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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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du arbeitest und wann du frei hast.«
    »Ist auch schwierig. In unserer Dienststelle läuft seit kurzem ein Pilotprojekt für den bedarfsorientierten Schichtdienst.« Mit geschlossenen Augen schmiegte sie sich an seine Brust. »Auf jeden Fall habe ich ab morgen früh um sieben frei. Übermorgen schiebe ich vormittags ein paar Stunden und am Samstag gehe ich wieder in den Tagdienst.«
    »Sag, dass das nicht wahr ist!« Er stieß einen zornigen Laut aus. »Wenn ich meinen Terminplan richtig im Kopf habe und ich irre mich darin leider nie, können wir uns erst am Sonntag wieder sehen. Und auch da nur kurz. Termine, Termine, Termine. Wie ich das hasse!«
    »Vorfreude ist die schönste Freude, sagt man.« Sie drückte ihre Lippen auf sein Kinn.
    »Oh nein, Alexandra! Ich verspreche dir, dass das nicht stimmt. Du wirst es sehen, erleben«, er bedeckte ihr Gesicht mit warmen Küssen, »fühlen und nie mehr vergessen. Es wird viel besser sein als alles, was du kennst oder erwartest!«
    * * *
     
    Routinemäßig drehten Mischa und Alexandra ihre Runde durchs Revier. Um Präsenz zu zeigen und gelegentlich einen Zufallstreffer zu landen; zur rechten Zeit, am rechten Ort. Wobei sie die Fahrtstrecken und den Zeitpunkt der Kontrollen variierten. Auf der Zeil herrschte lange nach Ladenschluss nur noch mäßiger Betrieb. Das eigentliche Nachtleben – sowohl das Anrüchige als auch das Gemütliche – fand größtenteils anderswo statt. Die Einkaufsmeile belebte sich kurzfristig ein letztes Mal, wenn die Lichtspielhäuser nach dem Ende der Spätvorstellungen ihre Türen öffneten.
    Alexandra hielt in der Nähe des U-Bahn-Zuganges gegenüber der Katharinenkirche und Mischa nutzte die Gelegenheit, auszusteigen, sich die Beine zu vertreten und der Diskussion über Stockmanns Verstrickung in den Mord am Eisernen Steg für eine Weile zu entgehen.
    Scharen von Zuschauern strömten aus den Kinos in die Kälte der Oktobernacht. Ein Moment, der eine erhöhte Aufmerksamkeit seinerseits rechtfertigte. Er lehnte sich an die Motorhaube des Streifenwagens und beobachtete die Grüppchen, die in fröhlicher Stimmung ins Freie drängten. Alles blieb ruhig, friedlich. Er wartete ab, bis sie sich in alle Himmelsrichtungen zerstreut hatten. Erst dann öffnete er die Tür, nahm die Mütze vom Kopf und setzte sich wieder auf den Beifahrersitz.
    Alexandras Laune war weit weniger locker, sie nahm das zuvor unterbrochene Gespräch sofort wieder auf.
    »Da will ihm jemand was anhängen. Er hat die Sachen vorher als gestohlen gemeldet.«
    Natürlich stand sie klar auf Stockmanns Seite.
    »Wie leichtgläubig bist du eigentlich? Denkst du, die Hotelangestellte hat vorher in den Rucksack geguckt, um seine alten Klamotten zu bewundern? Das ist der älteste Trick der Welt. Sachen gestohlen zu melden, um sie hinterher bei einem Verbrechen zu benutzen.«
    »Aber er hat den DNA-Test machen lassen und es sind noch andere Spuren gefunden worden. Fremde Haare, in der Kapuze.«
    »Richtig. Wenn er so perfekt ist, wie er immer behauptet, kann er die selbst dort platziert haben. Außerdem lag der Pullover nicht gerade an einem klinisch sauberen Ort. Verunreinigungen sind da nur logisch.«
    »Er hat ein Alibi!« Erst jetzt drehte Alexandra den Zündschlüssel und fuhr los.
    »Irgendeine Schnepfe aus dem Verlag. Erlaube mal, die decken ihn unter Garantie.« Aufmerksam betrachtete Mischa die Szenerie vor dem Fenster, um sich abzuregen. »Der Kerl spielt eine Menge Geld ein, da kann man einen Termin schon mal im Nachhinein verlängern.«
    Die Durchfahrt vom Rossmarkt an der Hauptwache vorbei sollte nach dem Willen der Politiker in naher Zukunft gesperrt werden. Die beiden Teile der Fußgängerzone zu verbinden, bedeutete für die Autofahrer, lästige Umwege fahren zu müssen. Andererseits kam der Verkehr hier ohnehin kaum noch vom Fleck. Über den gesamten Abschnitt von der Zeil bis zum Eschenheimer Turm erstreckte sich eine gigantische Baustelle. Die Vergangenheit war einem ehrgeizigen Projekt gewichen, machte Platz für ein weiteres Einkaufszentrum, ein Bürohochhaus, ein Hotel. Mischa rieb sich resignierend den Nacken. Das alles war genauso unnütz und so wenig aufzuhalten, wie die Streiterei mit Alexandra.
    »Du willst ihn verdächtigen!«
    »Spielt keine Rolle. Ich bin weder sein Richter noch sein Henker.« Die Anspielung konnte er sich nicht verkneifen, aber sie bemerkte es nicht einmal. »Den Job haben andere. Es sind nicht unsere Ermittlungen. Das eine ist Dienst,

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