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Ich Bin Ein Schwein

Ich Bin Ein Schwein

Titel: Ich Bin Ein Schwein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Steinlechner
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Frauen, die ihn nicht wollten, waren entweder verklemmt oder lesbisch oder beides. Auf jeden Fall aber waren sie tief in ihrem Wesen verdächtig.
    Judith hingegen sah keinen Grund, ihr zu misstrauen.
    Auf dem Weg ins Lokal hatte sie noch einmal eine Mappe mit Sarahs Artikeln aus verschiedenen internationalen Zeitungen und Magazinen durchgesehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass Sarah genau ihre Frau war. Die Quelle, auf die sie schon seit Monaten gehofft hatte. Da konnte es nur von Vorteil sein, dass Mister Affenarsch sie nicht mit Sperma vollgepumpt hatte.
    Obwohl sie in einer gut abgeschirmten Nische saßen, sprach Sarah leise. Ihre weiche Stimme passte so gar nicht zu den Reportagen, die sie für Judith interessant machten. Sie kam sofort zur Sache:
    „Wenn ich Ihren ‚Agenten‘ richtig verstanden habe, suchen Sie unzensierte Berichte und vor allem belastendes Bildmaterial?“
    Für die abschätzige Art, mit der Sarah das Wort Agent aussprach, hätte Judith sie am liebsten umarmt. Doch sie war im Dienst. Also lächelte sie nur vage und nickte. Sarah fuhr fort:
    „Sie wissen, dass ich damit einiges aufs Spiel setze. Mehr als meinen guten Ruf. Sie verstehen? Von den rechtlichen Konsequenzen ganz zu schweigen.“
    „Sie bekommen aber auch einiges dafür. Sie wissen, dass ich als praktisch unsichtbar gelte. Nicht wenige halten mich für eine Erfindung der jeweiligen Gegenseite. Ich bin so geheim, dass ich mich manchmal sogar selbst frage, ob ich tatsächlich existiere. Mein Risiko ist also auch nicht ganz unbeträchtlich. Und was das Gesetz betrifft ...“
    Judith schnaubte verächtlich, ehe sie fortfuhr:
    „Ich gehe allerdings davon aus, dass Sie darüber bereits vor diesem Treffen nachgedacht haben. Also lassen wir die Spielchen und kommen gleich zur Sache – mit Verlaub.“
    Judiths Tonfall klang gereizt. Dennoch entspannte sich Sarahs Miene merklich. Ihre gepflegten Hände verrieten nicht die kleinste Spur von Nervosität. Ihre Stimme klang nun auf eine andere Art weich:
    „Sie haben Recht. Ich bin sehr an einer Zusammenarbeit interessiert. Außerdem will ich den Schwanz Ihres ‚Agenten‘ nicht umsonst gelutscht haben.“
    Sarah zahlte für beide.
    Judith wusste, dass die schützenden Schatten auf sie aufpassten. Gerade für diese Nacht waren sie in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Deshalb stieg sie ohne Bedenken in Sarahs unauffälligen Kombi. Ohne zu murren, ließ sie sich die Augen verbinden. Als Sarah auf allzu deutlichen Umwegen durch die Stadt fuhr und ihr die Augenbinde erst wieder in einer dunklen Garage abnahm, musste Judith mitleidig lächeln. Es gab andere Methoden, um ihren Aufenthaltsort selbst nachträglich festzustellen.
    Sarah nahm Judith bei der Hand und führte sie durch ein Labyrinth stockdunkler Gänge und Treppen. Schon die Gerüche, die ihr auf diesem unnötig in die Länge gezogenen Weg in die Nase stiegen, erzählten Judith mehr über ihren Aufenthaltsort, als Sarah jemals vermutet hätte. Sarahs Handflächen waren feucht. Wie hübsch Sarah war. Ihr Gesicht kam ihr so vertraut vor. Schon so lange hatte sie keine reifere Frau mehr geliebt. Judith fühlte sich sicher. Kein Grund zur Paranoia. Keine Gefahr. In all dem modrigen Mief von Kartoffelkellern und Waschküchen steckte die Phantasie ihre Zunge für einen verschwindend kurzen Augenblick in die nasse Möse der ihr fast unbekannten Frau. Sie blieben stehen. Das leise Geräusch verriet Judith, dass Sarah eine Tür öffnete. Wenige Sekunden später stand sie im warmen Licht eines Wohnzimmers.
    „Entschuldigen Sie bitte die Vorsichtsmaßnahmen. Es ist für uns beide sicherer, wenn Sie nicht wissen, wo ich wohne.“
    Auf Sarahs Gesicht trat verlegene Röte. Sie war wirklich reizend. Die schamhaften Wangen verstärkten ihre sinnliche Ausstrahlung. Sie standen ihr ausgezeichnet. Selbst das Grauen, über das sie so oft berichtete, hatten ihren Augenwinkeln die Lachfältchen nicht nehmen können. Im Lokal hatte sie nicht gelacht. Jetzt tat sie es. Vielleicht würden sie sich tatsächlich einmal privat treffen. Später, wenn der Job erledigt sein würde. Sarah war sicher gut im Bett. Judith wusste nicht, wie genau sie zu dieser Vermutung kam. Es war mehr als nur ein Gefühl. Wieder verspürte sie Mitleid. Sarah mochte ohne Zweifel eine hervorragende Journalistin sein, aber von Geheimhaltung und Vorsichtsmaßnahmen verstand sie nichts. Es war keine Zeit für Verlegenheiten. Es würde kein ‚Nach dem Job‘ geben. Judith

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