Ich bin die Nacht
einem Trottel abgeben. Sie haben recht. Es könnte besser laufen.«
»Wenn es nach mir ginge, würden wir nicht bloß reden«, drohte Foster.
»Tut mir leid, Süßer.« Marcus grinste ihn an. »Beim ersten Rendezvous küsse ich nie.«
»Jetzt pass mal auf, du arroganter kleiner …«
»Lewis, es reicht«, sagte der Sheriff ruhig.
Foster trat näher an Marcus heran. »Beim nächsten Mal bist du allein mit mir in einem dunklen Raum, Freundchen. Dann kommst du mir nicht so komisch.«
Marcus drehte den Kopf auf die Seite und ließ die Nackenwirbel knacken. Als er antwortete, sprach er ruhig und betont. »Wenn Sie das mit mir versuchen, trägt man Sie auf einer Bahre aus dem Raum.«
»Drohen Sie mir?«
»Nein. Ich drohe nie. Ich sage Ihnen nur, wie es ist.«
Foster wollte noch einen Schritt näher treten, doch der Sheriff hielt ihn fest. »Geh nach oben und hilf den Jungs.«
Foster bedachte Marcus mit einem hasserfüllten Blick, ehe er gehorchte.
Der Sheriff wandte sich wieder Marcus zu. »Sie finden nicht leicht Freunde, was?«
»An mich muss man sich erst gewöhnen.«
»Sie waren mal Polizist, also sollte man annehmen, dass Sie in der Lage sind, die Dinge auch aus Lewis’ Warte zu betrachten.«
»Das könnte ich versuchen, Sir, aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ich meinen Kopf so weit in meinen Hintern bekomme.«
Der Sheriff sah ihn ausdruckslos an und kratzte sich den Bart. »Hören Sie, Marcus, ich glaube nicht, dass Sie etwas mit dem Mord zu tun hatten, aber Ihr erster Eindruck hier in Asherton ließ ziemlich zu wünschen übrig. Und die Umstände sind durchaus verdächtig. Also denken Sie lieber nach, bevor Sie etwas sagen. Wenn Sie länger in Asherton leben wollen, sollten Sie Ihr Mundwerk besser im Zaum halten.«
Marcus zuckte die Schultern. »Ich werde es versuchen.«
»Gut. Jetzt fahren Sie nach Hause, ruhen sich aus und vergessen die Sache. Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber versuchen Sie es trotzdem. Wir sind jetzt für den Mordfall verantwortlich. Vergessen Sie dieses Haus und alles, was Sie darin gesehen haben, sonst zerfrisst es Sie innerlich. Glauben Sie mir, ich kenne das. Falls Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte. Die Handynummer steht ganz unten.«
Marcus nahm die Karte entgegen und steckte sie ein. »Wenn Sie sich diesen Fall ansehen, sollten Sie eines nicht vergessen, Sheriff«, sagte er.
»Und was?«
»Ein berüchtigter Serienkiller treibt sich in der Gegend herum. Für jemanden, der einen Mord plante, war es der ideale Zeitpunkt, um zuzuschlagen. Überlegen Sie doch mal. Als ich die Leiche gesehen habe, musste ich sofort an Ackerman denken. Jemand, der einen Mord begehen wollte, hätte die perfekte Gelegenheit und einen absolut glaubwürdigen Sündenbock gehabt. Alle denken ständig nur daran, dass Ackerman in dieser Gegend sein soll. Sie sollten Ihre Ermittlungen auf Tatsachen aufbauen, Sheriff, nicht auf Annahmen, und wenn sie noch so naheliegend sind.«
Der Sheriff schien einen Augenblick über Marcus’ Worte nachzudenken. »Danke, aber wir kennen unseren Job«, sagte er dann. »Denken Sie nicht mehr an die Sache. Wir brauchen Ihre Hilfe nicht.« Er wollte sich abwenden, blickte dann aber noch einmal zurück. »Und solange der Fall nicht geklärt ist, halten Sie sich von meiner Tochter fern, verstanden?«
***
Marcus saß im Dunkeln und ging noch einmal durch, was er im Haus seiner ermordeten Nachbarin erlebt hatte. Er wünschte, er könnte vergessen. Er betete um die Fähigkeit, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben anzufangen. Er betete darum, einzuschlafen und in einem Traum zu versinken, der sich aus glücklichen Erinnerungen speiste. Doch er wusste, dass es ihn in eine dunkle Welt voll Schmerz und Leid verschlug, sobald er einschlief. Eine Welt mit grauem Himmel, an dem sich die Sonne niemals zeigte. Eine Welt, die nur von Ungeheuern und ihren Opfern bewohnt wurde. Eine Welt, in der seelenfressende Bestien lauerten. Marcus fragte sich, ob seine Träume ihm einen Ausblick auf seine ganz persönliche Hölle boten.
Anders als in seinen Träumen war er jetzt hellwach und ließ die Ereignisse des Tages noch einmal an sich vorüberziehen. Er ging jedes Detail durch und suchte nach Hinweisen, die er in der Hitze des Augenblicks übersehen haben könnte, wobei ihm sein fotografisches Gedächtnis zugute kam.
Und irgendetwas hatte er übersehen. Das spürte er.
Während er in Gedanken jede Einzelheit durchging, wurde
Weitere Kostenlose Bücher