmen, warf einen Blick auf seine Armbanduhr, um festzustellen: »Sie gehen schon, Miss Lindt?«
    »Thibault, es ist Viertel nach acht, und ich habe noch eine Verabredung.«
    »Was für eine Verabredung?«, fragte Thibault und kratzte sich die Ingwerknollennase.
    »Eine Verabredung eben«, antwortete Pia.
    »Aber das Restaurant hat doch gerade erst aufgemacht.«
    »Eben«, sagte Pia. »Außerdem geht es Ihre anwaltliche Neugierpflicht gar nichts an, mit wem ich meine Abende verbringe.«
    Thibault Stein lächelte mild: »Können Sie einen weiteren Mann in Ihrem Leben verkraften?«
    Pia bedachte ihn mit einem amüsierten Blick: »Wer sagt Ihnen, dass ich mich mit einem Mann treffe?«
    »Also hatte ich doch recht«, murmelte der Alte und rammte den Stock wie zur Bestätigung auf den Parkettboden. »Ihre Verabredung geht mich sehr wohl etwas an.«
    »Manchmal«, sagte Pia, »ist eine Verabredung einfach nur eine Verabredung.
    »Manchmal«, stimmte Stein

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