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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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Platz aus anl ächelt. Sie lächelt tatsächlich und lacht nicht wie die anderen Tiere. Ich nehme ihren süßen, billigen Geruch wahr - nach Weichspüler, Kaugummi und Labello. Der Duft hüllt mich ein und gleitet mit sanften Fingern meine Kehle hinab. Plötzlich schmecke ich alkalischen Speichel in meinem Mund und weiß jetzt auch, warum ich so hungrig bin.
    Doch Ms. Sokolov stellt sich zwischen uns und macht alles zunichte. 72 »Kopf vom Tisch«, kommandiert sie. Ich füge mich mit einem Nackte-Haut-löst-sich-von-Resopal-Schmatzer (mir ist ein bisschen Speichel aus dem Mund gelaufen). Sie holt das Klassenbuch hervor: »Watson, Oliver«, liest sie.
    »Hier.«
    Ich hasse diese Stillbeschäftigungsstunden.
    Randy Sparks, der erbärmlichste Typ der ganzen Schule, spitzt einen Bleistift. Ms. Sokolov wirft ihm einen kurzen Blick zu, ehe sie ihn an die Tafel kommandiert.
    Als sie »bitte« hinzufügt, klingt das blutig und klebrig - wie ein Robbenfänger, der ein Seehundbaby totschlägt.
    Randy schaut sie verwirrt an, schlurft folgsam nach vorne und wendet sich der Klasse zu. Ein seltsames, hoffnungsvolles Lächeln umspielt seine Lippen. Was kommt jetzt?
    Ms. Sokolov sagt: »Dein Hosenstall steht offen.«

    Alle Augen wandern von Randys Gesicht zu seinem Schritt. Sein Hosenstall steht wirklich sperrangelweit offen. Und das Weiß seiner zu kleinen Unterhose war schon mal weißer. Er muss ein bisschen fummeln, bis er den widerspenstigen Reißverschluss wieder nach oben gezogen hat. Alle Augen wandern zurück zu seinem Gesicht. Es ist so knallrot angelaufen, als hätte es jemand in diese Soße getaucht, mit der man Liebesäpfel auf dem Jahrmarkt herstellt. Das Lächeln auf seinen Lippen ist erstarrt, doch jetzt ist es das traurigste, hoffnungsloseste Lächeln der ganzen Welt.
    Er sieht aus, als würde er jeden Moment zu heulen anfangen. Randy ringt verzweifelt um Fassung, ehe endlich …
    … die Pausenklingel schrillt. Er stürmt aus der Tür. Auch ich würde am liebsten hinausrennen, doch für einen klitzekleinen Moment stecke ich irgendwie fest, und als ich mich endlich aus meinem Stuhl befreit habe, blockiert Tatiana die Tür. Sie lehnt lässig an der Wand, wie der Bösewicht in einem B-Movie, und kratzt an der Spachtelmasse ihres kreischrosa Daumennagels. Die Mühe, mich anzusehen, macht sie sich nicht.
    »Wohin des Wegs, Mopsi?«
    »Erdkunde.«
    »Vergiss Erdkunde. Ich weiß, wohin dein Weg dich führt, Specki! Nach ganz oben!« Sie dreht ihr bemerkenswertes Kinn, das so scharf ist wie eine Rasierklinge, in meine Richtung. »Ich freu mich, dass es gut läuft für dich. Nur schade, dass mein kleiner Trick nicht geklappt hat.«
    Ich werfe ihr einen verstohlenen Blick zu. Welcher Trick? Wovon redet sie?

    Sie belohnt mich mit einem verschwörerischen Lächeln. »Ich bin deine geheime Wahlkampfmanagerin. Ich habe allen erzählt, dass du sterben wirst. Deshalb wollten dir plötzlich alle ihre Stimme geben, kapiert?«
    Ah! Es war also Tatiana, die das Gerücht in Umlauf gebracht hat. Hätte ich mir denken können! Meine anderen Mitschüler haben viel zu wenig Grips, um auf so einen genialen Schachzug zu kommen. Kleine Zahnräder setzen sich in meinem Kopf in Bewegung, bis alles an seinen Platz fällt. Kein Wunder, dass sie so fröhlich wirkte, während mich alle anderen bedauerten.
    Sie macht eine kurze Pause, denkt nach. »Also eigentlich habe ich es nur drei Leuten gesagt, und die haben es dann weitererzählt. Das perfekte Schneeballsystem.«
    Selbst für Tatiana ist das beeindruckend. Nur wenige Schüler der Mittelstufe besitzen so ein tiefgreifendes Verständnis über die Verbreitungsweise von Gerüchten.
    Ich blicke kurz zu Ms. Sokolov hinüber, die an ihrem Pult sitzt und ihre Nase in einem Buch vergraben hat. 73 Tati folgt meinem Blick. »Glaubst du, das Ding da drüben kümmert sich darum, worüber wir reden?«
    Ich bin von ihrer Fähigkeit, La Sokolova zu entmenschlichen, tief beeindruckt. »Ist sie deine Lieblingslehrerin?«
    »Was? Weil sie so gemein ist? Nee!« Tati rümpft die Nase. »Die ist doch nichts weiter als eine kaputte Sofafeder, die aus dem Polster herausschaut. Sie nervt, wenn du auf ihr draufsitzt, aber sie kann eigentlich nichts dafür, dass sie kaputt ist.«

    Bild 13 : Scott Sparks, der erbärmlichste Buchhalter von ganz Omaha.
    Tatiana hat ihre Stimme gehoben, während sie mir diese Erklärung gibt. »Vielleicht hat »das Ding da drüben« wirklich kein Interesse an unseren Gesprächen, doch

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