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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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hätte, schwanger oder nicht. Und Martin Euler hatte bereits ausgeschlossen, dass die Beamtin vor ihrem Tod vergewaltigt worden war.
    «Nein, das ist es nicht», murmelte Albrecht und ließ sich noch zum Computerteam durchstellen.
    «Guten Abend, Kriminalhauptmeister Winterfeldt.»
    «Aloha, Chef.»
    Seufzend hörte der Hauptkommissar sich an, was die beiden jungen Beamten zu berichten – oder besser nicht zu berichten hatten. Einige der unbekannten Damen aus den Hartung-Protokollen hatte Lehmann zuordnen können, andere blieben schemenhaft. Die Täterin konnte darunter sein oder auch nicht. Von Jacqueline war dagegen doch noch die Spur eines Hinweises gekommen. Ole Hartung war wenige Stunden vor seinem Tod im
Club Justine
gesehen worden, einer anderen einschlägigen Bar. Allerdings allein. Lehmann würde sich um Zeugen bemühen.
    «Wir wissen, dass wir nichts wissen», murmelte der Hauptkommissar und legte auf.
    Friedrichs würde er nicht anrufen. Während einer verdeckten Observation kam das nur im äußersten Notfall in Frage.
    Bei dieser hier war es ausgeschlossen.
    Albrecht hatte über seinen eigenen Schatten springen müssen, die Kommissarin um diesen Gefallen zu bitten. Er selbst hätte sich an Stahmkes Fersen heften sollen, schließlich ging es um seinen Kopf – in mehr als einer Beziehung. Doch er war vor vierundzwanzig Stunden zusammen mit der Zecke über die Fernsehschirme geflimmert. In Großaufnahme vermutlich. Er konnte sie nicht unsichtbar verfolgen.
    Davon abgesehen, dass Möllhaus auf ihn wartete.
    Doch es gab noch einen anderen Anruf, den er auf seiner Agenda seit Tagen vor sich herschob.
    «Bringen wir’s hinter uns», murmelte er, als er die Nummer des Pfarrhauses in Waldlingen wählte.
    ***
    Joachim Merz.
    Nein, kein lauschiges Abendessen zu zweit für Margit Stahmke und ihren Kameramann.
    Eins zu dritt.
    Und über den Anlass machte ich mir keine Illusionen. Die Festnahme von gestern Abend würde ein juristisches Nachspiel haben.
    Falls es bei Ermittlungen wegen der Festnahme bleiben würde.
    Falls nicht noch was dazukam.
    Gab es einen Straftatbestand
Stalking im Dienst
?
    Mein Gesicht war krebsrot angelaufen. Keine zehn Minuten hier, und meine verdeckte Ermittlung war zum Teufel, nein, schlimmer.
    Bei der Zecke hätte ich mich irgendwie rausreden können. In der Freien und Hansestadt dürfen auch Kriminalbullen ihre Tapas essen, wo sie wollen.
    Meine persönliche erotische Leiche im Keller war von anderem Kaliber. Wenn es einen Menschen gab, der dem Gericht einen harmlosen Restaurantbesuch als die verdeckte Observation verkaufen konnte, die er ja in Wirklichkeit auch war, dann war es Joachim Merz.
    Nur zu deutlich konnte ich mir Jörg Albrechts Gesicht vorstellen, wenn ich ihm von der kürzesten Beschattung in der Geschichte des Kommissariats erzählte.
    Wütend starrte ich den Anwalt an. Na, mach schon, lass die Bombe platzen!
    Doch Merz machte keine Anstalten. Er hatte die Speisekarte in die Hand genommen. Sein manikürter Fingernagel fuhr über die Liste der Gerichte, während er der Stahmke aufmerksam zuhörte.
    Er selbst sagte kein Wort. Hatte er auch nur in meine Richtung genickt, um den beiden ein Zeichen zu geben?
    Verwirrt kniff ich die Augen zusammen.
    Der Mann deckte mich!
    Er wusste, dass ich hier war, doch die Zecke und ihr Kameramann waren immer noch ahnungslos.
    So lange Joachim Merz das wollte.
    Was zur Hölle sollte das?
    Um der alten Zeiten willen? Unser gemeinsamer wilder Abend war bemerkenswert gewesen, nach
meinen
Maßstäben. Doch bei diesem Mann hatte ich keine Illusionen. Der machte so was ständig.
    Merz hatte die Ellenbogen auf den Tisch gestützt und legte das Kinn grüblerisch auf die gefalteten Hände. Er lauschte den Worten der Journalistin, sein Blick schien sich irgendwo im Raum zu verlieren.
    So musste es für Margit Stahmke aussehen. Und für Paul.
    Mir zwinkerte er zu.
    Ich biss die Zähne zusammen.
Die
Show kannte ich. Ich hatte sie schon einmal erlebt, und ich konnte mich nur zu gut erinnern, wie die Sache ausgegangen war.
    Eisig erwiderte ich den Blick.
    Nachdenklich betrachtete er die Karte, doch plötzlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben. Er sah zu Stahmke, dann noch einmal kurz zu mir. Also doch? Er befeuchtete die Lippen mit der Zunge.
    Untersteh dich!
Ich starrte ihn an.
    Fragend hob er die Augenbrauen.
Zwinker-zwinker.
    Ich kochte vor Wut.
    Ein Spiel. Ein
Merz und Maus
-Spiel. Keine weiteren Fragen.
    Oder doch, eine schon: Was zur

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