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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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er ihn an ein ätherisches Gespenst, das auf der Existenzebene des Menschen unbegreiflich bleiben musste. Der Nebel war ein gewaltiges wogendes Wesen, das sich zielstrebig und zweckbestimmt bewegte.
    Marcus schaute in Richtung Asherton und sah, dass der Sheriff und seine Deputys sich ihm von der Stadt her näherten, in einem merkwürdigen, schlurfenden Gang, wie eine Meute Untoter. Ackerman und Mavros schlossen sich ihnen an. Sie kamen rasch näher. Die Augen in ihren halb verwesten Gesichtern brannten wie die Feuer der Hölle.
    Marcus wandte sich wieder dem Abgrund zu und entdeckte eine Treppe, die hinunter in unbekannte Tiefen führte. Es kam ihm vor, als wäre die Welt auf den Kopf gestellt und ihr Innerstes nach außen gekehrt worden.
    Als die Dämonenbrut immer näher kam, beschloss Marcus, die Treppe ins Unbekannte hinunterzusteigen. In dem Moment, als er den Fuß auf die oberste Stufe setzte, erbebte die ganze Welt unter einem gewaltigen Donnerschlag. Marcus hatte das Gefühl, als würde er in eine andere Dimension gezerrt, eine Welt fernab aller Schmerzen, Seelenqualen und Tränen.
    Dann wachte er auf.
    Der Donner, den er im Traum gehört hatte, rührte von einer Faust her, die gegen die Tür des Motelzimmers hämmerte. Blitzartig sprang Marcus auf und zog seine Waffe. Er blickte nicht durch den Türspion; stattdessen kniete er sich hin, hob die Jalousie ein Stück und schaute durchs Fenster. Dann ließ er die Jalousie wieder zurückfallen und öffnete die Tür.
    Vor ihm stand Andrew Garrison, der ihn mit sorgenvollem Blick betrachtete. »Es wird Zeit«, sagte er.

50.
    Das Trio ließ die Ereignisse der vergangenen Tage noch einmal Revue passieren und suchte nach einem Hinweis, der den Plan des Sheriffs erhellte. Sie diskutierten mehrere Möglichkeiten, von denen jedoch keine durchführbar erschien. Sie wussten nicht mehr als das, was der Sheriff gesagt hatte: Dass es eine große Sache sei, die am nächsten Tag stattfinden solle.
    Ein unendliches Meer der Möglichkeiten breitete sich vor ihnen aus, und sie fanden keinen Hinweis, der ihnen half, ihre Suche einzugrenzen. Marcus kam sich vor wie ein Fischer, der einen großen weißen Hai fangen wollte, indem er aufs Meer hinausfuhr und eine Angelschnur auswarf.
    »Am besten, wir gehen offensiv vor«, sagte Andrew schließlich.
    »Und was bedeutet das?«, fragte Maggie.
    »Dass wir nach dem Motto handeln: ›Im Zweifelsfall prügle es aus ihnen heraus.‹«
    Marcus blickte ihn nachdenklich an. »Der Sheriff muss jemanden auf dem Revier zurücklassen«, sagte er. »Und den wollen Sie sich vorknöpfen?«
    Andrew nickte. »Richtig. Wenn niemand auf dem Revier bleibt, würden sie Verdacht erwecken. Außerdem muss jemand zur Stelle sein, falls Ackerman entdeckt wird. Aber wer immer dort sitzt, wird auf der Hut sein. Wie kommen wir hinein, ohne dass es eine Schießerei gibt?«
    Maggie blickte von einem zum anderen. »Ich weiß zwar nicht, woran ihr denkt, aber ich glaube nicht, dass es mir gefallen wird.«
    Andrew lächelte sie an. »Hast du jemals einen Totschläger benutzt?«
***
    Minuten später waren sie unterwegs. Als sie das Revier erreichten, rannte Maggie in gespielter Panik hinein. Der diensthabende Deputy sprang auf, als sie durch die Tür gestürmt kam. »Was ist passiert, Maggie? Was ist denn los?«, stieß er mit schwerem Südstaatenakzent hervor.
    »Er ist hinter mir her!«, rief Maggie. »Er ist direkt hinter mir!«
    Der Deputy eilte zu ihr, zog die Pistole und schob Maggie beschützend hinter sich. Langsam bewegte er sich zum Fenster und spähte hinaus. »Ich sehe nie …«
    Der Mann brach bewusstlos zusammen, als ihn der Schlag in den Nacken traf.
    »Tut mir leid«, sagte Maggie, die mit dem Totschläger hinter ihm stand. »Es ging nicht anders.«

51.
    »Wer mimt den guten Cop, wer den bösen?«, fragte Andrew.
    Marcus verzog das Gesicht. »Kommen Sie, wir wollen doch nicht auf dieses abgedroschene Klischee zurückgreifen. Uns sollte schon etwas Besseres einfallen. Vor allem etwas, das deutlich schneller geht.«
    »Ich finde, wir sollten den Klassikern vertrauen. Guter Cop, böser Cop hat noch immer funktioniert.«
    Marcus schüttelte den Kopf. »Ich habe eine bessere Idee.«
    »Dann sollte sie wirklich gut sein. Wir haben nämlich keine Zeit zu verlieren. Wenn wir aus diesem Kerl nicht alles herausholen, was er weiß, sind wir aufgeschmissen.«
    »Keine Bange«, sagte Marcus. »Ich brauche nur zehn Sekunden.«
    Der Deputy saß gefesselt auf einem

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