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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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großen Klappe und dem miesen Charakter - so hart gegen den Spind gestoßen, dass ich mir fast den Finger gebrochen hätte. Meine Untergebenen haben ihm ein paar Lazoprilpfeile verpasst, aber zu spät, um noch etwas Positives zu bewirken. Zehn Minuten später hat er im Geschichtsunterricht so einen Stinker losgelassen, dass ich schon dachte, die Gase würden die Pickel in seinem Gesicht einbrutzeln lassen.
    Aber das alles ist es wert. Wieder einmal habe ich triumphiert.
    Randy Sparks hat sich so weit erholt, dass er die Käsekruste in seinem Mund runterschlucken kann. Er lächelt mich ermutigend an. »Jetzt wirst du bestimmt Klassensprecher, Ollie.«
    Ich krame hektisch in meiner Tasche, ziehe einen lappigen Dollarschein hervor und schiebe ihn quer über den Tisch. »Okay, der ist für dich!«, sage ich. »Mehr habe ich im Augenblick nicht.«

    Randy ist verwirrt. »Ich will dein Geld nicht!«
    »Mehr hab ich jetzt nicht!«, schreie ich. »Morgen kriegst du mehr!«
    Er lächelt mich nervös an und sieht sich um, ob uns jemand zugehört hat. »Nein, nimm das Geld zurück. Es gehört dir.«
    »Okay, ist ja gut! Ich klau meiner Mutter das Geld und geb es dir!«
    »Aber ich will dein Geld ni…« In diesem Moment wird Randy von Miss Broadways fleischiger Pranke nach oben gerissen. Miss Broadway ist unsere neue riesenhafte Mathelehrerin. »Lass ihn in Ruhe!«, fährt sie ihn an.
    »Aber ich habe doch nur … ich will sein Geld doch gar nicht. Ich weiß nicht, warum er denkt …«, protestiert Randy, aber der strenge Blick von Miss Broadway bringt ihn zum Schweigen.
    »Das hätte ich wirklich nicht von dir gedacht, Rudy!«
    »Randy«, sagt Randy geknickt.
    »Wie auch immer du dich heute nennst«, sagt Miss Broadway, die nicht bereit ist, auch nur im Kleinsten nachzugeben. »Setz dich an einen anderen Tisch. Und wenn du Oliver noch ein einziges Mal störst, werde ich es dem Direktor melden.«
    Randy seufzt 70 und trottet aus der Cafeteria. Sein Essen lässt er stehen. Vielleicht habe ich es diesmal ein bisschen zu bunt mit ihm getrieben. Doch Quälgeister wie Randy Sparks sollte man nicht ermutigen, und da ich mich nun mal nicht bei ihm entschuldigen kann, tue ich das Zweitbeste und esse seine Pizza für ihn auf.
    Auch im Hause Watson ist abends Pizza angesagt, aber nur als Notlösung, weil Moms Thunfischauflauf verbrannt ist.
    Während Daddy an seiner Peperonipizza (ekelhaft!) knabbert, versucht er sich zu etwas aufzuschwingen, das nach echtem Interesse klingt. »Und, wie läuft der Wahlkampf?«
    Ich habe geduldig gewartet, bis er seine tägliche Vorlesung beendet hat. Heutiges Thema beim Abendessen: Sollen doch die Politiker die Kriege führen!
    »Ich bin schon Klassensprecher!«, antworte ich, den Mund voller Anchovis.
    Daddy widerspricht mir wie üblich. »Aber nein, du musst doch erst gewählt werden.«
    In diesem Moment lasse ich die Bombe platzen.
    »Liz und Jack haben ihre Kandidatur zurückgezogen, also bin ich der einzige Kandidat, der noch übrig ist.« Ich spreche sehr langsam, um den Moment voll auszukosten und sicherzugehen, dass er mich auch richtig versteht. »Also werde ich Klassensprecher. Genau wie du.«
    Eine Bombe lässt man platzen, um eine Explosion herbeizuführen. Mom springt auf und drückt mir die Luft ab - ein echter Twombley-Schwitzkasten -, aber das ist nicht die Explosion, die ich wollte.
    Meine Augen ruhen auf Daddy. Sein Blick geht ins Leere, er nestelt an seiner Brille. Besorgt. Verwirrt. Welche bitteren Erkenntnisse rasen in diesem Moment durch seinen Kopf? Welcher neue, widerwillige Respekt für seinen einzigen Sohn bahnt sich den Weg durch sein Bewusstsein? Sein Mund öffnet sich. Jetzt kommt’s, jetzt …
    »Tut mir leid, Oliver.«

    Oh, nein!
    Er sollte auf seinen Teller starren, über seine gesamte Jugend nachdenken und begreifen, wie wertlos seine Leistungen waren, wenn ich es ihm gleichtun kann.
    Oder er sollte mir Bewunderung zollen und mich endlich erkennen . Mir auf den Rücken klopfen und ein stolzes »Gut gemacht, Sohn!« aussprechen. Nicht dass ich mir das wirklich wünschte.
    Oder er sollte einfach in Tränen ausbrechen und still vor sich hin weinen. Tränen wären gut.
    Doch eines will ich definitiv nicht - Mitleid !
    »Oliver hat gewonnen«, sagt Mom verwirrt.
    »Nein, mein Schatz. Oliver wird Klassensprecher werden. Aber gewonnen hat er nichts«, sagt Daddy. Er lächelt mich bedauernd an. Es ist ein Lächeln, das mir eine wichtige Lektion erteilt. »Ich denke, Oliver

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