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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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dessen Existenz – aus welchen Gründen auch immer – selbst die Menschen, die ihnen am nächsten stehen, nichts ahnen.
    Es war ein Geheimnis, begriff ich. Ein Geheimnis zwischen Raoul und seiner Mutter. Entweder hatte Kerstin ihn ausdrücklich darauf eingeschworen, oder der Junge spürte einfach, dass sie nicht gewollt hatte, dass er darüber sprach.
    «Hmmm», machte ich. «Sag mal, Sophie: Würdest du dann wohl mal den Raoul fragen? Ich weiß ja, dass der eigentlich niemandem was davon erzählen soll.» Das war ein Schuss ins Blaue. «Aber an eine
Ente
hat seine Mama da doch bestimmt nicht gedacht.»
    Das Misstrauen in den Augen des Jungen verstärkte sich.
    Ich zwang mich zu einem falschen Lächeln.
    Vergib mir, Kerstin, dachte ich. Das ist auch für dich.
Gerade
für dich.
    Langsam drehte Raoul das Stofftier zu sich herum. Der Junge war fünf, doch ich war mir sicher, dass er ziemlich genau durchschaute, was hier gespielt wurde. Die Frage war, ob er mitspielen würde.
    Vielleicht – ich wusste zwar nicht, wie das möglich sein sollte, doch vielleicht spürte er trotz allem, dass das ein wichtiger Moment war. Dass etwas auf dem Spiel stand, das er noch nicht verstehen konnte, aber das auch seiner Mutter wichtig gewesen wäre.
    Er warf einen ganz kurzen Blick zu seinem Vater, dann beugte er sich über Sophies Ohr – oder den Ort, an dem auch ich die Ohren einer Ente vermutet hätte – und hielt die Hand verschwörerisch vor den Mund, als ob er ihr etwas zuflüsterte.
    ***
    Albrecht sah dem Mädchen nach.
    Um diese Uhrzeit ging er kein Risiko ein, wenn er an der Auffahrt des reetgedeckten Hofes hielt. Der Wunderdentist erwirtschaftete in seiner Praxis am Niendorfer Gehege gerade seine nächste Jahresmitgliedschaft im Golfclub, und Joanna verbrachte die Nachmittage nach wie vor in der Boutique, bevor sie Swantje aus dem Hort holte.
    Eine schreckliche Sekunde lang hatte er befürchtet, Clara würde ihn fragen, ob er nicht mit reinkommen wollte, doch dieser Kelch war an ihm vorübergegangen.
    Nein, er würde dieses Haus nie wieder betreten, aber vor allem … vor allem wäre es so schrecklich erwachsen gewesen, wenn sie ihn
hereingebeten
hätte.
    Er hatte Zweifel, ob er das im Augenblick ertragen konnte.
    Jörg Albrecht beobachtete, wie die Tür sich hinter seiner Tochter schloss, dann legte er den Gang ein und machte sich auf den Weg zum Revier.
    Der Verkehr war gnädig heute, und das, obwohl schon der Feierabend einsetzte. Zwanzig Minuten später stand der Wagen am vorgesehenen Platz, und Albrecht betrat das Reviergebäude.
    Er nahm sich die Zeit, als Erstes bei Winterfeldt reinzuschauen. Sechzehn Uhr sieben. Wie erwartet war der Computermann immer noch allein.
    Für Lehmann konnte der Hauptkommissar nur hoffen, dass er wirklich etwas Neues von Jacqueline mitbrachte.
    «Und?», fragte Albrecht.
    «Aloha!» Eine wedelnde Handbewegung hinter dem Bildschirm. «Sekunde, Chef.»
    «Bitte, Kriminalhauptmeister Winterfeldt. Lassen Sie sich nur Zeit.»
    «Moment, Moment.» Rasches Tippen. «Hier.»
    Der Laptop stand auf einer drehbaren Scheibe, die der Hauptmeister jetzt betätigte, sodass sein Vorgesetzter auf den Bildschirm sehen konnte. Keine dumme Erfindung. Albrecht war sie eher vom kalten Buffet vertraut gewesen, bevor Winterfeldt auf dem Revier angefangen hatte.
    «Offenbar hat Oberkommissar Hartung zuerst mit unseren Kontaktleuten gesprochen», erklärte der jüngere Beamte. «Sie sehen hier die Aussageprotokolle.»
    Albrecht nickte. «Das übliche Vorgehen. Hat ihn das weitergebracht?»
    Hätte er mich ansprechen müssen?, dachte er, verbot sich den Gedanken aber im nächsten Moment.
    Wie billig war es, dem Opfer die Mitschuld zu geben?
Er
hatte Ole Hartung mit dieser Ermittlung betraut.
Er
hätte nachfragen müssen.
    «Anscheinend haben seine Ermittlungen die Gerüchte bestätigt, um derentwillen Sie ihn auf das
Fleurs du Mal
angesetzt hatten», berichtete Winterfeldt. «Wenn ich das richtig verstanden habe. Es ging doch um, äh, solche, äh, Videos, oder? Ein paar davon hat er hier gespeichert. Also Ausschnitte. Hartung muss wohl vorgegeben haben, er wäre an einem Kauf interessiert.»
    «Videos welcher Art?», fragte Albrecht ungeduldig.
    Nicht, dass ihm das nicht klar war. Aber es gefiel ihm nicht, dass der Kerl sich aufführte wie eine männliche Jungfrau.
    «Also, äh, Videoaufnahmen von Gästen, wie sie … äh …»
    Der Hauptkommissar kniff die Augen zusammen. Wurde der Mann
rot
? Ein

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