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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Travis. »Muss wohl eingepennt sein.«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Girard trocken.
    »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte«, jammerte der Trooper. »Der Kerl kommt ja doch nicht wieder.«
    »Wissen Sie, was ich an seiner Stelle tun würde, Travis? Ich würde abwarten, bis die Cops genau das denken. Solange man uns befiehlt, hier zu sein, tun wir unsere Arbeit. Und dabei gehen wir immer davon aus, dass dieser Typ gleich hinter der Ecke lauert. Vergessen Sie bloß nicht, wen Sie hier bewachen.«
    »Jawohl, Sir. Sie haben recht, Sir. Tut mir leid.«
    »Das braucht Ihnen nicht leid zu tun, Junge. Halten Sie nur die Augen offen, okay?«
    »Jawohl, Sir.«
    Im nächsten Moment hörte Travis Schritte, die durch den Flur des halb fertigen Krankenhauses hallten. Er zog rasch die Waffe, steckte sie aber sofort wieder weg, als ein Mann in Sicht kam. Er blickte auf die Uhr. Wie immer kam Dr. Callow pünktlich auf die Minute.
    Girard nickte dem Arzt zu, einem rundlichen Mann mit dichtem grauem Bart, doch Travis sah einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht seines Vorgesetzten.
    »Ich wundere mich, dass Sie nicht angerufen haben, damit wir die Tür öffnen, Doc«, sagte Girard. »Wie sind Sie reingekommen? Eigentlich sollte der Bereich hier komplett abgeriegelt sein.«
    Leise lachend kam der Arzt näher, hob einen kurzen, dicken Finger und schob sich die Brille hoch. »Keine Bange. Die Bauarbeiter haben heute den neuen Zugangstunnel geöffnet.«
    »Was für einen Tunnel?«, fragte Girard verwirrt.
    »Sie wissen nichts davon? Nun, weil das neue Gebäude ein gutes Stück von den anderen entfernt steht, brauchte man eine Möglichkeit, Patienten hin und her zu transportieren. Der Vorstand einigte sich darauf, dass ein Tunnelsystem, das alle Gebäude miteinander verbindet, wirtschaftlicher ist als ein überdachter Weg. Sobald dieser Tunnel fertiggestellt ist, wird er uns sehr nützlich sein. Wir werden Patienten zwischen den einzelnen Abteilungen des Krankenhauses hin und her fahren können, als ginge es nur über einen Flur.«
    Girard atmete auf. »Aha, verstehe. Großartig. Ich möchte nur wissen, welches Genie beschlossen hat, dass diese kleine Information für uns nicht von Belang ist.«
    Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, das ist nicht mein Gebiet. Wie geht es unserer Patientin?«
    »Soviel ich weiß, versucht sie zu schlafen. Ihre Tochter ist vor ein paar Minuten gegangen.« Girard öffnete dem Arzt die Zimmertür.
    Nachdem er sich kurze Zeit bei der Patientin aufgehalten hatte, verließ Dr. Callow das Zimmer wieder und schloss die Tür geräuschlos hinter sich. »Es geht ihr gut«, berichtete er. »Ich habe ihr ein Schmerzmittel gegeben, damit sie schlafen kann. Lange dauert es nicht mehr, und sie ist so weit genesen, dass sie das Krankenhaus verlassen kann.«
    Girard nickte. »Danke, Doc. Fahren Sie nach Hause? Sie sehen müde aus.«
    »Ja, genug Aufregung für einen Tag. Wir sehen uns morgen.«
    Travis blickte dem Arzt hinterher, wie er mit lauten Schritten den Flur entlangging. Baustellenlampen, die in großen Abständen aufgestellt waren, würden Callows Weg zur Treppe und die Stufen hinunter ausleuchten. Der Vorarbeiter hatte versprochen, dass die Deckenbeleuchtung in ein paar Tagen funktionierte, doch Travis hoffte, dass er bis dahin nicht mehr hierherkommen musste.
    Nachdem der einzige Besucher des Tages gegangen war, wandte er sich wieder seinem Krimi zu.
    In diesem Moment hallte der Schrei durch den Flur, als wären die Figuren aus seinem Roman den Seiten entstiegen und in die wirkliche Welt gelangt. Für eine Sekunde glaubte Travis, sich den Schrei nur eingebildet zu haben, doch seine Zweifel verschwanden, als Girard seine Waffe zog. Der dritte Angehörige ihrer Truppe, ein bierbäuchiger Trooper namens Dobbs, schreckte ebenfalls auf und griff nach seiner Schrotflinte. Travis’ Taschenbuch schlitterte über den Boden, und mit zitternder Hand zog auch er seine Pistole. Hinter einem unbesetzten Empfangspult ging er in Deckung.
    Niemand sprach ein Wort. Die Luft schien mit einem Mal zum Schneiden dick. Die Stille lastete so schwer auf Travis, als wäre er unter Wasser.
    Die Baustellenlampen am Ende des Flurs flackerten auf und erloschen.
    Ein Zittern durchzuckte Travis’ Arm. Er blickte Girard an. Der Mann stand wie ein Fels da, ruhig und abwartend. Seine Haltung flößte Travis Zuversicht ein.
    Girard hob das Funkgerät vor die Lippen. »Wir haben einen Code dreißig. Ich wiederhole: Code

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