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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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abrupt.
    Andrew stürmte zur Tür herein und starrte ungläubig auf die Szene.
    Marcus schob die Pistole zurück in den Hosenbund.
    Der Bolzen war ins Lager geschlagen, doch es war kein Schuss gefallen. Marcus hatte nur zwei Patronen ins Magazin gesteckt.
    »Schlaf schön.« Er zückte den Totschläger, drosch ihn dem Deputy über den Hinterkopf und schickte ihn zurück ins Reich der Träume.

52.
    Das schäbige Motelzimmer bereitete Maggie eine Gänsehaut. Zimmer wie dieses mietete man normalerweise nicht tage-, sondern stundenweise. Hässliche grüne Tapeten, ein grünliches Blumendekor auf der Bettdecke, ein Fernseher, der nicht per Fernbedienung oder über Tasten, sondern mithilfe eines Drehknopfs eingestellt wurde …
    Offenbar war dieses Zimmer seit den Siebzigerjahren nicht modernisiert worden. Maggie fragte sich, ob es genauso lange her war, dass man die Bettwäsche gewechselt hatte. Sie konnte das Ungeziefer beinahe spüren, von dem es unter den Laken wimmelte, unter der Matratze und in jedem Winkel dieses Zimmers.
    Maggie schauderte und beschloss, in ihren Kleidern und Schuhen zu schlafen – vorausgesetzt, sie konnte sich überhaupt dazu überwinden, sich hineinzulegen.
    Marcus lag bereits auf dem Bett, einen Arm übers Gesicht geschlagen, und atmete tief und gleichmäßig. Ihn schien der Gedanke an Wanzen und Läuse nicht zu beschäftigen.
    Maggie saß da und blickte ihn an. Sie fragte sich, wie es zwischen ihnen weitergehen würde, wenn das anstehende Problem aus der Welt geschafft war. Ob Marcus sich selbst jemals verzeihen konnte? Ihrer Ansicht nach hatte er in New York das Richtige getan, doch sie wusste, dass er selbst es ganz anders sah. Ihn plagten schreckliche Schuldgefühle. Hinter seiner gelassenen, manchmal kühlen Fassade verbarg sich ein Mensch, der an sich selbst verzweifelte.
    Marcus schien Maggies Blicke zu spüren, denn er hob den Arm von seinen Augen und schaute sie an. »Ich kann nicht schlafen, wenn du mich so anstarrst.«
    »Warum wenden wir uns nicht an die Presse?«, fragte Maggie.
    »Erstens kann man nicht einfach unvermittelt in irgendeine Zeitungsredaktion oder ein Fernsehstudio spazieren und die Nachricht verbreiten, der Präsident wolle seinen Herausforderer ermorden lassen. Zweitens, selbst wenn wir in die Nachrichten kommen oder den richtigen Ansprechpartner finden – wir haben keine Beweise. Wer würde uns glauben? Man würde uns als Spinner hinstellen und die ganze Sache unter den Teppich kehren, noch ehe die Zeitungen morgens an den Kiosken sind. Außerdem möchte ich niemanden mehr in Gefahr bringen.«
    »Was ist mit dem Internet? Wir könnten dort veröffentlichen, was wir wissen.«
    Marcus schüttelte den Kopf. »Das wäre nur eine weitere Verschwörungstheorie, die niemand erst nimmt. Das Internet ist voll davon.«
    Maggie zögerte. Dann sagte sie: »Wir könnten fliehen.«
    Marcus setzte sich auf und blickte sie an.
    Sie ging näher und setzte sich neben ihn aufs Bett. »Wir könnten uns über die Grenze absetzen und nie mehr zurückblicken. In ein paar Tagen wären wir in einem Land, das mit den Vereinigten Staaten kein Auslieferungsabkommen getroffen hat.«
    Marcus wandte den Blick ab und starrte schweigend an die Wand. Schließlich sagte er: »Aber wenn ich den Schwanz einziehe, was dann? Vor seinem Tod sagte Allen Brubaker zu mir: ›Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun.‹« Er zögerte – dann blickte er Maggie in die Augen. »Ich kann nicht einfach davonlaufen. Manchmal geht es nicht um die Frage, ob man Erfolg hat oder nicht. Es geht darum, aufzustehen und sich zu wehren. Es geht darum, das Richtige zu tun. Und wenn man dabei sein Leben riskiert.«
    Erneut breitete sich Schweigen aus.
    »Weißt du was?«, sagte Maggie schließlich. »Das hier ist sozusagen unser drittes Rendezvous. Beim zweiten Mal hast du mich geküsst. Was machst du beim dritten Mal?«
    Ein Lächeln legte sich auf seine Züge.
    Maggie zögerte nicht. Sie packte ihn beim Hemd und zog ihn an sich. Ihr Kuss war wie eine Explosion.
    Marcus liebkoste ihre Schultern und fuhr mit den Händen sanft ihren schlanken, biegsamen Körper hinunter. Maggie drängte sich näher an ihn, spürte die Wärme seines Körpers. Ihr wurde heiß von Kopf bis Fuß. Sie schob die Hand in sein Hemd …
    Und zog sie hastig zurück, als sie ein Geräusch an der Zimmertür hörte. Jemand steckte von außen einen Schlüssel ins Schloss.
    Marcus ergriff seine Waffe, die er unter dem Kopfkissen

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