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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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Notfallpackung dabei. Um herauszubekommen, was mich störte, schloss ich mich im Badezimmer ein und drehte den Wasserhahn auf. Ich schälte die Spritze aus ihrer Einwegverpackung, und das Kribbeln erfasste meine Fußspitzen, wie immer. Alles war doch wie immer, oder nicht? Cory war schöner als die meisten. Aber das änderte nichts. Ich fischte das kleine Gläschen mit dem Cocktail aus meiner Manteltasche. Sie war fröhlicher als die anderen. Ich zog die Spritze auf. Nahm sie Medikamente? Antidepressiva? Sie könnten die Wirkung meines Cocktails verändern. Wenn ja, sollte ich das wissen. Oder ging es um etwas anderes? Ich öffnete die Schränke in ihrem Badezimmer. Ich betätigte die Toilettenspülung. Die Spritze lag auf dem Sims unter dem Spiegel. Verheißungsvoll. Das Kribbeln in den Zehen und im Kopf wurde stärker. Keine Antidepressiva. Und dann sah ich ihn. Sie hatte ihn aufgehoben.
    Ich schloss die Schranktüren und drehte den Wasserhahn zu. Ich nahm die Spritze und die restlichen Utensilien. Meine Jacke warf ich auf dem Rückweg ins Schlafzimmer über einen Stuhl.
    Cory lag auf dem Bett und lächelte mich an. Ihre vollen Lippen öffneten sich ein wenig, und das Kribbeln wurde unerträglich. Ich trat neben ihr Bett und beugte mich über sie. Ich küsste sie, sog sie in mich auf und wartete, bis sie gekommen war.
    Am nächsten Morgen gab ich Cory einen Abschiedskuss. Es war das letzte Mal, dass ich sie lebend gesehen habe. Ich konnte das neue Leben nicht zerstören, nicht, nachdem ich den positiven Test in ihrem Badezimmerschrank gefunden hatte: zwei Linien, eindeutig. Cory starb anderthalb Jahre später an multiplem Organversagen. Aber sie hatte die Schwangerschaft überlebt, von der ihr die Ärzte sicherlich abgeraten hatten. Und sie hatte einen gesunden Jungen geboren, der bei ihren Eltern aufwuchs und die Erinnerung an Cory in die Welt schrie. Wie hätte ich ihr das nehmen können? Der Welt und auch Cory? Das war es, was anders gewesen war. Cory war schwanger, und es hätte nur des Flügelschlags eines Schmetterlings bedurft, um alles zunichtezumachen, was ihrem Leben wichtig war. Leben! Wie kann einer wie ich davon reden, werden Sie sich fragen, Sam. Ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben, aber sollten wir uns je begegnen, wäre das meine eine Frage an Sie: Wie kann ich vom Zauber des Lebens reden?
    Tom
    —
    Als er die Klappe des Postkastens an der 86. öffnete, zögerte er. Beinah zu persönlich erschienen ihm seine Zeilen. Ob Sam Burke ihn verstehen würde? Der Sommer verzog sich langsam, und mit seinem Ende nahte auch der letzte Brief an Sam. Hatte er seine Geschichte gut genug erzählt? Hatte er ihnen wirklich eine faire Chance eingeräumt? Seufzend warf er Corys Schicksal hinein und wandte sich ab. Heute Abend war er mit Tamara verabredet. Sie trafen sich in einer Bar über den Dächern der Stadt. Er hatte einen Tisch reserviert, und er wusste, dass es Tamara dort gefallen würde. Sie war der romantische Typ. Ob sie danach bei ihr landen würden? Sicherheitshalber hatte er sein Besteck mitgenommen. Heute oder nächste Woche, es spielte keine Rolle mehr. Er spürte bereits das Kribblen im Bauch, wenn er sie traf. Er hatte sich in Tamara verliebt. Und der Sommer ging langsam zu Ende. Er wusste, was das hieß.

Kapitel 33
    Quantico, Virginia
    Mittwoch, 12.   September
    Bennetts Büro war zu einer einzigen übergroßen Akte verkommen. Überall an den Wänden hingen Zettel, auf dem Konferenztisch in der Mitte des Raums stapelten sich die Ausdrucke, die Shirin beinah im Minutentakt an den Drucker schickte. Die Nordwand widmete sich dem psychologischen Profil, das mittlerweile einen beachtlichen Detailgrad erreicht hatte, ohne dass es ihnen auch nur ein Jota weiterhalf. Im Süden, hinter Bennetts großem Schreibtisch, streckte sich ein Zeitstrahl über die gesamte Breite der Wand, der Osten gehörte dem Kartenmaterial, das ihnen irgendwann im Laufe der Ermittlungen einen Anhaltspunkt dafür liefern sollte, wo ihr Täter wohnte. Bisher konnten sie nur vermuten, dass er von der Westküste irgendwann nach seinen Studien zum perfekten Mord an die Ostküste gewechselt war, denn bisher hatten alle von ihm beschriebenen Opfer hier in der Nähe gelebt. Wobei Nähe in diesem Fall ein dehnbarer Begriff war, denn es handelte sich um mindestens fünf Staaten mit einem Gebiet von über sechzig Millionen Quadratkilometern. Viel zu groß und viel zu ungenau. Derzeit am vielversprechendsten erschien Sam daher die

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