Ich bin die Nacht
Stuhl mitten im Vernehmungsraum, die Hände in Handschellen auf dem Rücken. Er war noch immer bewusstlos, aber es wurde Zeit, dass er aufwachte und den Tatsachen ins Auge sah. Marcus kannte ihn von der Brubaker-Farm. Die Erinnerung an das, was dort geschehen war, stählte seine Entschlossenheit und erleichterte ihm das weitere Vorgehen.
Er goss eine Plastikmülltonne voll kalten Wassers über dem Deputy aus. Der Mann erwachte aus der Bewusstlosigkeit, riss den Kopf herum und schlug die Augen auf. Er wirkte noch immer benommen, sodass Marcus mit ein paar Ohrfeigen nachhalf, die den Mann schneller aus der Benommenheit rissen als Riechsalz.
»Verdammt noch mal, was soll das?«, rief der Deputy wütend.
Marcus verschwendete keine Zeit. »Wir wissen, dass der Sheriff irgendetwas Großes plant«, begann er. »Wir würden gern erfahren, um was es sich handelt. Sie werden es uns sagen.«
Der Deputy schwieg. Ein trotziger Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
Marcus wiederholte seine Frage und erhielt wieder keine Antwort.
Er nickte. »Ich dachte mir schon, dass es so läuft.« Er griff hinter seinen Rücken, zog eine 9mm-Pistole, prüfte das Magazin und lud eine Patrone ins Lager. Dann blickte er dem Mann mit eisiger Entschlossenheit in die Augen. »Ich zähle von zehn herunter«, sagte Marcus. »Wenn Sie mir dann nicht gesagt haben, was ich wissen will, puste ich Ihnen das Hirn aus dem Schädel.«
Der Deputy versuchte, sich hartgesotten zu geben, war aber sichtlich verängstigt. »Glauben Sie ernsthaft, ich falle darauf rein? Sie würden mich doch nicht einfach abknallen!«
Marcus beugte sich näher und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Wieso nicht? Das Gleiche haben Sie und Ihre Freunde mit den Brubakers gemacht.«
Der Mann riss die Augen auf und blickte zum Spionspiegel des Vernehmungsraums, als wollte er dort jemanden um Hilfe anflehen.
Marcus richtete sich wieder auf.
»Zehn«, begann er zu zählen.
»He, Mann, was soll der Quatsch? Das können Sie nicht machen!«
»Neun.«
»Hören Sie, ich erledige hier bloß meinen Job«
»Acht.«
»Der Sheriff hat hier das Sagen! Sie müssen sich an ihn halten! Ich weiß von nichts, verdammt noch mal! Wieso glauben Sie mir nicht?«
»Sieben.«
»Der Sheriff sagt mir auch nicht alles! Woher soll ich da wissen …«
»Sechs.«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie wissen wollen!«, kreischte der Deputy. »Ich weiß überhaupt nichts!«
»Fünf.«
»Sie bluffen doch nur. Sie würden keinen unbewaffneten Mann abknallen.«
Das Bild von Senator Mavros mit seinem selbstgefälligen Grinsen blitzte vor Marcus’ Augen auf.
»Vier«, sagte er.
Der Deputy schrie: »Er bringt mich um, wenn ich es Ihnen sage!«
»Und ich bringe Sie um, wenn Sie es mir nicht sagen. Drei.«
»Bitte, tun Sie das nicht.«
»Zwei.«
»Hören Sie, ich …«
»Eins.«
»Bitte! Nein!«
Marcus feuerte die Pistole aus nächster Nähe ab. Die Kugel pfiff keine fünf Zentimeter an der linken Schläfe des Mannes vorbei.
»Hören Sie auf! Sie haben gewonnen. Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen.«
Marcus blickte zum Beobachtungsraum hinter dem Spionspiegel und zwinkerte Andrew und Maggie zu, ohne dass der Deputy es sah.
»Ich höre«, sagte er dann.
»Das Ziel ist Paul Phillips.«
»Der Präsidentschaftskandidat?«, fragte Marcus erstaunt. Er hatte nicht mit einem Mordanschlag gerechnet, aber mittlerweile konnte ihn kaum noch etwas überraschen.
»Ja. Phillips ist ein schlechter Mensch. Als Präsident wäre er eine Katastrophe für dieses Land und seine Bewohner.«
»Wo soll der Anschlag verübt werden?«, fragte Marcus.
»In San Antonio. Während einer Rede. Es soll in der Öffentlichkeit geschehen, umso größer ist die Schockwirkung. Sie wollen ihm eine Hochgeschwindigkeits-Gewehrkugel in den Kopf jagen.«
»Wo ist der Schütze postiert?«
»Keine Ahnung.«
Marcus feuerte wieder eine Kugel nahe an der Schläfe des Deputys vorbei und sagte: »Raus mit der Sprache.«
»Ich schwöre es, ich weiß es nicht!«, jammerte der Deputy. »Ich weiß aber, wer der Schütze ist.«
Marcus ahnte es bereits. »Der Sheriff selbst, nicht wahr?«
»Ja. Mit etwas so Wichtigem würde er niemals einen anderen betrauen.« Hass loderte in seinen Augen. »Ich hoffe nur, er erwischt diesen Kerl. Phillips tut vielleicht so, als wäre er ein Engel, der die Übeltäter ihrer gerechten Strafe zuführt, aber in Wirklichkeit ist er schlimmer als alle anderen. Nicht auszudenken, was geschieht, wenn er Präsident
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