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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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wenig Mehl darüber gestreut. Ich habe alles so belassen, auch ihr aufgeschlagenes Bett. Ich schlafe auf einer Luftmatratze im kleinen Zimmer, in dem sich nichts außer einer großen Schwarz-Weiß-Fotografie befindet. Sie zeigt einen vergrößerten und daher grobkörnigeren Abzug meines Gesichts. Nasse Strähnen fallen mir ins Gesicht, die wie mascaragetränkte Tränenrinnsale an Stirn und Wangen hängen. Das kleinere Originalfoto ist in Lauras Tasche, die sie jetzt beim Pförtner abholt. Ein Käfer hupt zweimal.
    Laura sieht auf und winkt in Richtung des Autos. Ein Frau, Mitte zwanzig, steigt aus, läuft auf Laura zu und nimmt ihr die Tasche ab. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich Maria. Sie ist älter geworden, die Haare noch immer lockig, mit einer Spange befestigt, damit die Stirn frei bleibt. Maria legt den Arm um Laura, die ihren Kopf an ihre Schultern lehnt. Einmal wendet sich Maria um und entdeckt mein Gesicht hinter dem großen Kastanienbaum. Sie sieht mich an, nur sehr kurz, sie lächelt nicht. Dann dreht sie ihren Kopf zurück, zuckt mit den Schultern, als schüttele sie ein lästiges Ungeziefer ab; so schlendern sie langsam zum Auto, das sich mit lautem Knattern in Bewegung setzt. In einiger Entfernung folge ich ihnen mit dem geliehenen Wagen. Erst als Maria vor meiner Haustür zum Stehen kommt, bemerke ich, welchen Weg wir eingeschlagen haben. Maria steigt aus, schultert Lauras Tasche und öffnet ihr die Autotür. Sie überqueren die Straße, Maria zückt einen Schlüssel und öffnet die Haustür. Als sie sich schließt, renne ich beinahe.
    Auf meinem alten Klingelschild sehe ich ihren Namen:
Maria Meissner
und
Laura Winter
. Mein Namensschild habe ich beim Umzug in Lauras Wohnung entfernt, jetzt ist es durch Marias ersetzt worden. Meine Hände zittern. Ich schreibe es der Kälte zu und bemerke erst jetzt die warmen Sonnenstrahlen, die auf die ersten Schneeglöckchen fallen. Ein Tag, der vom nahenden Frühling erzählt, so wie jedes Jahr.

Wie du und ich
Anna Clainen
    Judith knallte den Hörer auf die Gabel ihres altmodischen Telefons, das auf einem kleinen, reich verzierten Nachttisch neben dem Himmelbett stand. Die Erschütterung ließ die Klingel im Innern des schweren Gehäuses erzittern. Verloren irrte der Ton durch die Stille des Schlafzimmers, das Judith im Stile eines schwülstigen Luxusbordells eingerichtet hatte. Die schweren roten Vorhänge vor den Fenstern und der weiche Teppich schluckten die Schallwellen.
    In der Stille kochte ihr Zorn wieder hoch. In letzter Zeit vermasselte ihr Agent einfach zu viele Dinge. Er hatte versprochen, sich um die Probleme zu kümmern. Stattdessen hatte er anscheinend lieber auf seinem fetten Arsch gesessen und sich die Eier gekrault – oder sie von einer seiner Huren kraulen lassen. Wenn es um Frauen ging, bewies er zielsicher einen erbärmlichen Geschmack.
    Er war der festen Überzeugung, dass sein Erfolg beim anderen Geschlecht mit seinem beruflichen Können zusammenhing. Das allerdings offenbarte eine tragische Ironie.
    Dass sie ihn nicht schon längst gefeuert hatte, durfte er ausschließlich seinen guten Kontakten zurechnen. Die wirklich wichtigen Arbeiten erledigte ein verschwiegener Sekretär im Hintergrund. Außerdem hatte Judith manchmal den Verdacht, er könnte ein Doppelagent sein. Sie streute wohldosierte kleine Geheimnisse, um ihn von dem großen Geheimnis abzulenken. Mit dem richtigen Spiel hatte er schon lange nichts mehr zu tun. Die angestaute Wut über diesen sprachbegabten Affen drohte gerade auszubrechen, da atmete sie tief durch.
    Heute könnte dieser dreckige Bastard sie an ihrem hübschen Arsch lecken. Immerhin war er es gewesen, der ihr dieses Treffen vermittelt hatte; auch wenn der ursprüngliche Hinweis von ihrem Sekretär gekommen war. Auf seine regelmäßigen Anfälle von Paranoia gab sie schon lange nichts mehr. Diese Chance durfte sie sich unter keinen Umständen entgehen lassen. Sie konnte sich unmöglich auf trockene Recherche in Bibliotheken und Datenbanken beschränken. Selbst wenn überraschend viele ihrer Zielobjekte noch immer sehr nachlässig mit der Sicherung ihrer Computer umgingen. Judiths Blick fiel auf den großen Spiegel. Ihre letzten Enthüllungen waren nicht zuletzt deshalb so erfolgreich gewesen, weil sie mit Opfern und Tätern gleichermaßen mehr als nur Tuchfühlung aufgenommen hatte. Sie war noch immer nackt.
    Das Telefon hatte geklingelt, als sie gerade ihre frisch rasierte Möse eingecremt hatte. Judith

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