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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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muss ich mir nicht vorwerfen lassen!« Er knallte einen Fünf-Euro-Schein vor ihr auf den Tisch. »Falls du es vergessen hast, der Pressegeier hat selbst zwei Söhne. Und er hat auch ein Herz.«
    Wütend stampfte sie mit dem Fuß auf, als er zur Tür hinausrauschte. »Und wenn ich dir nicht vertraute, hätte ich dir das gar nicht erzählt!«
    * * *
     
    Die Hintertür zum Garten stand offen, als Irene Neumaier aus dem Krankenhaus zurückkam. Der Schlüssel steckte von außen. Irene schloss die Tür, ohne weiter darüber nachzudenken.
    Alles sah aus wie immer. Nichts deutete darauf hin, dass ein Fremder im Haus gewesen war. Nichts ließ erkennen, dass etwas fehlte.
    * * *
     
    Schon nach halb zwölf. Schweigend drehten sie ihre Runde entlang der Reviergrenze. Die Nacht lag träge und undurchdringlich über den Bäumen. Undurchdringlich. So wie die schreckliche Geschichte mit Markus. Alexandra hätte Mischa gerne gefragt, was er darüber wusste. Mischa war im Krankenhaus gewesen, aber er verlor kein Wort darüber.
    Kurz vor dem Eschenheimer Tor erreichte sie ein Funkspruch aus der Zentrale. Graffiti-Sprayer im Bereich der S-Bahn, Hauptwache. Drei Personen in dunkler Kleidung mitten im Tunnel. Sachlich trafen sie ihre Vorbereitungen. Dazu brauchte es nicht viele Worte. Am Eingang Rathenauplatz ließen sie den Wagen zurück, nahmen die erste Treppe im Galopp. Die Sprayer waren zuvor schon im Tunnel an der Alten Oper gesichtet worden, hatten sich aber rechtzeitig aus dem Staub gemacht, als Sicherheitsbeamte der Bahn auftauchten. Dort gab es nur einen Bahnsteig. An der Hauptwache war das Gelände viel unübersichtlicher, gleich drei Ebenen. Trotzdem eine höhere Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, da die Station viel stärker frequentiert wurde. Vielleicht erhöhte das aber auch nur den Reiz.
    Mischa und Alexandra mieden die Rolltreppe. Eine Großbaustelle zwischen den Gleisen zwei und drei verengte den Bahnsteig, nahm einen Teil der Sicht und bot ihnen eine gute Deckung. An der mit Plakaten gepflasterten Bretterwand entlang pirschten sie sich über den mehrere hundert Meter langen Bahnsteig zum anderen Ende. Schon aus einiger Entfernung hörten sie gedämpfte Stimmen und das unverwechselbare Klappern beim Schütteln der Dosen. Alle drei Sprayer trugen Skimützen und Halstücher, um Mund und Nase vor dem feinen Farbnebel zu schützen, und natürlich, um die Gesichter unkenntlich zu machen. Einer stand etwas abseits, sicherte die anderen ab, um rechtzeitig die Durchfahrt eines Zuges zu signalisieren. An der Wand, hinter der Absperrung und dem Warnschild, nebeneinander aufgestellt eine Reihe Sprühdosen. Ein großformatiges Bild strahlte Alexandra entgegen, Mangafiguren in leuchtenden Farben. Nur mit Hand und Kopfzeichen verständigten Alexandra und Mischa sich über die Richtung und den Zeitpunkt des Zugriffs.
    »Schluss für heute, Jungs. Ende der Gestaltungstherapie.« Alexandras Stimme hallte laut durch das Gewölbe.
    »Scheiße!« Einer warf die Farbdose auf die Gleise und versuchte, sich in die Tiefe des Tunnels zu flüchten.
    »Nicht da lang! Die U7 kommt gleich«, brüllte Mischa ihm hinterher. Die Zeit, in der der Junge zögerte, reichte ihm. Mit einem Satz sprang er ins Gleisbett und erwischte ihn am Kragen.
    »Zehn Minuten, Blödmann«, stöhnte der Aufpasser. »Ich hab dir gerade gesagt, ihr habt noch zehn Minuten, bis die nächste Bahn kommt! Nur ein paar Meter und du wärst weg gewesen!«
    »Na, wer wird sich denn hier streiten wollen?« Alexandra grinste. Die erfolgreiche Aktion hob ihre Laune schlagartig. »Außerdem kommt hier wenn schon eine S-Bahn und keine U! Schön meine Herren, wer von euch zuerst? Ich hätte gerne eure Namen, Alter, Anschrift. Ausreden könnt ihr euch sparen. Fluchtversuche ebenfalls. Mein netter Kollege«, sie warf Mischa einen schnellen Seitenblick zu, »ist gut zu Fuß, wie ihr eben gesehen habt.«
    Mischa stand breitbeinig mit verschränkten Armen vor ihnen.
    »Zuerst die Masken runter«, knurrte er. Sie schubsten sich, wie Kleinkinder, mit gesenkten Köpfen und mürrischen Gesichtern, die zögernd unter der Verkleidung zum Vorschein kamen. Volljährig war höchstens einer von ihnen.
    »Habt ihr zufällig eure Ausweise dabei? Pech, dann fahren wir jetzt gleich aufs Revier. Braucht ihr Handschellen oder geht es auch so?«
    Alexandras Fröhlichkeit schüchterte die Burschen fast ebenso sehr ein wie Mischas körperliche Präsenz.
    »Können wir die Dosen mitnehmen?«, sie hörte

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