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Ich bin ein Mörder

Ich bin ein Mörder

Titel: Ich bin ein Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Pons
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das andere privat. Fang nicht an, das durcheinanderzubringen!«
    Sie antwortete nicht mehr und Mischa starrte angestrengt aus dem Fenster, um ihrem Blick nicht zu begegnen. Es war nicht fair, Tobias Stockmann vor ihr schlecht zu machen. Kein bisschen. Trotzdem wollte er ihn nur zu gern überführen. Mit jeder Buchseite, die er las, lieber. Aber ihm fehlte eine konkrete Spur.
    Im Zweifel für den Angeklagten.
    Aus den Augenwinkeln forschte er in ihrem Gesicht. Streit mit Alexandra war die Hölle. Vor allem, wenn sie am Steuer saß.
    Dass Mischa recht hatte, was das Alibi betraf, ärgerte Alexandra am meisten. Wütend trat sie aufs Gaspedal. Die Lichter der Stadt, die sie sonst in der Nacht so liebte, strahlten bunt und unbeirrt. Glitzerten auf dem feuchten Asphalt. Immer ein bisschen wie Weihnachten, wenn es geregnet hatte.
    Scheiß Geflimmer. Scheiß Weihnachten.
    Mischa trommelte mit dem Zeigefinger gegen die Seitenscheibe.
    »Bleibt es bei unserer Verabredung nächste Woche Freitag?«
    »Klar«, raunzte sie kurz angebunden. »Es ist unser Freitag, wieso fragt du?«
    »Du bist sauer auf mich. Außerdem hast du viele andere Termine.«
    Unvermittelt brachte sie den Wagen zum Stehen, sodass sie beide heftig in den Sicherheitsgurt gerissen wurden.
    »Spinnst du?«, fauchte sie, ohne sich um den nachfolgenden Verkehr zu kümmern. »Glaubst du etwa, ich weiß nicht mehr, was wichtig ist? Einmal im Monat ist unser Freitag, so wie immer. Basta! Der ist noch nie ausgefallen und das wird auch so bleiben. Eher friert die Hölle zu. Wenn hier zwischendurch mal die Fetzen fliegen, war das doch noch nie ein Problem. Was für eine blöde Frage! Es sei denn …«, sie stockte und starrte ihn an, »du willst das nicht mehr?«
    »Beruhige dich. Für mich stand das nie zur Debatte. Ich dachte nur …«
    »Dass ich vor lauter Männergeschichten keine Zeit mehr für dich habe, oder was? Überlass das Denken mal lieber wieder mir, Blödmann. Du bist mein bester Kumpel, auch wenn du mir gerade tierisch auf den Wecker gehst. Nur damit du’s weißt, Kleiner!«
    »Danke für die Blumen. Also alles beim Alten? Am freien Freitag, vor dem freien Samstag Essen beim Koreaner. Und danach? Geht die alte Frau mit dem Blödmann ins Kino?«
    Sie boxte ihm aufs Knie, während sie den Streifenwagen wieder in den Verkehr einreihte.
    »Klar doch. Du zahlst.«
    »So wie immer, meine eigene Rechnung und du deine.«
    Im Halbdunkel grinsten sie einander an. Mit zufriedenem Brummen lehnte Mischa sich zurück und zog die Dienstmütze in die Stirn.
    »Wenn du nicht mein Partner wärst«, murmelte er dabei, »dann würde mir was fehlen, alte Frau.«
    Sie boxte ihn wieder.
    »Dann müsste ich jetzt nämlich selber fahren und könnte kein Nickerchen machen.«
    Sie lachte leise. »Du bist echt ein Blödmann!«
    Draußen wartete die Stille der Nacht und Alexandra genoss das üppige Funkeln der Straßenbeleuchtung. Noch zwei Monate bis Weihnachten. Sie freute sich darauf.

Donnerstag, 25. Oktober
     
    Die Sonne ließ sich den ganzen Tag nicht blicken. Die diffuse Beleuchtung unter der geschlossenen Wolkendecke veränderte sich nicht, Tageszeiten verschwammen in depressivem Einheitsgrau. Der einzige Lichtblick blieb, dass Alexandra das Haus nicht verlassen musste. Nicht einmal das Bett, bisher.
    »Sag mal meine Schöne, der Tote auf dem Frachter, das war doch in deinem Revier?«
    »Hmhm.« Alexandra grunzte schläfrig.
    »Gibt es da irgendwelche Anhaltspunkte? Offiziell hat die Polizei noch nichts verlauten lassen. Es hieß aus unbestätigter Quelle, er wurde gestoßen. Ist da was dran?«
    Alexandra wälzte sich auf die andere Seite und stützte sich auf den Ellbogen, plötzlich wieder hellwach.
    »Das glaube ich jetzt nicht! Jörg Weber, elende alte Socke, bildest du dir ein, nur weil wir miteinander schlafen, kriegst du von mir Insiderinformationen? Bist du bescheuert?«
    »Man kann es doch mal versuchen.« Er biss ihr knurrend in die Schulter. Kein bisschen verlegen. »Der Versuch ist nicht strafbar, oder? Du bist moralisch einwandfrei. Habe ich hiermit zur Kenntnis genommen. Zumindest, was Dienstgeheimnisse betrifft.«
    »Schweinehund.«
    »Oh ja, weiter so! Beschimpf mich, da steh ich total drauf! Kleines Luder.«
    »Keine Lust. Du musst nach Hause.«
    »Wieso?«
    »Das hier soll nicht zur Gewohnheit werden. Also raus jetzt. Der Hinweis auf meine – unsere – moralische Gesinnung war fehl am Platz, um nicht zu sagen, ein Volltreffer, der mir die Stimmung

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